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Plenarsitzung

Transkript

Tagesordnungspunkt 17

Beratung

Landesweites Pilotprojekt zur Nachwuchsgewinnung im Handwerk

Antrag Fraktion AfD - Drs. 8/885


Einbringer ist Herr Lieschke. - Herr Lieschke, Sie haben das Wort, bitte sehr.


Matthias Lieschke (AfD):

Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Wer von Ihnen hat jemals von der Initiative „Handwerk for you“ als Berufsfindungsevents im Handwerk gehört? - Ich glaube, nur die wenigsten von Ihnen. Neben „Handwerk for you“ gibt es einige weitere Initiativen, die eines gemeinsam haben: Sie sind regional begrenzt und erreichen eine überschaubare Anzahl von Interessenten.

Ich habe mit verschiedenen Betrieben das Gespräch gesucht und nachgefragt, welche Initiativen zur Gewinnung von Personal bekannt sind. Im Ergebnis zeigt sich, dass nur ein Bruchteil der Betriebe die bisherigen Maßnahmen der Landesregierung, der Handwerkskammern, der Innung sowie der Industrie- und Handelskammern zur Nachwuchsgewinnung kennt.

Der Mangel an Nachwuchs in Industrie und Handwerk in Sachsen-Anhalt spitzt sich, wie wir alle wissen, zu. Handwerker werden gebraucht und wir haben einfach keine mehr; das sehen Sie draußen. Wir müssen neue innovative Wege gehen, um Menschen für das Handwerk zu begeistern. Genau aus diesem Grund stellt die AfD-Fraktion heute den Antrag, ein Pilotprojekt zur Nachwuchsgewinnung im Handwerk zu starten.

Ich möchte jetzt nicht so sehr über alte Zeiten schwärmen, aber klar ist, dass in der damaligen DDR in der Schule viel zielgerichteter für den Weg in die Betriebe geworben wurde. Durch das Unterrichtsfach Produktive Arbeit besuchten Schulkinder der DDR regelmäßig Betriebe in der Umgebung und erledigten praktische Aufgaben. Im ländlichen Raum ging es vorwiegend in den Bereich der Landwirtschaft und in den Städten in die Betriebe. Dies galt für alle Schüler landesweit. Man arbeitete direkt mit und hat erfahren, dass auch ein Handwerksberuf oder ein Job in der Industrie hochqualifiziert sind und eben nicht minderwertig. Die Ausbilder zeigten in den Betrieben, wie vielfältig ihre Arbeit ist.

Auch ich wurde von den dortigen Erfahrungen geprägt und habe mich für einen Handwerksberuf entschieden. Das bereue ich bis heute nicht.

(Zustimmung bei der AfD)

Als Meister habe ich eine Berufsausbildungsberechtigung und kann Ihnen an der Stelle von meinen persönlichen Erfahrungen berichten. Ich habe etliche Lehrlinge ausgebildet und auch vielen Schülern die Gelegenheit gegeben, bei mir ein Praktikum zu absolvieren. Die Schüler konnten sich praktisch ausprobieren. Es war großartig zu sehen, wie stolz die Jugendlichen gewesen sind, etwas mit den eigenen Händen repariert zu haben, anstatt sich einfach etwas Neues zu kaufen.

Heute haben leider viele Schüler den Eindruck, dass eine Ausbildung nichts wert ist. Viele Schüler denken, dass man mit einem Studium bessere Berufsaussichten hat. Dazu kommt, dass die Ausbildung zu einer Fachkraft, also das Erlernen eines Berufes nicht mehr so hoch angesehen wird wie früher. Selbst wenn Jugendliche Interesse an einem Handwerksberuf haben, wird ihnen von außen häufig suggeriert, lieber einen anderen Weg einzuschlagen. Eine Vielzahl von Elternhäusern sehen in einem Handwerksberuf eine für ihre Kinder nicht erstrebenswerte Zukunft - nach dem Motto: Meine Kinder sollen es einmal besser haben als ich. Genau darin liegt heutzutage das Problem. Dieses Problem verschärft sich ständig.

(Zustimmung bei der AfD)

Deshalb wird es auch Zeit, etwas gegen diesen Akademisierungswahn zu tun. Die steigenden Studentenzahlen in Sachsen-Anhalt sprechen für sich. Hingegen blieben laut der Ausbildungsbilanz der Bundesagentur für Arbeit   Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen   im Oktober 2021 von rund 12 310 zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätzen 1 510 Stellen unbesetzt. Wir müssen dringend nachsteuern. Es geht um unsere Zukunft, um unseren Mittelstand.

Wir wissen, dass Lehrer und Schüler oftmals kleine regionale Ausbildungsmessen besuchen, um sich ein Bild über die verschiedenen Angebote machen zu können. In der Regel gehen die Schüler dann von Stand zu Stand und erhalten die gewünschten Informationen. Aber diese Art von Messe ist kein geeignetes Mittel, um Jugendliche für einen Beruf zu begeistern. Stattdessen sollten Schüler lieber die Möglichkeit erhalten, an den Ständen die angebotenen Ausbildungsberufe und die damit verbundenen Tätigkeiten praxisnah auszuprobieren und im Idealfall im Betrieb zu lernen, was diesen oder jenen Beruf wirklich ausmacht.

Mir ist klar, dass bereits in vielen Schulen zur Vorbereitung auf das Berufsleben ein Schülerpraktikum ansteht. Kinder und Jugendliche können während des Praktikums den Alltagsbetrieb kennenlernen und sich ein Bild darüber machen. Generell ist das eine gute Sache. Jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Schüler oft nicht wissen, wo sie ein Praktikum absolvieren können, und sich ohne die Unterstützung der Schule einen Praktikumsplatz suchen müssen. Wer nichts findet   was nicht selten ist  , der geht eben weiter zur Schule und verpasst die Chance, in einen Beruf hineinzuschnuppern. Das kann es doch nicht sein.

Es gibt genügend Betriebe, die auf der Suche nach Nachwuchs sind und gewillt sind, einen Praktikanten aufzunehmen. Denn mit der Aufnahme eines Praktikanten ist auf der Seite der Betriebe immer die Hoffnung verbunden, dass der Praktikant ein zukünftiger Lehrling wird. Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb muss in diesem Bereich zukünftig verbessert werden. Einige Betriebe zeigen ihre Kreativität und sind dazu übergegangen, per Facebook, Instagram und Co. Lehrlinge zu suchen. Diese Einzelaktionen von Unternehmen sind ein gutes Beispiel und weisen in meinen Augen den Weg in die richtige Richtung.

Genau hier setzt unser Antrag an. Lassen Sie uns die bekannten Strukturen für eine zielgerichtete Nachwuchsförderung nutzen. Lokalisieren Sie die Bereiche, in denen ein massiver Mangel an Fachkräften besteht. Unterstützen Sie die Betriebe mit einer Ausbildungsberechtigung, damit auch diese ein zusätzliches Interesse daran haben, an diesem Pilotprojekt teilzunehmen. Werben Sie in den Kammern und Innungen für dieses Programm. Alle Akteure müssen an einem Strang ziehen. Das tun sie im Moment nicht. Alle Schulen, die Bundesagentur für Arbeit, die Jugendberufsagenturen und die Betriebe müssen umfänglich über dieses Programm informiert werden. Es muss aktiv dafür geworben werden.

Denken Sie zeitgemäß. Die Jugendlichen beschäftigen sich sicherlich nicht mit den Seiten der Arbeitsagenturen. Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Zeit mit Facebook, Twitter, TikTok, YouTube, Instagram und Co. Dort erreichen Sie die Handwerker von morgen. Unser Land sollte in Bezug auf die bürokratischen und altbackenen Strukturen schnell umdenken.

Die AfD-Fraktion ist der Meinung, dass genügend Strukturen für die Installierung eines Pilotprojektes existieren.

(Oliver Kirchner, AfD: Genau so ist es!)

Leider arbeiten diese aber eben nicht zielgerichtet Hand in Hand, sondern jeder arbeitet für sich. Wir brauchen ein Programm aus einem Guss, ein Programm, bei dem jede einzelne Institution bis hin zu der obersten Ebene die gleichen Informationen hat.

Das Programm „Handwerk4You“ ist ein guter Ansatz und könnte als Pilotprojekt umgestaltet und erweitert werden. Vernetzen Sie alle Akteure und geben Sie Prämien an die Betriebe für die Teilnahme aus. Gehen Sie mit dem Programm in die Fläche, auch direkt in die Betriebe.

Werte Landesregierung, toben Sie sich hierbei richtig aus; denn nichts ist wichtiger für unser Land als qualifizierter Nachwuchs, der einen Berufswunsch hat und seine Arbeit gern macht. - Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Ich hoffe grundlegend, dass unser Antrag in die Ausschüsse überwiesen wird und wir dort wirklich offen und faktenbasiert darüber diskutieren können. Ich hoffe auf eine Überweisung. - Danke schön.

(Zustimmung - Ulrich Siegmund, AfD: Jawohl! Sehr gut!)