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Plenarsitzung

Wie sich die Heimat im Krieg veränderte

In Weißenfels ist am Samstag, 28. Oktober 2017, im Beisein von Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch die Ausstellung „Heimat im Krieg 1914/1918. Spurensuche in Sachsen-Anhalt“ eröffnet worden. Als Schirmherrin der Ausstellung sagte Brakebusch, die Ausstellung mache deutlich, „wie der Krieg auch im Inland, weit hinter der Front, im privaten wie öffentlichen Alltag deutlich seine Spuren hinterlassen hat.“ Der Unterschied zwischen militärischer Front und Heimat sei aufgehoben worden, so Brakebusch bei ihrem Grußwort in der Schlosskirche St. Trinitatis in Weißenfels. 

Brakebusch erinnerte außerdem daran, welche große Last die Frauen während des Krieges tragen mussten. Da viele Väter, ältere Söhne und Brüder an der Front kämpften, wurden die Frauen plötzlich zum Oberhaupt der Familie, mussten die Rolle des Versorgers und der Mutter gleichzeitig  übernehmen.     

Menschen hielten über Feldpost Kontakt

Der Kontakt zwischen Heimat und Front wurde während des Ersten Weltkrieges vor allem über die Feldpost gehalten. Täglich seien mehrere Millionen Briefe in beide Richtungen verschickt worden, erklärte Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen-Anhalt. Deshalb widmet sich ein Kapitel der Ausstellung auch Briefen, Erinnerungsfotos und Tagebüchern. Außerdem sind weitere Alltagsgegenstände zu sehen, wie beispielsweise Pickelhauben, Uniformen, Teller aber auch Kinderzeichnungen und Kriegskochbücher, welche die enorme Lebensmittelknappheit im Laufe des Krieges verdeutlichen.

Maik Reichel lobte das Ausstellungsprojekt als bundesweit einmalig, zum einen wegen der Beteiligung vieler unterschiedlicher Partner. Zum anderen sei es wirklich etwas Besonderes, dass die Ausstellung über vier Jahre (2014 bis 2018) durch 19 Gemeinden in ganz Sachsen-Anhalt tourt. 

Regionale Auswirkungen des Krieges untersucht

Am 1. August 1914 entbrannte weltweit ein Krieg, in den im Laufe von vier Jahren insgesamt 40 Länder verwickelt waren und der Millionen von Toten zählte. Am Ende des Ersten Weltkrieges war die globale politische und geistige Landkarte grundlegend verändert.  In der Fülle der Forschungen zum Ersten Weltkrieg existieren bisher nur wenige Arbeiten zu den lokalen und regionalen Auswirkungen dieses europäischen Ereignisses.

Zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges hatte sich deshalb eine Gruppe Studierender des Institutes für Geschichte der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg auf Spurensuche begeben und regionale Aspekte der damaligen preußischen Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt untersucht. Die Ergebnisse sowie zahlreiche Exponate aus 20 Museen der Region zeigt die Wanderausstellung „Heimat im Krieg 1914/1918. Spurensuche in Sachsen-Anhalt“.

Mahnung für mehr Zusammenhalt im heutigen Europa

Jürgen Leindecker, Landesgeschäftsführer des Städte-und Gemeindebundes Sachsen-Anhalt, verwies in seinem Grußwort darauf, dass der nationalstaatliche Egoismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen großen Anteil am Ausbruch des Ersten Weltkrieges gehabt habe. Daher sei die Ausstellung auch eine Mahnung an Europa zu mehr Einigkeit, die derzeit immer fragiler zu werden scheine. Erkennbare nationalistische Tendenzen in einigen europäischen Ländern seien der falsche Weg, stattdessen sei Zusammenhalt angesagt.

Schwerpunkt Sanitäts- und Lazarettwesen

Die Wanderausstellung geht seit 2014 an verschiedenen Orten im Land der Frage nach, wie es den Menschen in der Region während des Ersten Weltkrieges erging und wie sich der Krieg im Alltag der kleinen Leute widerspiegelte. Für die Präsentation in Weißenfels wurde sie eigens erweitert und zeigt unter anderem Objekte, die Weißenfels als Lazarettstadt während des Ersten Weltkrieges dokumentieren. Peter Krümmel, Leiter des Sanitäts- und Lazarettmuseums Seiffertshain, hielt einen Einführungsvortrag zum Lazarettwesen im Ersten Weltkrieg.

Die Ausstellung wird insgesamt in 19 Museen und Einrichtungen in Sachsen-Anhalt gezeigt. In Weißenfels macht sie vom 28. Oktober 2017 bis 4. Februar 2018 Station.