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Plenarsitzung

Transkript

Jörg Bernstein (FDP):

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Im vorliegenden Antrag geht es - das wurde jetzt schon mehrfach festgestellt   um die Einrichtung eines schulstufen- statt eines schulformbezogenen Lehramtes. Sie alle dürfen davon ausgehen, dass an dieser Stelle ganz speziell bei uns Freien Demokraten die Alarmglocken schrillen; denn - auch das wurde hier schon festgehalten - auf den Einheitslehrer folgt zwangsläufig irgendwann die Einheitsschule.

(Zustimmung bei der CDU)

Es gilt, zumindest aus unserer Sicht, diesem Weg ganz entschieden Einhalt zu gebieten.

(Ulrich Siegmund, AfD: Jawohl!)

Wie allgemein bekannt ist, stehen auch wir Freien Demokraten für ein differenziertes und gegliedertes Schulsystem, wie wir es bei uns im Lande vorfinden. Wir werden alles dafür tun, damit es dabei bleibt.

Es geht um ein Schulsystem, das natürlich im Optimalfall auf die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Schüler eingeht. Jetzt müssen wir uns sicherlich nicht darüber unterhalten, dass wir in Bezug auf diese Punkte noch nicht beim Optimum angelangt sind. Wir arbeiten daran. Aber ich glaube, mit einem Schulsystem für alle - so die Vorstellung - werden die Probleme auch nicht gelöst.

(Zuruf von Sebastian Striegel, GRÜNE)

Die Frage ist doch aber, ob ein Stufenlehramt zum einen die notwendigen Qualifikationen vermittelt, um den Erfordernissen in den verschiedenen Schulformen gerecht werden zu können,

(Zustimmung von Angela Gorr, CDU)

und ob es zum anderen auch die Attraktivität für den zukünftigen Lehrer steigert, sich z. B. für den Bildungsgang der Sekundarschule zu entscheiden. Unsere Antwort darauf lautet: Nein.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich auf die Frage nach der Attraktivität der Sekundarschule noch einmal eingehen. Das ist aus meiner Sicht eines der Kriterien, das letztlich zur Wahl bzw. gerade Nichtwahl dieser Schulform führt. Das heißt also, wir müssen alles dafür tun, dass es attraktiver wird, an einer Sekundarschule zu arbeiten und auch zu lernen.

Es hilft nicht, darum herumzureden: An dieser Schulform sind die Probleme tatsächlich vorhanden. Darüber müssen wir nicht reden. Aber es bringt nichts, wenn wir diese Schulform immer nur schlechtreden; vielmehr müssen wir auch einmal die positiven Beispiele in den Vordergrund stellen.

Ich war in dieser Woche - in der letzten Woche war ich woanders; davon erzähle ich auch noch   an einer Sekundarschule in Stendal. Es ging eigentlich um ein ganz anderes Thema. Das ist eine Ganztagsschule. Sie hat ein superkostensparendes Projekt im Digitalbereich. Aber wir haben uns auch über verschiedenste Punkte aus ihrem Schulalltag unterhalten. Dabei hat man gemerkt, dass die Kolleginnen und Kollegen gern dort arbeiten. Sie haben genau die gleichen Probleme wie überall im Land: Lehrermangel, heterogene Klassenzusammensetzung usw. Aber es macht ihnen Spaß. Es gibt dort flache Hierarchien. Es gibt dort Kooperation und Austausch zwischen den Kollegen. All das muss doch gefördert werden. Darüber müssen wir reden. Daran sieht man, dass es positive Beispiele gibt.

Neben der Attraktivitätssteigerung für Sekundarschulen als Arbeitsort sollten wir uns auch mit den breiteren Zugangsmöglichkeiten zum Lehramtsstudium auseinandersetzen. Das Stichwort lautet: Lehramtsstudium eventuell auch ohne ein originäres Abitur. Wer als Schüler ein Gymnasium besucht hat, der wird sich - das zeigen die Zahlen bei den Erstsemestern   im Regelfall für das Lehramt am Gymnasium entscheiden.

Als Vertreter unseres Bildungsausschusses - jetzt komme ich zu der letzten Woche; da war ich in Berlin in der Zukunftswerkstatt „Lehrkräftebildung neu denken“   kann ich Ihnen auch davon berichten, dass das Thema duales Studium ein Topthema war. Auch in Sachsen-Anhalt - darauf hat der Minister schon hingewiesen   haben wir uns mit dem Modell an der OVGU, der Otto-von-Guericke-Universität, letztlich auch darauf verständigt. Aber - auf dieses Problem wurde auch schon hingewiesen   wir verbreitern mit einem solchen Angebot jetzt die Auswahl- oder die Zugangsmöglichkeiten nicht. Das ist das Problem, das man vielleicht noch lösen sollte.

(Dr. Katja Pähle, SPD: KMK-Standards!)

Als Bewohner des dritten Oberzentrums - dies sei mir gestattet   möchte ich hier noch einmal für das Dessau-Roßlauer Modell werben. Ein Modell, welches inzwischen auch über die Landesgrenzen hinweg großes Interesse findet. Aus meiner Sicht wäre es sehr schade, wenn hier im Lande so etwas durchaus sehr Fortschrittliches entwickelt und in den anderen Bundesländern eventuell umgesetzt wird, bei uns jedoch leider in den Schubladen verstaubt, aus den unterschiedlichsten Gründen, über die man sicherlich auch diskutieren möchte.

Zur Frage nach dem Zugang mit einer Fachhochschulreife, also ohne dieses schon angesprochene originäre Abitur. Dass es funktioniert, zeigt auch die Kooperation zwischen der Hochschule Merseburg und der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Danach können Merseburger Ingenieurstudenten in Magdeburg einen Lehramtsabschluss an berufsbildenden Schulen erlangen. Es gibt also viele Punkte,

(Frau Pähle, SPD: Hm!)

liebe Kollegin Pähle, über die wir im Bildungsausschuss - mitberatend - sowie im Ausschuss für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt - ich wollte kurz UWE sagen   ganz herzlich debattieren sollten. - Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Zustimmung bei der FDP und bei der CDU - Guido Kosmehl, FDP: UWE ist immer gut!)