Die Radsportlegende Gustav Adolf „Täve“ Schur erhält am 17. September 2025 aus den Händen von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff den Verdienstorden des Landes Sachsen‐ Anhalt. Auf Antrag der Fraktionen von CDU, SPD und FDP soll sich der Landtag von Sachsen‐ Anhalt darum bemühen, dass Schur in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen werde.

Historisch: Täve Schur bei der Friedensfahrt im Jahr 1955.
FDP: „Sportliche Fairness, Idol, Mythos“
Andreas Silbersack (FDP) betonte, dass die sportliche Karriere von Täve Schur einen eigenen Mythos darstelle. Politische Handlungen sollten seiner Ansicht nach nicht das Ansehen und die Bedeutung beeinflussen, die Schur als Sportler zukomme. Seit vielen Jahren gebe es ein umfassendes Verständnis für seine Leistungen, was nun auch die Aufnahme in die Hall of Fame rechtfertige. Seine politischen Überzeugungen oder Handlungen würden daran nichts ändern. Vielmehr habe Schur durch sein Lebenswerk und sein Vorbild für viele Menschen im Radsport eine große Bedeutung. Silbersack wünscht sich daher von Herzen, dass Täve Schur in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen wird.
„Sportler mit großer Popularität“
Ministerin für Inneres und Sport Dr. Tamara Zieschang (CDU) hob hervor, dass Täve Schur ein Sportler sei, dessen Popularität ihresgleichen suche. Er sei nicht nur für seine Generation, sondern auch darüber hinaus eine große Identifikationsfigur. Seine sportlichen Erfolge und seine Bescheidenheit stünden in keinem Widerspruch. Entscheidend für eine Auszeichnung sei die sportliche Leistung, die Schur in hohem Maße erbracht habe. Sein Talent und seine langjährige Präsenz machten ihn zu einer anerkannten Persönlichkeit des Sports.
AfD: Leistung würdigen, Politik außen vor
Tobias Rausch (AfD) betonte, dass Täve Schur für seine sportlichen Leistungen höchste Anerkennung verdiene. Schur habe seine Siege aber nicht nur als Sportler errungen, sondern auch als Teil eines politischen Systems, was berücksichtigt werden müsse. Dennoch dürfe der Sport niemals zum Werkzeug der Politik werden. Auszeichnungen sollten daher ausschließlich an sportlichen Leistungen gemessen werden und nicht an politischen Haltungen. Rausch forderte eine klare Trennung zwischen Sport und Politik.
SPD: Kritik und Ehrung
Dr. Falko Grube (SPD) unterstützte die Entscheidung (Verdienstorden), denn er habe es „wirklich verdient“. Das Gleiche gelte für die Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports, denn Schur sei ein Sportidol. Grube erläuterte im Nachfolgenden die Probleme für die Aufnahme in die Hall of Fame; dabei spiele die Repräsentation einer Diktatur eine wichtige Rolle, aber auch die Verharmlosung des systematischen Dopings in der DDR. Dabei kritisierte der Abgeordnete den vermeintlich anderen Umgang mit Sportgrößen wie Dressurreiter Josef Neckermann (NS-Vergangenheit) oder Fußballer Franz Beckenbauer, der das Bestehen des Dopings im Fußball leugnete. Grube regt an, dass die Problematiken in die Biografie in der Hall of Fame aufgenommen werden.
Die Linke: „Endlich“
Eva von Angern (Die Linke) begrüßt die Entscheidung mit dem Wort „Endlich“. Sie beschrieb Täve Schur als keinen eitlen Politiker, sondern als bescheidenen und bodenständigen Menschen. Sie hob hervor, dass er nun die Anerkennung erhalte, die ihm gebühre, und zeigte sich erleichtert, dass die Koalitionsfraktionen den Mut gehabt hätten, diese Entscheidung zu treffen.
CDU: „Ein wahrer Sportsmann“
„Wenn wir über Täve reden, reden wir über ein Idol“, so der CDU-Abgeordnete Detlef Gürth. Noch heute präge er die Generationen, denn er verkörpere alles, was ein Sportler brauche: Kameradschaft, Menschlichkeit, Fairness und das Gefühl, einen Freund zu haben, wenn man ihn mal braucht. Für Gürth gehöre Täve Schur in die Ruhmeshallen des deutschen Sports.
Grüne: Anerkennung und kritische Einordnung
Olaf Meister (Grüne) sprach sich für einen kritischen Blick auf die Vergangenheit aus, betonte jedoch, dass Schur trotz seiner Biografie als Symbolfigur gesehen werden könne. Kritikerinnen und Kritiker hätten sich klar gegen eine Auszeichnung ausgesprochen. Er sehe sich aber nicht imstande bzw. im Recht, über den Lebenslauf eines Menschen zu richten. Die Wahlentscheidung sei in der Fraktion freigegeben worden.
Abstimmung
Im Anschluss an die Debatte wurde über den Antrag abgestimmt, für ihn stimmten die Koalitionsfraktionen, Die Linke und die AfD. Bis auf den Abgeordneten Striegel (Ablehnung), enthielt sich die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Hintergrund: Radsportlegende Täve Schur
Gustav Adolf Schur, bekannt als „Täve“, wurde 1931 in Heyrothsberge bei Magdeburg geboren. Er zählt zu den erfolgreichsten Radrennfahrern der DDR. Internationale Bekanntheit erlangte er vor allem durch seinen Erfolg bei den Internationalen Friedensfahrten, die er zweimal gewann. In den Jahren 1958 und 1959 sicherte er sich zudem den Weltmeistertitel im Straßenradsport.
In der DDR galt Schur als Volksheld und sportliches Vorbild. Nach dem Ende seiner sportlichen Profi-Karriere wendete sich Schur der Politik zu. Er engagierte sich in der FDJ bzw. SED, später dann für die PDS. Auch nach der deutschen Wiedervereinigung blieb er eine prägende Figur im Radsport und war weiterhin im öffentlichen Leben präsent.