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Plenarsitzung

Unmenschlichkeit vor der Haustür akzeptiert

Magdeburg-Rothensee barg 1944/45 ein Außenlager des KZs Buchenwald, genannt MAGDA. Ab Juni 1944 waren 2 170 dorthin zumeist ungarische Juden des Konzentrationslagers überführt und unter widrigen Bedingungen zu Schwerstarbeit für die Braunkohle-Benzin AG (BRABAG) gezwungen worden. Sie mussten unter anderem Luftschutzbunker bauen und Blindgänger entschärfen. 550 Inhaftierte haben ihr Leben lassen müssen. Jeder Einzelne von ihnen gehört zu den Millionen Opfern der Nazis bis über den europäischen Kontinent hinaus.

„Das KZ-Außenlager befand sich inmitten eines Wohngebiets“, erinnerte Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris. „Familien gingen außerhalb des Lagers ihrem Alltag nach, suchten Schutz in den von den Inhaftierten gebauten Bunkern.“ All dies sei ohne Kritik von außen passiert, die Magdeburgerinnen und Magdeburger hätten mit der Unmenschlichkeit vor der eigenen Haustür gelebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe man einen Mantel des Schweigens über das frühere Außenlager gelegt, erst nach der Wiedervereinigung habe die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels begonnen, erklärte die Oberbürgermeisterin. Sie freue sich darüber, dass über die Jahre hinweg das jüdische Leben in Magdeburg immer mehr Kontur angenommen habe, dass der jüdische Glaube wieder ein Zuhause in Magdeburg gefunden habe.

Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger betonte, dass sich alle gegen die Ungeheuerlichkeiten wappnen müssten, die jederzeit wieder über die Menschen hereinbrechen könnten. Es sei eine Form der gesellschaftlichen Reife und Intelligenz, aufgeschlossen und fair mit anderen Sichtweisen, Einstellungen und Meinungen umzugehen. Hass und Gewalt bedürfe es dazu allerdings keinesfalls, auch nicht die gezielte Verunglimpfung von Menschen.

Die jüdischen und christlichen Glaubensgemeinschaften brachten Gebete und Gesang dar.

Kranzniederlegung am 27. Januar 2027

Der Landtagspräsident lud alle Menschen dazu ein, am Samstag, 27. Januar 2024, um 10 Uhr an der stillen Kranzniederlegung am Mahnmal für die verfolgten und ermordeten Magdeburger Sinti und Roma (Domplatz/Hegelstraße) teilzunehmen. Die offizielle Gedenkstunde zum Holocaustgedenktag im Landtag von Sachsen-Anhalt war aus sicherheitspolitischen Gründen wegen einer Bauern-Großdemo kurzfristig abgesagt worden und soll schnellstmöglich nachgeholt werden.