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Plenarsitzung

2022: Siegerinnen und Sieger nach Berlin

Es wurde geredet, gestritten, diskutiert, debattiert und resümiert: Jugendliche aus ganz Sachsen-Anhalt ermittelten am Montag, 9. Mai 2022, im Plenarsaal des Landtags von Sachsen-Anhalt ihre besten Rednerinnen und Redner beim diesjährigen Landesfinale des bundesweiten Wettbewerbs „Jugend debattiert“. Prominentester Gast war Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger.

Blick in den Plenarsaal. An den Rednerpulten stehen die Verantwortlichen der Institutionen, die den Wettbewerb gemeinsam veranstalten.

Vor der eigentlichen Debatten-Battle gab es eine kurze Interviewrunde mit dem Hausherrn (Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger) und den Verantwortlichen der Institutionen, die den Wettbewerb gemeinsam veranstalten.

Statements vor den Finalrunden

Schon seit 2003 habe er mit „Jugend debattiert“ zu tun, denn damals habe er den Wettbewerb als Vorsitzender des Bildungsausschusses des Landtags von Sachsen-Anhalt eröffnet, sagte Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger im Vorfeld des Finales. „Debattieren ist eine Fähigkeit, die eigentlich alle haben müssten, denn nur so kann man sich miteinander austauschen und sich mit guten Argumenten durchzusetzen.“

MDR-Hörfunkchef Dr. Winfried Bettecken (der MDR ist Medienpartner des Wettbewerbs) sagte: „Wir müssen miteinander reden und auch einander zuhören. Jemanden zu überzeugen, gehört eigentlich zum Alltag dazu. Durch die Lust am Diskurs und an der Debatte sind wir Teil des Wettbewerbs.“

Ansgar Kemmann von der veranstaltenden Hertie-Stiftung betonte: „Jugend debattiert“ sei ein Wettbewerb in privat-öffentlicher Partnerschaft, die Stiftung könne gut zwischen den unterschiedlichen Institutionen vermitteln. „Die Debatte ist ein zentrales Thema für unser demokratisches Gemeinwesen.“

Hans-Jörg Eikel vom Bildungsministerium Sachsen-Anhalt war beeindruckt, dass die Schülerinnen und Schüler noch zusätzliche Leistungen erbrächten und damit einen enorm wichtigen Beitrag für das Miteinander leisteten. „Alle bringen sich ein und entwickeln sich weiter – das kann ihr Plus für die Zukunft sein.“

Frank Diesener, Staatssekretär im Bildungsministerium zeigte sich sicher, dass der Wettbewerb den Jugendlichen eine gute Vorbereitung liefere, sich später mit gewonnenen Fähigkeiten behaupten und Konflikte mit Worten bewältigen zu können. „Ihr habt hier heute den Mut bewiesen, sich zu öffnen und Gegenargumente zuzulassen.“

Zwei Debattenrunden am Nachmittag

Nach den Ausscheidungsrunden am Vormittag waren ab 14 Uhr im Plenarsaal nur noch die acht Finalistinnen und Finalisten übriggeblieben. In den beiden Klassenstufen 8–10 und 11–12 traten dann noch jeweils vier Debattanten an – Duellwaffe war natürlich ausschließlich das wohlüberlegte Wort.

Nur 24 Minuten, so lange dauert nämlich eine Debatte, trennte die je vier Finalteilnehmenden vom möglichen Landestitel, der schließlich nicht nur einiges Prestige, sondern auch die Teilnahme am Bundesfinale ermöglicht. Wie immer standen das Ausreden und das Zulassen anderer Meinungen dabei im Mittelpunkt – unter Beachtung verschiedener Regeln des Meinungsaustausches.

Gruppenbild des Siegers und der Platzierten mit Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger.

In der Sekundarstufe I gab es mit Friedrich Gregor Litwinenko einen Sieger.

Die Debatte der Sekundarstufe I

„Soll Alkohol für Jugendliche unter 18 Jahren verboten werden?“ lautete die Frage für die Sekundarstufe I. Pro und Kontra wurden einander gegenübergestellt – natürlich als Debattierspiel, denn die vertretenen Meinungen sind nicht automatisch die der Debattierenden, sondern dienen in erster Linie der Diskussion.

Die Argumente waren altbekannte: Alkohol hat negative Folgen für die körperliche Entwicklung, man solle mehr Aufklärung gegen das Trinken betreiben, um das Bewusstsein zu stärken, was Alkoholkonsum bedeutet. Würde ein Verbot nicht nur die Attraktivität steigern? Und für welchen Alkohol soll diese Regel gelten, etwa auch für Schnapspralinen und Kuchen mit Likörfüllung? Ist man denn mit 18 schon so viel reifer als mit 16? Und was ist mit den gesundheitlichen Schäden – die gebe es doch ab 18 Jahre auch immer noch. In den letzten Jahren habe die Zahl von regelmäßig Alkohol trinkenden Jugendlichen durch Aufklärungskampagnen deutlich gesenkt werden können, deswegen sei ein Verbot nicht nötig, das sei viel zu radikal. Einig wurde man sich – erwartungsgemäß – nicht; dafür hatte die Jury eine gute Grundlage für die Analyse. Und so legte sich die Jury fest:

1. Friedrich Gregor Litwinenko (Elisabeth-Gymnasium Halle)
2. Emma Marlene Brozek (Georg-Cantor-Gymnasium Halle)
3. Mascha Franke (Norbertusgymnasium Magdeburg)
4. Anna Strohschein (Goethegymnasium Weißenfels)

Gruppenbild der Siegerin Charlotte Michalski und der drei Platzierten mit Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger.

Gruppenbild der Siegerin Charlotte Michalski (r.) und der drei Platzierten mit Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger.

Die Debatte der Sekundarstufe II

Die Frage für die Sekundarstufe II bot schon mal eine gute Grundlage für eine spannende Debatte mit fliegenden Argumenten: „Soll in Großstädten die kurzfristige Vermietung von privatem Wohnraum über Onlineportale verboten werden?“ Also Airbnb ade?!

Es gebe doch sowieso in den Großstädten nur begrenzten Wohnraum, der knappe Wohnraum würde so noch stärker eingeschränkt. In Berlin beispielsweise werde mit einem „Zweckentfremdungsverbot von Wohnraum“ versucht, Airbnb einzuschränken. Aber wäre eine Ausweitung auf ganz Deutschland sinnvoll? Denn das kurzzeitige Einmieten sei für Nutzer wie Anbieter lohnenswert. Auch für Touristen sei es ganz angenehm, ein Verbot hätte also auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die großen Städte. Abgesehen davon werde der Wohnraum ja von den eigentlichen Mietern auch genutzt, stehe also nicht per se leer.

Doch besteht nicht ein Unterschied, wenn es eher große Firmen sind, die ganze Wohnblocks als Airbnb-Wohnungen anbieten und damit den allgemeinen Wohnraum reduzieren? Ein Verbot der Kurzzeitvermietung würde allerdings auch Studenten und Arbeitnehmer treffen, die von günstigen Mieten und kleinen Zugewinnen profitierten.

Die Jury hat im Anschluss an die Debatte folgende Entscheidung getroffen :

1. Charlotte Michalski (Goethegymnasium Weißenfels)
2. Fabienne Deux (Gymnasium Philanthropinum Dessau)
3. Vivian Bartels (Europaschule Gymnasium Stephaneum Aschersleben)
4. Caecilie Borschel (Gymnasium Philanthropinum Dessau)

Wie es weitergeht

Die im Landtagsplenarsaal in Magdeburg gekürten jeweils beiden Erst- und Zweitplatzierten werden Sachsen-Anhalt am 18. Juni 2022 beim Bundesausscheid in Berlin vertreten. Zuvor treffen sie bei einem gemeinsamen Seminar für Landessieger auf ihre bundesweiten Kontrahenten. Wer nach dem Bundesentscheid zu den besten Sechs der eigenen Altersgruppe gehört, nimmt an einer sechstägigen Akademiewoche teil und wird in das Alumni-Programm von „Jugend debattiert“ aufgenommen.