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Plenarsitzung

Stiftungsgeschichte in Malerei und Fotografie

Die Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg wurde im letzten Jahr 150 Jahre alt, in diesem Jahr nähert sich der Tag der Rückübertragung der Gebäude und Grundstücke nach der Wende zum 20. Mal. Diese geschichtlichen Meilensteine sind Grund genug, um aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln und mit ebenso verschiedenen Methoden einen Blick auf die Stiftung zu werfen.

Zwei Künstler erhielten deshalb den Auftrag, sich unabhängig voneinander mit der Stiftung, ihrer Geschichte und dem, was die Stiftung ausmacht, zu beschäftigen. Ihre Arbeiten sind im Landtag in einer Ausstellung zu sehen. Der Eintritt ist frei, geöffnet ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr.

Blicke zweier Künstler

Der Bernburger Künstler Hartmut Schultz fertigte für die nun im Landtag eröffnete Ausstellung mehrere Zeichnungen an. Schultz lebt seit vielen Jahrzehnten auf dem Stiftungsgelände und erlebt die Stiftung aus einem sehr inneren Blickwinkel, nicht zuletzt durch die langjährige Mitarbeit seiner Frau Christine in der Stiftung. Der Künstler Olav Raschke aus Hannover verfolgte den gleichen Auftrag mit dem Medium Fotografie. Er kannte die Stiftung vor diesem Auftrag nicht. So ist sein Blick der eines Außenstehenden.

Die Zeichnungen von Hartmut Schultz geben Ausschnitte aus der Geschichte der Stiftung wieder, insbesondere aus den Teilen, die er selbst noch miterlebt hat. Naturgemäß nehmen Szenen aus der sozialistischen Zeit als Jugendwerkhof großen Raum ein. Aber auch die Anfänge der Stiftung als Mädchenheim finden ihren Platz in seinen Arbeiten. Olav Raschke bewegte sich viele Tage durch die einzelnen Einrichtungen der Stiftung, insbesondere durch den Teil der Arbeit, die den engsten Bezug zu den Anfängen der Stiftung hat – Heimerziehung beziehungsweise „stationäre Erziehungshilfe“. Er sprach mit Bewohnern und Erziehern und gewann intime Blicke in die Wohnräume beider Personengruppen. Die Stiftung ist ein Zuhause auf Zeit für die Bewohner; die Erzieher bemühen sich um die größtmögliche Vermittlung des Gefühls, zuhause zu sein. 

Historischer Abriss zur Stiftung

Die Stiftung wurde 1863 als St.-Johannis-Asyl von Pfarrer Bastian in Bernburg gegründet. Sie ist eine Erwiderung auf die häufige Rückfälligkeit weiblicher Strafgefangener dieser Zeit. Später wurde die Stiftung zum Vorläufer der ersten Heimerziehungseinrichtungen mit festvereinbarten Pflegesätzen für die Zöglinge.

Dunkle Kapitel öffneten sich im Dritten Reich: Auf Anordnung des Erbgesundheitsgerichts Dessau wurden viele der weiblichen Insassen zwangssterilisiert und später in Pfaffenrode im Zuge des „Euthanasie“-Programms getötet.

In der DDR wurde das Mädchenheim zum Jugendwerkhof. Später kamen Jungen hinzu. Neben der Unterbringung der Kinder wurde auch für deren Berufsausbildung gesorgt. Nach der Wende bestand eine große Rechtsunsicherheit. Schließlich wurden 1994 die Gebäude und Grundstücke an den heutigen Rechtsträger, die Stiftung, zurückübertragen. Seitdem entwickelte sich die Stiftung zu einem der größten Jugendhilfeträger in Sachsen-Anhalt mit Standorten in den drei kreisfreien Städten Magdeburg, Dessau-Roßlau und Halle sowie in den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld, Salzlandkreis, Harz und Bördekreis. In der Stiftung und ihren Tochtergesellschaften arbeiten heute circa 750 Mitarbeiter.