„Die Harzer Schmalspurbahnen sind weit mehr als ein nostalgisches Relikt – sie sind ein lebendiges Symbol regionaler Identität“, findet die Fraktion CDU. Um über die Zukunft des Verkehrsunternehmens zu sprechen, hielt das Plenum auf Antrag der CDU-Fraktion am 9. Oktober 2025 eine Aktuelle Debatte ab. Einer der Hintergründe ist ein Gutachten, das dem Eisenbahnunternehmen einen großen Investitionsstau attestiert.

Die Harzer Schmalspurbahnen bringen Touristen mit Dampfloks auf den Brocken und auch auf anderen Routen durch den Harz.
CDU: Verantwortung bei Gesellschaftern
Die HSB seien „eine internationale Attraktion, die wir unbedingt erhalten sollten“, so Detlef Gürth (CDU) in seiner Einbringerrede. „Es geht um Identität, es geht um Geschichte.“ Aber: „Die Verantwortung liegt zuallererst bei den Gesellschaftern.“ Das sind die Landkreise Harz und Nordhausen sowie die Städte und Gemeinden Wernigerode, Nordhausen, Harzgerode, Quedlinburg, Oberharz am Brocken, die Gemeinde Harztor sowie die Braunlage Tourismus GmbH. Gemeinam mit diesen, so Gürth, solle „kooperativ und konstruktiv“ an der Zukunft der HSB gearbeitet werden. Gürth nahm auch Bezug auf aktuelle Herausforderungen – etwa die gestiegenen Betriebskosten. Der Preis für den Brennstoff Koks habe sich beispielsweise seit 2021 verdreifacht. Auch zeige ein Gutachten, dass die HSB in Auftrag gegeben hatte, dass es einen hohen Investitionsbedarf gebe.
Verkehrsministerin: HSB muss Ideen erarbeiten
„Für mich gehört die Schmalspurbahn zum Harz genauso wie der Brocken“, befand Lydia Hüskens (FDP), Ministerin für Infrastruktur und Digitales. „Aber, ich stehe nicht als Tourismusministerin hier [...], sondern als Verkehrsministerin.“ Aus diesem Grund betrachte sie die HSB vor allem als aktuelles ÖPNV-Angebot. „Deshalb hat das Land mit Inkrafttreten des neuen Rahmenvertrags zum Erhalt der HSB zum 1. Januar 2021 auch ganz wesentliche Verantwortung für die HSB übernommen.“ Die Förderung pro Streckenkilometer sei bei den HSB dreimal so hoch als beim Durchschnitt der anderen Strecken im Land.
Das bereits angesprochene Gutachten sehe einen Finanzbedarf von etwa 800 Millionen Euro bis 2045 vor. „Ich erwarte von der Harzer Schmalspurbahn und den Gesellschaftern, dass wir aus diesem Gutachten heraus jetzt Handlungsmöglichkeiten ableiten.“ Von der HSB fordert Hüskens Überlegungen dazu, ob gewisse Fahrten vielleicht nur am Wochenende oder in der Saison angeboten werden, um die Auslastung zu erhöhen. Die HSB müsse nun Ideen erarbeiten und dem Land vorlegen, sodass beide dann eine gemeinsame Entscheidung treffen könnten.
AfD: Prioritäten überdenken, um HSB zu helfen
„Rein wirtschaftlich gesehen ist die Schmalspurbahn zweifelsohne ein Motor für den Harz“, so Frank Otto Lizureck (AfD). Doch sei „über Jahre hinweg [...] zu wenig in das marode Netz und die Fahrzeuge investiert“ worden. Auch sorgten „hohe Kosten bei Energie, Personal und Fahrzeugen [...] für ein sattes Minusgeschäft.“ Erhöhungen der Ticketpreise allein würden nicht ausreichen, um die finanziellen Probleme zu lösen. Um kosteneffizienter zu sein, müsse etwa die HSB-Dampflokwerkstatt ausgebaut werden, um weniger auf externe Dienstleistungen angewiesen zu sein. Um die nötigen Investitionen zu stemmen, forderte Lizureck die Regierung dazu auf, ihre Prioritäten zu überdenken.
SPD: Streckennetz und Antriebe diskutieren
Auch Falko Grube (SPD) teilt die Begeisterung der anderen Abgeordneten für die HSB. „Das ist nicht nur Nostalgie pur, das ist gelebte regionale Identität.“ Einen Harz ohne Schmalspurbahn dürfe und werde es nicht geben. Doch „einen Blankoscheck können wir nicht ausstellen“, so Grube mit Blick auf die vom Gutachten prognostizierten Kosten. Das Gutachten zeige die Problempunkte, jetzt müssten Aufsichtsrat und Gesellschafter eine Strategie entwickeln. Dabei gehe es um Fragen des Streckennetzes und der Antriebsarten, aber auch um die Dampflokwerkstatt. Ebenso müsse das Tourismuskonzept ausgebaut werden.
Linke warnt vor Angebotsreduzierung
„Die Harzer Schmalspurbahnen sind nicht nur Eisenbahnromantik schlechthin, sondern auch ein touristischer Wirtschaftsfaktor für die Region“, so Andreas Henke (Die Linke). Die Züge mit Dampftraktion seien nicht nur begehrtes Fotomotiv, sondern zeugten auch von der „Authentizität einer täglich betriebenen historischen Bahn“. Auch Henke betonte die finanziellen Herausforderungen durch Preise für Betriebsstoffe sowie durch Wartungskosten, weil die HSB-eigene Werkstatt vieles nicht selbst erledigen könne. Über eine Reduzierung des Angebots oder gar Streckenstilllegungen solle jedoch sehr vorsichtig nachgedacht werden, um das Image und das Gesamtkonstrukt der HSB nicht zu gefährden. Auch Henke plädierte für gemeinsames Handeln von HSB und Land.
FDP: Ambitionen sind gefragt
„Die Harzer Schmalspurbahn ist keine Museumsbahn, sondern ein Wirtschaftsbetrieb“, betonte Maximilian Gludau (FDP). In der laufenden Legislatur sei bereits einiges an Landesmitteln in den Betrieb geflossen. „Hier wurde mit einem Denkmal offensichtlich über zu lange Zeit nicht sorgsam genug umgegangen“, stellte er mit Blick auf den Sanierungsstau fest. „Ich freue mich, dass die Eigentümer offenbar die Probleme nicht einfach aussitzen, sondern ernsthaft angehen wollen“, so Gludau. „Sie machen sich Gedanken, wie die Harzer Schmalspurbahn mit einem langfristig tragfähigen Geschäftsmodell aufgestellt werden kann.“ Nun sei eine ambitionierte Herangehensweise gefragt. Dazu gehöre auch die Idee der CDU, die HSB ins UNESCO-Weltkulturerbe aufnehmen zu lassen.
Grüne sehen Alternative zu UNESCO
„Die Züge können nicht so weiterfahren wie bisher“, konstatierte Cornelia Lüddemann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Steinkohle sei zu teuer, die Arbeit schwer vermittelbar. In Zukunft müsse man auch andere Antriebe in Betracht ziehen – „nicht ausschließlich, aber als Alternative.“ In dieser Hinsicht müsse die HSB den Austausch mit anderen Bahnunternehmen verstärken. Eine UNESCO-Bewerbung sei „eine tolle Sache“, dauere aber zu lange und werde wahrscheinlich nicht den gewünschten Ausschlag geben, da es in Deutschland bereits 55 UNESCO-Stätten gebe. Lüddemann schlug stattdessen einen touristischen Verbund verschiedener Attraktionen vor und nannte als Beispiel das „Heritage Railway System“ im Vereinigten Königreich. „Dampf und Dieselloks sind mehr als nur Maschinen. Sie sind lebende, atmende Geschichten der deutschen Industrialisierung.“
Beschlüsse zur Sache wurden am Ende der Aktuellen Debatte wie gewohnt nicht gefasst.