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Plenarsitzung

Transkript

Tagesordnungspunkt 10

Beratung

Integration an Schulen weiter ermöglichen - Sprach- und Kulturmittler*innen erhalten und ausbauen

Antrag Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drs. 8/3431


Frau Sziborra-Seidlitz bringt den Antrag ein.


Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):

Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Unsere Schulen - das habe ich gestern bereits gesagt, will es aber gern wiederholen - leisten Großartiges. Die in der Schule arbeitenden Menschen - seien es Lehrkräfte, Schulleitung, Schulsozialarbeiterinnen und so viele mehr - geben unter den existierenden Bedingungen wirklich alles Mögliche, damit das System Schule funktioniert. Sie geben im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles, damit Kinder, die durch Flucht oder Migration nach Sachsen-Anhalt kommen, gut in Schule integriert werden. 

Die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Flucht- und Migrationshintergrund ist eine schwierige, aber eben eine notwendige Aufgabe, auch von Schule. Aber dass die Lehrkräfte, die Schulleitungen und all die anderen unter den aktuellen Bedingungen damit teilweise überfordert sind, können wir uns alle vorstellen; das können wir alle verstehen. 

Denn zusätzlich zum bereits existierenden und weiterhin äußerst akuten Lehrkräftemangel, steigt auch über ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine weiterhin ständig die Anzahl der ukrainischen Kinder und Jugendlichen, die nach Deutschland und nach Sachsen-Anhalt kommen und hier auch zur Schule gehen.

Auch die anderen Krisen, Hungersnöte und Kriege in der Welt, machen keinen Halt. Sie treiben Menschen und eben auch Kinder im Schulalter zur Flucht nach Europa und nach Deutschland.

(Ulrich Siegmund, AfD: So ein Quatsch! Welche Familie lässt denn so etwas zu?)

Es war deshalb wichtig - das hebe ich an dieser Stelle ausdrücklich lobend hervor  , dass das Bildungsministerium zeitnah reagiert und eine Fachstelle Ukraine eingerichtet hat. Frau Bildungsministerin Feußner, dass es dann auch relativ zeitnah und unkompliziert Sprach- und Kulturmittlerinnen gab, die an den Schulen bei der Kommunikation zwischen Schule, ukrainischen Eltern und Schülerinnen geholfen haben, war wirklich klasse.

(Zustimmung bei den GRÜNEN, bei der CDU und bei der SPD - Marco Tullner, CDU: Aber? Da kommt doch gleich ein Aber!)

Nur, Frau Feußner, so viel Stringenz und Durchsetzungswillen hätte ich mir auch jetzt, mehr als ein Jahr später, gewünscht. Denn obwohl die Statistiken aus Ihrem Haus aufzeigen - Frau Feußner, auch an dieser Stelle vielen Dank, dass wir als Bildungspolitikerinnen diese Statistiken so regelmäßig erhalten  , dass weiterhin immer wieder viele neue ukrainische Kinder in unseren Schulen ankommen, wird jetzt das Projekt der Sprach- und Kulturmittlerinnen eingestellt, und zwar, weil keine finanziellen Mittel mehr dafür zur Verfügung gestellt werden.

Um das noch einmal deutlich zu machen: Obwohl die Situation weiterhin akut ist und weiterhin ukrainische Schülerinnen nach Sachsen-Anhalt kommen und hier unterrichtet werden müssen und sollen, wird das Projekt der Sprach- und Kulturmittlerinnen weggekürzt, weil das Geld fehlt. 

Um es noch kürzer zu machen und auch ein bisschen plakativ: Es wird wieder einmal an der Bildung gespart. Ehrlich gesagt, finde ich es schade, dass das hier immer wieder thematisiert werden muss, weil sich nichts verbessert und wir in jedem Jahr das gleiche Problem haben, weil wir Haushaltslöcher am Ende damit stopfen sollen, dass an der Bildung gespart wird.

Dabei waren die Sprach- und Kulturmittlerinnen eine große Entlastung für die Lehrkräfte im Unterricht und für die Schulleitungen beim Kontakt mit den Eltern der geflüchteten Kinder. Sie haben nicht nur im Schulunterricht und auch Lernmittel übersetzt sowie bei Elterngesprächen geholfen und damit übrigens auch die Lehrkräfte entlastet, was in Anbetracht der Vielzahl an Aufgaben und der Arbeit, die die Lehrkräfte aufgrund des Lehrkräftemangels übernehmen müssen, bitter notwendig ist.

Sie haben vor allem auch interkulturell zwischen den Schulen, den ukrainischen Eltern und den Schülerinnen vermittelt. Sie haben bei Konflikten und bei Verständnisproblemen, die aufgrund der Unterschiedlichkeit des sachsen-anhaltischen und des ukrainischen Bildungssystems entstanden sind, geholfen und unterstützt. Wir haben das alles hier häufig gelobt und oft besprochen. 

Wenn man mit Schulleiterinnen redet, in deren Schulen Sprach- und Kulturmittlerinnen geholfen haben, dann berichten sie einem davon, was für eine große Unterstützung diese für den Schulalltag waren. Wenn man mit Schulleiterinnen redet, die keine Sprachmittlerinnen hatten, dann erfährt man, mit wie vielen Schwierigkeiten diese Schulen und vor allem die Schülerinnen und Schüler zu kämpfen hatten.

Die logische Konsequenz aus diesen Erfahrungen wäre doch, dass man das Projekt der Sprach- und Kulturmittlerinnen ausbaut, anstatt es zu streichen.

(Zustimmung bei den GRÜNEN)

Auch in Anbetracht der katastrophalen Pisa-Ergebnisse besonders im Bereich der Integration - darüber haben wir gestern schon gesprochen - von Schülerinnen mit Migrationshintergrund wäre es notwendig, an den Sprachmittlerinnen festzuhalten und das Projekt auszubauen. Deswegen fordern wir Bündnisgrüne, dass die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden, damit die Fachstelle Ukraine und die dort arbeitenden Sprach- und Kulturmittlerinnen ihre wichtige Arbeit fortführen können. 

Wir fordern, dass es langfristig erweitert wird. Deshalb kämpfen wir dafür, dass die Fachstelle Ukraine so ausgestattet wird, dass an jeder Schule in Sachsen-Anhalt, in der ukrainische Schülerinnen beschult werden, eine Sprachmittlerin oder ein Sprachmittler eingesetzt werden kann. Ich rede jetzt nicht von einem Sprachmittler pro Schule, sondern von einem Schlüssel z. B. von 1 : 100, wie ihn das Landesnetzwerk LAMSA vorschlägt. Aber an jeder Schule müssen Sprachmittlerinnen verfügbar sein. 

(Zuruf von Ulrich Siegmund, AfD)

Mit dem nächsten Schritt muss es ermöglicht werden, dass die Fachstelle ihre Arbeit so erweitern kann, dass es auch Sprach- und Kulturmittlerinnen für Schülerinnen aus anderen Herkunftsländern als nur aus der Ukraine gibt; denn wie bereits erwähnt, fliehen nicht nur Kinder und Jugendliche mit ihren Familien aus der Ukraine nach Deutschland, sondern auch aus anderen Regionen. Auch die kommen in Sachsen-Anhalt an.

Wir Bündnisgrüne wollen, dass alle Kinder und Jugendlichen - egal wo sie geboren wurden oder welche Sprache sie sprechen - an unseren Schulen, wenn sie hier leben, bestmögliche Bildungschancen erhalten und gefördert werden.

(Zustimmung bei den GRÜNEN)

Wer an der Bildung spart, der spart an der Zukunft unserer Kinder und unseres Bundeslandes. Dagegen werden wir uns unermüdlich wehren. Wir müssen in die Kinder an unseren Schulen investieren, und zwar in alle Kinder. Dafür kämpfen wir mit aller Macht und ganzem Herzen. 

Wir bitten um Zustimmung zu unserem Antrag. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei den GRÜNEN)