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Plenarsitzung

Elberadweg: Motor für regionale Wirtschaft

„Aushängeschild“, „Kulturgut“ oder auch „Erfolgsprodukt“: Für den Elberadweg und den weiteren Radtourismus im Land finden Tourismusverantwortliche in Sachsen-Anhalt oft lobende Worte. Sie mahnen aber auch: Um diesem Status gerecht zu werden und ihn beizubehalten, brauche es Investitionen. Der Themenkomplex war  am Donnerstag, 4. September 2025, Gegenstand einer Anhörung im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus.

Ein Bild von einem Fahrrad, das auf dem Elberadweg neben dem Fluss abgestellt ist

Der Elberadweg führt von der Elbquelle in Tschechien bis nach Cuxhaven, wo die Elbe in die Nordsee mündet.

Elberadweg als „Aushängeschild“

Zuerst sprachen Jan Braunsberger und Julia Müller vom Tourismusverband Elbe-Börde-Heide e. V. Dort ist die „Koordinierungsstelle Mitte“ des Elberadwegs angesiedelt – zuständig für den Abschnitt von Wittenberge bis Dessau. Braunsberger ist Geschäftsführer des Verbands, Müller betreut die Koordninierungsstelle. „Der Elberadweg ist ein Aushängeschild unseres Landes“, erklärte Braunsberger im Ausschuss. Mit rund 330 Kilometern in Sachsen-Anhalt gehöre er zur bedeutendsten touristischen Infrastruktur, ziehe auch Gäste aus dem Ausland an und stärke die Wirtschaftskraft der Region. 

Koordinierungsstelle sieht Probleme

Es gebe allerdings auch Herausforderungen, so Braunsberger. Die gesamte Koordination für den Elberadweg im Bereich Mitte liege bei einer Vollzeitkraft im Verband, was nicht mehr tragfähig sei, betrachte man die zunehmenden Aufgaben. Eine auf zwei Jahre angelegte Förderung durch das Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt sei „hilfreich, aber noch nicht ganz das Optimum für eine langfristige nachhaltige Entwicklung“. Braunsberger sprach verschiedene weitere Defizite an, etwa Vandalismus an der Beschilderung. Auch bei der Kommunikation zwischen dem Verband und anderen Stellen hapere es – Umleitungen würden oft zu spät ausgewiesen oder dem Verband mitgeteilt.

Diese Maßnahmen könnten den Weg aufwerten

Dafür schlägt Braunsberger konkrete Maßnahmen vor. Eine Möglichkeit wäre die institutionelle Förderung des Verbands, um Planungssicherheit zu schaffen. Besonders im Bereich der Vermarktung könne man damit viel bewirken. Mit mehr Personal könne strategisch statt reaktiv gehandelt werden. Eine weitere Idee: Ein „landesweiter Beschilderungsfonds“. Durch ihn könnten Kommunen schnell und unbürokratisch Schilder ersetzen und Umleitungen kennzeichnen.

Eine länderübergreifende digitale Plattform mit Echtzeitinformationen zu Baustellen, Fährzeiten und Hochwasser würde den Service und die Sichtbarkeit erhöhen. Sinnvoll sei auch ein Förderprogramm für radfreundliche Infrastruktur in Gaststätten und Unterkünften – so bleibe die Wertschöpfung vor Ort, Einnahmen kämen über Steuern zurück. Ebenso gewünscht: Ein „Klimaanpassungspaket“ für den Radweg, etwa mit Schutzhütten, Schattenplätzen, Wasserstellen und Hochwasserschutz.

Auch wenn die Wunschliste lang sei, befindet Braunsberger: „Jeder investierte Euro zahlt sich mehrfach aus. In Arbeitsplätzen, in regionaler Wertschöpfung und in einem positiven Image.“ Der Radweg sei „Wirtschaftsfaktor, Standortvorteil und Kulturgut zugleich“. Braunsbergers Kollegin Müller sagte dazu: „Wir schreiben weiterhin gute Zahlen.“ Aber: Man müsse sich „ransetzen, um weiterhin ein Erfolgsprodukt zu bleiben“.

Das sagen weitere Interessenvertreter

Auch andere Fachleute kamen zu Wort. Carla Reckling-Kurz, Geschäftsführerin des Altmärkischen Regionalmarketing- und Tourismusverbands, erklärte, dass es unkomplizierte Fördermittel für mehr Investitionen in die Radfernwege brauche. Eine kreisübergreifende Koordinierungsstelle, die auf die Gesamtproblematik schaue und bei Fördermittelanträgen helfe, sei ebenfalls sinnvoll.

Kristin Ruske von der Tourist-Information Wittenberg sieht ebenfalls die Notwendigkeit von Investitionen, etwa in Beschilderung, Ladesäulen für E-Bikes oder in ein elektronisches System, welches Touristen Fährabfahrten und Streckenänderungen anzeigt.

Martin Schulze vom Tourismusverband Sachsen-Anhalt sprach als letzter Interessenvertreter. Er wünschte sich mehr Vernetzung der Tourismusverantwortlichen untereinander, was das Thema Radwege angehe. Ein gemeinschaftliches Wege- und Beschwerdemanagement „wäre nur logisch“. Auch Probleme beim ÖPNV, etwa defekte Aufzüge an Bahnhöfen, seien ein Thema – immerhin sei der öffentliche Verkehr mit einem Anteil von 40 Prozent das „dominierende Anreisethema“.

Minister Schulze: Geld gezielt einsetzen

Am Ende der Anhörung sprach Sven Schulze (CDU), Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten. „Die Ansprüche sind sehr unterschiedlich und verändern sich mit der Zeit. Deswegen ist das für uns ein Punkt, wo wir, glaube ich, nicht mehr groß darüber nachdenken müssen, zu investieren“, befand er. „Unser Ziel muss es sein, das wenige Geld, das wir für solche Sachen zur Verfügung haben, gezielt einzusetzen.“ Dabei setzte Schulze auch gleich einen Schwerpunkt: „Ich glaube, das Hauptthema müssen die Wege sein – dass wir die ausbauen, dort wo sie noch nicht da sind.“ An einigen Stellen sei außerdem eine Erneuerung durchzuführen, die Kommunen seien dabei zu unterstützen. „Ich glaube, ganz so schlecht sind wir gar nicht aufgestellt“, so Schulze auch mit Blick auf Saale-, Bode- und andere Radwege.

Die Erkenntnisse und Meinungen der Anhörung dienen im weiteren Verlauf der parlamentarischen Arbeit der Abgeordneten im Ausschuss. Zu einem späteren Zeitpunkt wird dieser sich zum weiteren Vorgehen in der Sache verständigen.