Der Psychiatrieausschuss des Landes Sachsen-Anhalt hat am Montag, 8. September 2025, seinen 32. Jahresbericht vorgestellt. In der Landespressekonferenz sprach der Ausschussvorsitzende Prof. Dr. med. Hans-Henning Flechtner an der Seite von Landtagsvizepräsidentin Anne-Marie Keding sowie Sozialministerin Petra Grimm-Benne.

Prof. Dr. med. Hans-Henning Flechtner, Vorsitzender des Psychiatrieausschusses, Landtagsvizepräsidentin Anne-Marie Keding sowie Sozialministerin Petra Grimm-Benne stellten am 8. September 2025 den aktuellen Bericht des Ausschusses vor.
Versorgung der Anschlagsbetroffenen lief gut
Ein Thema im Bericht ist unter anderem die psychologische Versorgung derjenigen, die unter den Folgen des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt leiden. Die Versorgung sei gut gelaufen, so der Ausschussvorsitzende Flechtner. Nun müsse man sehen, wie es langfristig aussehe. Landtagsvizepräsidentin Keding und Sozialministerin Grimm-Benne erinnerten daran, dass sich Betroffene auch jetzt noch melden könnten, sollten sie später auftretende psychologische Folgen bemerken. Das Angebot gelte unbefristet.
Fachkräftemangel sorgt für finanzielle Probleme
Weiteres Thema war eine Verschärfung des Fachkräftemangels in der psychiatrischen Versorgung. Neue Abrechnungsvorgaben der Krankenkassen würden ab Januar 2026 deutliche finanzielle Probleme für Einrichtungen bedeuten, sollten diese personell unterversorgt sein. Ein weiteres Thema war die Aufkündigung des Landesrahmenvertrags für die Eingliederungshilfe, die in den betroffenen Einrichtungen für Unsicherheit sorge, so Flechtner. Sozialministerim Grimm-Benne betonte, dass das Land eine solche Vereinbarung gern wieder schließen würde. Eine hohe Hürde sei es dabei, dass die Leistungserbringer einstimmig zustimmen müssten.
Geschlechtsinkongruenz zunehmendes Thema
Ausschussvorsitzender Flechtner brachte eine weitere aktuelle Entwicklung zur Sprache: Eine Zunahme von Fällen, in denen Menschen aufgrund einer Geschlechtsinkongruenz Hilfe suchen – also Fällen, in denen sich Menschen nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren. Hier seien die Zahlen erheblich gestiegen – etwa um den Faktor zehn. Allerdings habe man bislang keine Erklärung dafür gefunden.
Vorsitzender warnt vor Erfassung psychisch Kranker
Die Frage nach einer möglicherweise zukünftigen Erfassung und Überwachung psychisch kranker Menschen vor dem Hintergrund von Gewalttaten war ebenso Thema. Hierzu fand der Ausschussvorsitzende warnende Worte: Die meisten psychischen Auffälligkeiten hätten nichts mit Aggression oder Gewalt zu tun. Eine Überwachung psychischer Krankheiten könnte Betroffene davon abhalten, sich Hilfe zu suchen, weil sie Stigmatisierung fürchten. Sein persönlicher Eindruck sei es, dass bei Gewalttaten wenige Einzelfälle große mediale Aufmerksamkeit bekämen, wodurch dann das Thema der „psychischen Bedingtheit“ schnell ins Spiel gebracht werde.
Regelmäßige Kontrollen sind „große Beruhigung“
Wie üblich enthält der neue Bericht auch Beurteilungen der psychiatrischen Einrichtungen im Land, die durch eigene Besuchskommissionen erstellt wurden. Diese Arbeit lobte Landtagsvizepräsidentin Keding als „große Beruhigung“, da sie regelmäßig und nicht nur reaktiv stattfinde.