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Plenarsitzung

Transkript

Nicole Anger (DIE LINKE):

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine Damen und Herren! Ich will ehrlich sein, ich bin enttäuscht. Meine Enttäuschung mag Sie möglicherweise nicht interessieren. Das ist völlig in Ordnung, aber dass diese Beschlussempfehlung völlig an den Bedarfen der jungen Menschen vorbeischaut, ist fatal, finde ich.

(Beifall bei der LINKEN)

Vor einem Jahr hat meine Fraktion diesen Antrag mit passgenauen Vorschlägen zur psychischen Entlastung von Kindern und Jugendlichen hier eingebracht. Herausgekommen ist eine Beschlussempfehlung, in der die Iststände beschrieben werden. Eine wirkliche Entlastung der jungen Menschen wird verpasst.

Punkt 1 Ihrer Beschlussempfehlung habe ich noch mit Zustimmung gelesen, aber das ist leider schon der einzige Punkt. Sie nehmen darin eine richtige, wenn auch sehr kurze Analyse der Situation vor, aber es fehlen die folgerichtigen Schlussfolgerungen. Ich will nur auf Weniges eingehen.

Kinder- und Elterntelefone bekommen, wie von Ihnen beschrieben, etwas mehr Geld: 9 000 € im Jahr. Das ist keine Personalstelle. Das ist kein wirklicher Ausbau der Angebote. Dieses Geld wird für die inflationsbedingten Kostensteigerungen und für die Energiekosten ausgegeben werden. Damit werden nicht mehr Angebote geschaffen werden. Analog lässt es sich auch für die Familienzentren beschreiben. Diese bekommen etwa 11 000 € mehr im Jahr. Auch das ist kein Ausbau. Das ist bloße Augenwischerei an der Stelle.

(Beifall bei der LINKEN)

Stichwort „Schulpsychologinnen“. Diese selbst verweisen darauf, dass der Beratungsbedarf seit der Pandemie stark zugenommen hat. Junge Menschen sind von vielerlei Ängsten konfrontiert. Die Wartezeiten für Beratungsgespräche nehmen bei Ihnen deutlich zu. In Sachsen-Anhalt haben wir 26 Schulpsycholog*innen. Auf jede Psychologin kommen in Sachsen-Anhalt rund 10 000 Kinder und Jugendliche. Damit liegen wir deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von einem Schulpsychologen für rund 6 300 junge Menschen. Das heißt im Umkehrschluss, wir brauchen deutlich mehr, fast doppelt so viele. Ihr Beschluss ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Im Querschnitt verschiedener Studien, z. B. COPSY und COSMO, die Sie in der Beschlussempfehlung auch selbst erwähnen, können wir nachvollziehen, dass Krankheitsbilder wie Depressionen häufiger als zuvor auftreten. Immer mehr Eltern bewerten den Gesundheitszustand ihrer Kinder als schlecht. Wartezeiten für Therapieplätze sind nach wie vor hoch. Das sind keine Tendenzen, meine Damen und Herren, das sind ernst zu nehmende Problemlagen, bei denen wir schnellstmöglich Abhilfe schaffen müssen.

Außerdem: Maßnahmen wie „Aufholen nach Corona“ des Bundes stellen nur eine kurzfristige, wenn auch wichtige Unterstützung dar. Dennoch ist und bleibt es Projektitis. Auch das ist kein Ausbau, auch das ist keine Kontinuität.

(Beifall bei der LINKEN)

Meine Damen und Herren der regierungstragenden Fraktionen, wir erwarten immer noch sehr gespannt auf Ihren Pakt für die Jugend. Den haben Sie im Koalitionsvertrag versprochen. Die Zeit dafür wäre jetzt.

Meine Fraktion und ich hatten uns deutlich mehr erhofft für die jungen Menschen im Land, die sie immer wieder als die Zukunft beschwören. Die jungen Menschen sind aber auch das Jetzt. Jetzt brauchen sie unsere Unterstützung. Ihre Beschlussempfehlung wird keine ernsthafte Verbesserung der Lage darstellen. Wir können daher nicht zustimmen. - Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN - Unruhe)