Cookies helfen uns bei der Weiterentwicklung und Bereitstellung der Webseite. Durch die Bestätigung erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden.

Plenarsitzung

NS-Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt

Das System der fabrikmäßigen Tötung von Menschen führte in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten im Osten Europas zu millionenfachem Mord. Im Reichsgebiet selbst wandten die Nazis vor allem die Vernichtung-durch-Arbeit-Strategie an. Durch Zwangsarbeit unter katastrophalen Bedingungen verloren Zehntausende Menschen ihr Leben. Dass die Opfer – vielfach eingesetzt in der Rüstungsindustrie – indirekt gezwungen wurden, an der Verlängerung des Krieges und der Aufrechterhaltung der militärischen Schlagkraft Deutschlands mitzuwirken, ist ein weiterer zynischer Aspekt der Naziherrschaft.

Ein Blick auf die Situation im Gebiet Sachsen-Anhalt

Auf dem Boden des heutigen Sachsen-Anhalt, in den früheren Gauen Magdeburg-Anhalt und Halle-Merseburg, forderte der Nationalsozialismus viele Opfer. Das Land war durch Rüstungsbetriebe, Schwerindustrie und Bergbau geprägt, wo Zwangsarbeiter aus den besetzten Ländern für den Krieg schuften mussten, ohne dass sie Anspruch auf Entlohnung oder Sozialleistungen gehabt hätten.

Ihre Unterbringung erfolgte in Barackenlagern oder leeren Fabrikhallen und sie wurden äußerst schlecht behandelt. Im Frühjahr 1942 mussten im Gau Magdeburg-Anhalt Männer und Frauen aus über 20 Ländern Zwangsarbeit verrichten. Auch Deutsche, die Mitleid mit den Gefangenen hatten und ihnen durch Lebensmitteln oder Kleidung halfen, lebten gefährlich. Für diese „Meckerer“ und „Arbeitsbummelanten“, wie es damals hieß, wurden Arbeitserziehungslager eingerichtet.

Als Ort der Erinnerung bietet die Gefängnisanstalt „Roter Ochse“ in Halle die Möglichkeit, an einem authentischen Ort der Opfer der NS-Verbrechen zu gedenken. Den Toten wird dort ein Gesicht gegeben. Foto: Stefan Müller

„Vernichtung durch Arbeit“

Noch schlimmer erging es den KZ-Häftlingen, die ab 1942 von den Rüstungsunternehmen im Land als weitaus billigere Arbeitskräfte angefordert wurden. Die Konzentrationslager Auschwitz, Buchenwald und Ravensbrück errichteten in der Nähe der Betriebe Außenlager, in denen die Gefangenen per „Vernichtung durch Arbeit“ zum Wohle der Rüstungsindustrie Schwerstarbeit verrichten mussten. Wer nicht an Erschöpfung starb, wurde entkräftet in die Hauptlager zurücktransportiert und dort umgebracht.

Das gleiche Schicksal ereilte viele Menschen, die wegen ihres Gesundheitszustandes noch nie oder nicht mehr arbeitsfähig waren. Auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts erinnern die Gedenkstätten des KZ Lichtenburg/Prettin (über 6000 inhaftierte Frauen und Männer), des KZ Langenstein-Zwieberge bei Halberstadt (Außenlager des KZ Buchenwald, 7000 Häftlinge aus 22 Ländern) und der Haftanstalt „Roter Ochse“ Halle/Saale (549 getötete Gefangene aus 15 Ländern) an die Tausenden Opfer des nationalsozialistischen KZ-Systems und an die Ausbeutung von Menschen als bloßem „Arbeitsmaterial“.

Gedenkstein für die Opfer der NS-„Euthanasie“-Anstalt Bernburg. Foto: Stefan Müller

Euthanasie in Pflegeanstalt Bernburg

Im Rahmen des Euthanasieprogramms der Reichsärztekammer wurden ab 1935 in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Bernburg systematisch geistig Behinderte und psychisch Kranke, später auch immer mehr Fürsorgezöglinge, Insassen von Alters- und Siechheimen und schwerstverwundete Soldaten getötet. Etwa 14000 Menschen fanden hier den Tod. Gräber für diese Toten gab es nicht. In den sechs von den Nazis eingerichteten Euthanasieanstalten (auch Gasmordanstalten) wurden mehr als 200000 wehrlose Menschen durch Gas, Medikamente oder Entzug der Nahrung ermordet.