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Plenarsitzung

Versöhnung unter den Menschen und Völkern

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn der Frieden ist der Weg.“ – Dieser Satz von Mahatma Gandhi wurde zum Motto der Gedenkveranstaltung des Landtags von Sachsen-Anhalt und des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge am diesjährigen Volkstrauertag (19. November 2023). Ein Motto, das so sehr in diese Tage passt, wie es eigentlich jedes Jahr, an jedem Volkstrauertag in die Tage passt.

Erinnert wird an diesem Tag an die Millionen Opfer von Krieg und gewaltsamen Konflikten – an Tote und Verletzte und Vertriebene der beiden Weltkriege, der Kriege und Auseinandersetzungen auf allen Kontinenten in den vergangenen mehr als hundert Jahren. Sinnend hält man inne, senkt schweigend das Haupt, mahnt Frieden an und den Schutz des Lebens. Um sich im Jahr darauf zu treffen, um ebendies zu tun.

„Jeden Tag für Freiheit eintreten“

„Wir halten inne zum Gedenken, denn Frieden ist eines der höchsten Güter, die wir haben“, sagte Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger. Aus Respekt vor den unzähligen Opfern gebe es diese Momente des Innehaltens. Es gebe die Orte der Erinnerung, um das nationale Gedächtnis zu stützen. Es sei nicht selbstverständlich, in Frieden und in einem Rechtsstaat zu leben, dies zeigten gerade die Konflikte auf der Welt. „Wir müssen jeden Tag für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit eintreten.“ Jedwede Arbeit im Sinne des Friedens sei wichtig, so Schellenberger, sie beginne mit der Erinnerungsarbeit – über Grenzen hinweg, wie sie der Volksbund leiste.

„Hass erzeugt nur noch mehr Hass“

Deutschland habe seine Kriegsverbrechen anerkannt und zügig mit deren Aufarbeitung begonnen, erinnerte Rüdiger Erben, Vorsitzender des Landesverbands Sachsen-Anhalt im Volksbund. Durch den Austausch mit den europäischen Nachbarn habe seit Kriegsende 1945 der Frieden im Herzen Europas gewahrt werden können. Das Wort Krieg löse in uns fürchterliche, grauenhafte Bilder aus, sagte Erben, „bei uns zum Glück nur Bilder!“ Wie mag es jenen ergehen, bei denen diese Bilder bittere Realität seien, die mit dem Sterben und Zerstören um sie herum umgehen müssten? Der Volksbund habe sich der „Versöhnung über den Gräbern“ verschrieben, um Hass zu verhindern, „denn Hass erzeugt nur noch mehr Hass“, so Erben.

Programmpunkte von Schülerinnen und Schülern

Schülerinnen der Latina August Wilhelm Francke Halle (Saale) stellten ein Schulprojekt vor, in dem sie sich mit dem Gefallenendenkmal in der Aula der Schule auseinandersetzten. 1925 wurde dieses eingeweiht – „den Gefallenen zur Ehre, den Lebenden zum Gedenken“. Es erinnert an die gefallenen Schüler und Lehrer im Ersten Weltkrieg. Dank dem Projekttag mit dem Volksbund am 7. November 2023 hatten sich die Schülerinnen und Schüler mitunter zum ersten Mal dem Mahnmal gewidmet und Zusammenhänge zwischen Krieg, Gedenken und Mahnung hergestellt.

Die musikalische Umrahmung der Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag hatte die 11. Klasse des Kinder- und Jugendchores aus dem Hegel-Gymnasium Magdeburg übernommen. Sie sangen Werke von Hannes Wader, Johannes Brahms, Siegfried Strohbach sowie Dietrich Bonhoeffer und Siegfried Fietz.

Ein Nie-wieder durch ein Immer-wieder

Die Auseinandersetzung mit den eigenen Schattenseiten der Geschichte sei Teilhabe an der Zivilisationsaufgabe, das Beste im Menschen zu suchen und dadurch auch in Zeiten aktueller Kriege und Konflikte notwendig, betonte Prof. Dr. Christoph Volkmar, Direktor des Stadtarchivs Magdeburg und Vorsitzender der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt. Das kulturelle Gedächtnis brauche ständige Aktualisierung, es heiße nicht umsonst „Erinnerungsarbeit“. Das Credo „Nie wieder“ setze ein „Immer-wieder“ voraus, die Wiedergabe von Informationen und Perspektiven über die Generationen hinweg sei zwingend notwendig.

Erinnerungsarbeit sei anstrengend, aber sie biete auch die Chance auf die Begegnung über die Generationen hinweg – auf Augenhöhe, so Volkmar. „Erinnerungsarbeit braucht Kopf und Herz zugleich“, sie bedürfe der Verortung im Hier und Jetzt. Ein Bestandteil dessen seien beispielsweise die vielen Stolpersteine, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.

Volkmar lobte insbesondere die aktuellen Jugendprojekte, die sich mit dem 17. Juni 1953 oder der Flucht aus der DDR beschäftigten. Erinnerungsarbeit liefere den Jugendlichen einen neuen Blick auf die eigene Erlebniswelt, wenn Vergangenes ins Jetzt geholt werde, wenn eigene Orte und nahe Mitmenschen zum Teil der eigenen Geschichte würden. Sinnvoll sei es, die lokale Verortung mit europäischen und globalen Perspektiven zu versehen. „Stärken Sie die Erinnerungskultur in Sachsen-Anhalt“, forderte Volkmar die Abgeordneten des Landtags auf, sie sei die beste Investition in die Jugend des Landes.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Landtags fand in Zusammenarbeit mit dem Volksbund und der Bundeswehr auf dem Magdeburger Westfriedhof eine Kranzniederlegung statt.