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Plenarsitzung

Transkript

Tagesordnungspunkt 36

Beratung

Lehrkräftemangel konsequent bekämpfen - Seiteneinstieg in Sachsen-Anhalt verbessern.

Antrag Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drs. 8/1980

Alternativantrag Fraktionen CDU, SPD und FDP - Drs. 8/2009


Eingebracht wird der Antrag von Frau Sziborra-Seidlitz. Bitte, Sie haben das Wort.


Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):

Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Schülerin oder ein Schüler in Sachsen-Anhalt, setzen sich in Ihre Klasse, holen die Schulbücher aus der Tasche und warten darauf, dass der Unterricht beginnt. Doch die Lehrerin oder der Lehrer kommt nicht, der Unterricht findet nicht statt. Was zu meiner Schulzeit noch ein Grund zur Freude über eine kurze und eher seltene Pause vom Schulstress war, ist heute unbeliebter Alltag an Schulen in Sachsen-Anhalt. Dieser Alltag trifft momentan neben vielen anderen Schulen auch besonders hart die August-Bebel-Sekundarschule in Blankenburg im Landkreis Harz.

„Bildung muss!“ - Das fordern deswegen berechtigterweise unter anderem Elternvertreter*innen, Schülerinnen, Lehrkräfte und Kommunalpolitiker*innen vor Ort. Denn   das haben wir alle in den Medien verfolgen können, das haben wir im Bildungsausschuss schon besprochen und gestern auch an dieser Stelle schon   der Lehrerkräftemangel ist an dieser Schule gerade besonders groß. Es gibt keinen Musikunterricht, der Englischunterricht findet nur sehr selten statt und Geschichte wird jetzt nach einem halben Jahr erstmals wieder unterrichtet. Für die Schülerinnen und Schüler an dieser Sekundarschule ist das eine katastrophale Situation. Ein Thema lag den Initiatorinnen der Initiative an der Sekundarschule in Blankenburg besonders am Herzen, und zwar der Umgang mit den Seiteneinsteigenden in Sachsen-Anhalt.

Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger sind die Lehrkräfte, die kein Lehramt studiert haben, aber einen für den Lehrberuf fachlich geeigneten Studienabschluss nachweisen können. Auch wir Bündnisgrüne finden, dass wir in diesem Bereich einiges in Sachsen-Anhalt verbessern müssen und könnten. Wir haben, ganz Service-Opposition, mit unserem Antrag einige Vorschläge gemacht, wie wir das schaffen könnten.

(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE, und von Olaf Meister, GRÜNE)

Seiteneinsteigerinnen sind wichtige und inzwischen auch notwendige Partnerinnen gegen den Mangel an Lehrerinnen und Lehrern in unserem Bundesland. Doch bisher haben viele Menschen, die gern als Seiteneinsteigerinnen arbeiten möchten, noch keine Möglichkeit, Lehrerin oder Lehrer zu werden, z. B. aufgrund eines fehlenden Masterabschlusses. Wir schlagen deswegen vor, dass es auch diesen Menschen ermöglicht wird, sich für den Lehrerberuf durch berufsbegleitende universitäre Weiterbildungs- oder Weiterqualifizierungsmöglichkeiten zu qualifizieren, und zwar weil wir sie brauchen.

Wie bei so vielen Sachen spielt auch beim Seiteneinstieg das Gehalt eine große Rolle. Um Anreize für den Seiteneinstieg zu schaffen, müssen wir ermöglichen, dass Seiteneinsteigerinnen neben dem Nachholen des Studiums und des Referendariats noch weitere Möglichkeiten haben, dieselbe Gehaltsstufe wie die Lehrkräfte zu erreichen, die ein Lehramtsstudium absolviert haben. Selbstverständlich muss sich das Lehramtsstudium weiterhin lohnen und der bevorzugte Einstieg in den Lehrberuf für junge Menschen sein. Deswegen soll die Höherstufung der Gehälter an Voraussetzungen gebunden werden, und zwar daran, dass Seiteneinsteigerinnen fünf Jahre lang erfolgreich im Schuldienst gearbeitet und geeignete Fortbildungen am Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung absolviert haben. Warum das alles? - Weil wir sie brauchen.

Natürlich müssen Seiteneinsteigende gerade zu Beginn ihrer Tätigkeit im Lehrberuf bestmöglich im Schulalltag unterstützt werden. Dafür muss das bereits bestehende Mentorinnenprogramm weiter ausgebaut und abgesichert werden. Bisher gibt es zwei Anrechnungsstunden für Mentorinnen und Mentoren, um Seiteneinsteigende zu begleiten. Verständlicherweise   das ist wirklich verständlich   fallen die aber aufgrund des Lehrkräftemangels im Moment häufiger unter den Tisch.

Mit einem Seniorlehrkräfteprogramm könnte man diesem Problem begegnen; denn mit diesem könnte man Lehrkräfte, die aus dem Schuldienst ausscheiden oder bereits ausgeschieden sind, dafür gewinnen, auf freiwilliger Basis Seiteneinsteigende zu begleiten und zu betreuen und ihnen beratend zur Seite zu stehen. Im Übrigen könnten diese Seniorlehrkräfte auch Lehramtsstudierende bei ihren verpflichtenden Schulpraktika unterstützen. Warum das alles? - Weil wir sie brauchen.

Bildung muss! Wir Bündnisgrüne möchten den engagierten Menschen in Blankenburg, die gegen den Lehrkräftemangel an ihrer Schule kämpfen, sagen: Ihr habt vollkommen recht und wir unterstützen euch. Bildung muss stattfinden an der August-Bebel-Sekundarschule in Blankenburg. Bildung muss stattfinden an allen Schulen in unserem Bundesland.

(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE, und von Olaf Meister, GRÜNE)

Wir Bündnisgrünen kämpfen dafür, dass es keinen dauerhaften Unterrichtsausfall mehr an den Schulen in Sachsen-Anhalt gibt und dass jeder Schülerin und jeder Schüler eine bestmögliche Bildung erhält. Denn nur Bildung schafft Chancengleichheit und Gerechtigkeit für die Zukunft der jungen Menschen in unserem Bundesland. Nur Bildung sichert den Fachkräftenachwuchs in Sachsen-Anhalt.

Ein Teil der Lösung im Kampf gegen den Fachkräftemangel ist, Seiteneinsteigende für den Lehrberuf zu gewinnen. Egal wie wir es drehen und wenden: Wir können auf keine einzige Person verzichten, die bereit ist, in unserem Bundesland zu unterrichten.

Seiteneinsteigerinnen sind wichtige Partner im Kampf gegen den Lehrkräftemangel. Wir müssen mit aller Konsequenz gegen den Lehrkräftemangel in unserem Bundesland vorgehen. Deshalb müssen wir auch den Seiteneinstieg bzw. die Bedingungen für den Seiteneinstieg in Sachsen-Anhalt verbessern und den Seiteneinstieg damit attraktiver gestalten.

Wir bitten Sie deshalb, unserem Antrag zuzustimmen. - Vielen Dank.

(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE, und von Olaf Meister, GRÜNE)