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Plenarsitzung

Transkript

Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mit einem Dank beginnen. Mein Dank gilt den engagierten Menschen der Initiative Vermisste Kinder. Sie bieten Eltern und Familien in der denkbar schlimmsten Situation, wenn das eigene Kind verschwunden ist, Hilfe und Unterstützung an. In den Stunden, Tagen oder sogar Wochen und Monaten der Ungewissheit und der nagenden Sorge ist ein solches Unterstützungsangebot ein bitter notwendiger Trost und eine große Hilfe, nicht gänzlich den Kopf zu verlieren ob der Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Ich möchte der Initiative auch dafür danken, gleich auf der Startseite ihrer Website darauf hinzuweisen, dass 99 % der zeitweilig vermissten Kinder und Jugendlichen wieder wohlbehalten auftauchen. 

Verstehen Sie das bitte nicht als Abwiegeln oder Kleinreden eines Problems, aber für mich als Mutter ist es ungemein beruhigend, und ich glaube, das beruhigt ziemlich sicher viele Eltern, die ihr Kind einmal akut nicht am Handy erreichen können oder am verabredeten Treffpunkt vergeblich auf ihr Kind warten: Fast immer ist nichts Schlimmes passiert. Oft sind Kinder selbst von zu Hause ausgerissen; auch das thematisiert die Initiative, wie auch das Europäische Zentrum für vermisste Kinder das tut. Familienstreitigkeiten, Liebeskummer, Schulstress - all diese Faktoren können dazu führen, dass Kinder und Jugendliche von zu Hause weglaufen. Das ist der allergrößte Teil der verschwundenen Kinder und Jugendlichen.

Um diese Fälle zu verhindern, ist eine gute Familienhilfe vonnöten, brauchen wir Schulen, Horte und Kitas, die dafür einen wachen Blick haben,

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)

und auch Ansprechpartnerinnen im öffentlichen Raum für junge Menschen, die auf der Straße leben, und vielleicht auch Ansprechpartnerinnen, die dann Kontakte zu den Eltern wiederherstellen oder zumindest die Eltern beruhigen können, also Streetworkerinnen. Dies alles brauchen wir für die 99 % der vermissten Fälle, die zum Glück nicht auf schwere Straftaten zurückgehen. 

Für die anderen Fälle sind natürlich alle Hebel in Bewegung zu setzen, um diese Kinder schnellstmöglich zu finden und bestenfalls zu retten. Das übernimmt hierzulande auch die Initiative Vermisste Kinder - neben der Polizei natürlich. Diese NGO wird vom Europäischen Zentrum für vermisste Kinder als Kontaktadresse für das hiesige Amber-Alert-System genannt. 

Die Initiative arbeitet entsprechend mit dem Amber Alert EU zusammen, etwa bei grenzüberschreitenden Alarmierungen. Die Initiative kooperiert mit großen Anbietern von digitalen Anzeigetafeln im öffentlichen Raum und koordiniert die Suche nach vermissten Kindern auch über verschiedene Plattformen in den sozialen Medien.

Zum Glück ist es also nicht so, dass es in Deutschland kein übergreifendes Alarmierungssystem in Fällen von vermissten Kindern gibt. Der vorliegende Antrag lässt das vermuten. Richtig ist, dass es hierzulande noch nicht fest installiert ist. Richtig ist ebenso, dass entgegen der Praxis in anderen Ländern in Deutschland nicht die Polizei das Amber-Alert-System federführend betreut, sondern die genannte Initiative.

Ob das ideal ist, ist aus dem Stand nicht so richtig zu sagen. Mit Blick auf die 99 % der Kinder, die wohlbehalten wieder auftauchen, scheint mir das aber auch gute eine Lösung zu sein. Dieses Antrages hätte es nicht bedurft. - Vielen Dank.

(Beifall bei den GRÜNEN)