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Plenarsitzung

Transkript

Katrin Gensecke (SPD):

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Ich hätte es nicht für möglich gehalten, hier mit Optimismus und Zuversicht über den deutlichen Rückgang zunächst der Neuinfektionen mit dem Coronavirus zu sprechen; denn wir sind über den Berg, und das ist auch gut so, aber das Virus ist natürlich noch da.

Ja, die Pandemie hat in den letzten drei Jahren von uns allen einiges gefordert. Sie hat das Leben der Menschen verändert, von Familien, die in Quarantäne waren und zugleich Homeoffice und Kinderbetreuung gestemmt haben.

Gerade das Fehlen der persönlichen Begegnung und der verloren gegangene Austausch in der Gesellschaft haben natürlich im Besonderen die Kinder und Jugendlichen betroffen und ihnen sehr zu schaffen gemacht. Sie waren durch die sozialen Einschränkungen auch stärker in ihrer Teilhabe eingeschränkt.

Es fehlten die Begegnungen in der Kita, in der Schule, im Verein. Kinder und Jugendliche waren natürlich verunsichert und zeigten deswegen häufiger physische und psychische Auffälligkeiten. Allerdings sollte man aus heutiger Sicht berücksichtigen, dass das Vorliegen einzelner oder mehrerer Symptome nicht mit einer psychischen Erkrankung gleichzusetzen ist. Zudem ist zu beachten, dass akute Belastungssymptome nach dem Verschwinden der Belastungsfaktoren in der Regel reversibel sind, also wieder verschwinden, und es sich hierbei nicht in jedem Fall um pathologische Bedarfsfälle handelt. Das ist keine Aussage von mir, sondern ist eine Aussage von Prof. F., dem Direktor für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Magdeburg. Das findet auch Eingang in einen der Berichte des Bundesfamilienministeriums und des Ministeriums für Gesundheit des Bundes.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, die ambulante psychiatrische Versorgung muss verbessert werden. Deshalb ist es zu begrüßen, dass die angekündigte Reform der Bedarfsplanung der ambulanten Psychotherapie jetzt wenigstens ein Stück weit auf den Weg gebracht wird, um zusätzlich Niederlassungsmöglichkeiten für Kinder- und Jugendpsychiaterinnen vorzuhalten und Wartezeiten wenigstens zu reduzieren. Entwicklungsbildungsdefizite, die entstanden, müssen natürlich ausgeglichen werden.

Dennoch ist das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ ein gutes Instrument gewesen, mit dem einiges erreicht werden konnte. Aber - das muss man an der Stelle auch sagen - sind nicht alle Mittel hierfür abgerufen worden. Kinder und Jugendliche mussten auf viele Dinge verzichten und häufig den Eindruck gewinnen, dass ihre Interessen nicht berücksichtigt wurden.

Um dem entgegenzuwirken, folgt jetzt auch das Bundesfamilienministerium mit dem Nachholprogramm „Zukunftspaket für Bewegung“. Ich glaube, das ist ein ganz, ganz wichtiges Programm, weil wir zusehends erleben mussten, dass Kinder und Jugendliche in diesen Zeiten sehr stark an Gewicht zugenommen haben, und ihnen gerade Bewegung sehr gut tun würde. Mit diesem Projekt wird es Kindern und Jugendlichen ermöglicht, eigene Ideen umzusetzen und damit auch ihre eigene Beteiligung zu stärken, damit sie wieder im Mittelpunkt stehen.

Wir wollen, dass es für junge Menschen auf dem Weg ins Erwachsenenleben nicht mehr zu Veränderungen in ihrer Altersstruktur kommt - das ist klar  , dass Verselbstständigung und Selbstpositionierung im Vordergrund stehen und dass erlebte Enttäuschung, gesellschaftliche Spannungen und Entbehrungen nicht mehr an Kindern und Jugendlichen zehren dürfen.

Ich bitte Sie um Zustimmung zu unserer Beschlussempfehlung. - Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)