Bleesern, das ehemalige Hofgestüt der Kurfürsten von Sachsen, ist das älteste Gestüt Europas, ein welterbeverdächtiges Bauwerk zwischen Wittenberg und Wörlitz und immer noch ein Geheimtipp für Architektur- und Geschichtsinteressierte. Bleesern ist nicht nur ein bedeutender Ort der Pferdezucht, Vorbild für das von Matthäus Daniel Pöppelmann geplante Graditz, sondern auch hochrangiges Denkmal des Barockzeitalters, ein Schauplatz der Reformationsgeschichte und der Aufenthaltsort vieler bedeutender Persönlichkeiten.
Seit 2010 setzt sich der Förderverein Hofgestüt Bleesern e. V. für die denkmalgerechte Instandsetzung und öffentliche Nachnutzung der weitläufigen Anlage ein. Es bleibt noch viel zu tun, um die von Wolf Caspar von Klengel entworfene und 1686 fertiggestellte Anlage wieder in ihrer ganzen Schönheit erlebbar zu machen. Eine Ausstellung im Landtag vermittelt die Bedeutung Bleeserns und gibt Einblicke in die Arbeit des Fördervereins, der 2017 mit dem höchsten deutschen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet wurde, der „Silbernen Halbkugel“.
Kleinode müssen erhalten werden
Der Förderverein habe sich in ein großes, aber lohnendes Unterfangen begeben, erklärte Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch zur Eröffnung der Ausstellung im Landtag. Sachsen-Anhalt sei zwar kein großes Land, dafür aber umso reicher an Schlössern und Burgen und ebensolchen historischen Anlagen wie das Hofgestüt. „Es ist wichtig, diese Kleinode wiederherzustellen und zu erhalten“, betonte die Landtagspräsidentin, die in der DDR-Zeit viel Frevel an historischen Anlagen (auch in ihrer Heimat Harbke) habe miterleben müssen. „Es ist gut, dass es Menschen wie Sie gibt, die sich für diese Orte einsetzen“, bekannte Brakebusch in Richtung Fördervereinsmitglieder. Sie gratulierte noch einmal zur „Silbernen Halbkugel“ und sicherte zu, im Landtag die Werbetrommel für das Hofgestüt Bleesern zu rühren.
Kulturangebote schaffen mehr Lebensqualität
Das Hofgestüt sei das älteste seiner Art in ganz Europa, betonte Dr. Christiane Hennen vom Förderverein. Über viele Jahrhunderte seien hier die Parade-, Reit-, Schlacht- und Turnierrösser der Adligen gezüchtet worden. Für das Jahr 2010 war der Abbruch der Anlage geplant, durch den Kauf des Ost- und des Südflügels sei dies aber verhindert worden. Seitdem kämpft der Verein um die komplette Wiederherstellung, die über fünf Millionen Euro kosten werde. Das Hofgestüt sei eng mit der Geschichte des Landes verknüpft, erinnerte Christiane Hennen, es sei zudem Zeuge der jüngeren und jüngsten deutschen Geschichte. 250 000 Euro seien bislang investiert, über 150 000 Euro an Spenden eingeworben worden.
„Uns treibt ein zutiefst politisches Engagement“, sagte Hennen, „denn der Erhalt der Anlage schafft Identifikationspunkte und lockt – mit vier großen und vielen kleinen Veranstaltungen neue Gäste in die Region.“ Hennen warb für eine stärkere Unterstützung durch das Land Sachsen-Anhalt bei der Umsetzung der Sanierung. Es müsse mehr Vertrauen in private und gemeinnützige Vereine geben, die sich kulturell für das Land engagierten. „Denn vielfältige Kulturangebote schaffen eine höhere Lebensqualität“, zeigte sich Hennen überzeugt.
Die Ausstellung ist bis zum 30. September 2019 von Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 18 Uhr im Landtag zu besuchen. Der Eintritt ist frei.