Im September 2009 unterzeichneten die Vertretungen der damals sechs Mitgliedsarchive (Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Stasiunterlagen-Archiv Magdeburg, Stadtarchiv Magdeburg, Archive der ev. Landeskirche und des kath. Bistums und das Archiv des Landtags) den Gründungsvertrag des Magdeburger Notfallverbunds im Landtag von Sachsen-Anhalt. Er verpflichtete sich der verstärkten Notfallprävention und solidarischen Unterstützung im Katastrophenfall. Diese erfolgt unter anderem durch die Bereitstellung von Fachleuten und Spezialmaterial.
Im Jahr 2019, zehn Jahre nach seiner Gründung, öffnete sich der ursprünglich rein archivische Notfallverbund für andere kulturgutbewahrende Einrichtungen. Seither gehören auch die Stadtbibliothek Magdeburg, die Bibliothek der Hochschule Magdeburg-Stendal und das Kulturhistorische Museum Magdeburg zum Verbund.

Peter Fauck (Landtagsarchiv), Landtagsvizepräsidentin Anne-Marie Keding und Oberst Thorsten Alme (Landeskommando Sachsen-Anhalt) beim Informationsaustausch.
Neue Notfall- und Katastrophenszenarien
Zu den Notfall- und Katastrophenszenarien, auf die sich der Notfallverbund bislang vorbereitet, zählen vor allem Naturkatastrophen (Hochwasser, Stürme) und lokal begrenzte Schadenslagen (Feuer, Rohrbrüche). Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 ist auch die militärische Bedrohung wieder in den Fokus der Notfallvorsorge gerückt. Die Bestände und Sammlungen von Archiven, Bibliotheken und Museen sind als schützenswertes regionales und nationales Kulturgut Teil der kritischen Infrastruktur. Sie vor Beschädigungen und Vernichtung durch Kriegseinwirkungen zu schützen, gehört somit zu den Aufgaben des Zivilschutzes.
Der Magdeburger Notfallverbund hatte am Dienstag, 3. Juni 2025, zu einem Informationsaustausch mit dem Landeskommando der Bundeswehr eingeladen. Die Kultureinrichtungen wollten zu einer besseren Einschätzung der potenziellen Bedrohungslage kommen. Andererseits sollte der Dialog auch dazu dienen, der Bundeswehr einen Einblick in die vorhandenen Krisenreaktionsstrukturen zu bieten.
Fragestellungen für das Gespräch
Für einige der im Notfallverbund organisierten Einrichtungen existieren bereits Reaktionskonzepte für militärische Bedrohungslagen, zum Beispiel ein Auslagerungskonzept für das Landesarchiv. Um die Planungen und notwendige Vorsorge sinnvoll voranzutreiben, ist es entscheidend, zu wissen, worauf man sich vorbereitet:
- Welche Bedrohungs- und Schadensszenarien sind wahrscheinlich?
- Welche Reaktionszeiten sind im Kriegsfall realistisch?
- Welche Logistik steht ggf. zur Verfügung?
- Welche Unterstützung kann von der Bundeswehr und den Zivilschutzbehörden erwartet werden?
- Welche Kommunikationswege stehen ggf. zur Verfügung?
Um den Wissens- und Informationsaustausch effektiv zu gestalten, waren zu dem Gesprächsformat neben den Mitgliedseinrichtungen des Magdeburger Notfallverbunds auch Vertreterinnen und Vertreter der für den Kulturgutschutz zuständigen Landesministerien (StK/MK und MI) sowie der Notfallverbünde Halle und Harz sowie der Berufsfeuerwehr eingeladen.