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Plenarsitzung

Transkript

Dr. Katja Pähle (SPD): 

Vielen Dank, Herr Präsident. - Werte Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich steht in meinem Manuskript: Armin Willingmann hatte heute im Landtag eine wirklich schöne Aufgabe, wie sie sich einem Minister gar nicht so oft stellt, nämlich tatsächlich einen Erfolg zu verkünden, hinter dem das gesamte Hohe Haus steht.

(Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Was dachte ich mir, als ich diesen Satz aufgeschrieben habe? Denn anscheinend ist es nicht so.

(Zuruf: Doch!)

Die Teilhabe oder das Zuweisen dieses Exzellenzclusters an der Martin-Luther-Universität   ich gebe zu, auch als Hallenserin hätte ich es den Magdeburgern genauso gewünscht  , bedeutet, dass wir es, obwohl wir so kleine Hochschulen haben, geschafft haben, in den wissenschaftlichen Olymp aufzusteigen, dass wir es hinbekommen, Forschung so zu organisieren, dass die internationale Forschungsgemeinschaft genau auf diese Hochschulen schaut. Ich bin darauf sehr, sehr stolz.

(Zustimmung bei der SPD, bei den GRÜNEN und von Hendrik Lange, Die Linke)

Und wer meint, wir müssten uns eher auf das Thema Lehre konzentrieren, das natürlich wichtig ist, dem sage ich: Ich erwarte dann in Zukunft keine Debatten mehr über Nobelpreise oder über Patente; denn all dieses hängt mit allem zusammen. Das, was hiermit gefördert wird, ist Grundlagenforschung, damit die nächste und übernächste Generation daraus Wissen ziehen kann und es dann auch in die Anwendung überführt.

(Zustimmung von Hendrik Lange, Die Linke)

Dass wir an dieser Stelle   ohne zu sagen, dass das nicht relevant sei; natürlich ist es relevant   noch einmal insbesondere über das Lehramtsstudium diskutieren, das hatte ich ehrlicherweise nicht erwartet. Warum? - Weil ich keine Universität kenne, die mit dem Thema Lehramtsausbildung, die nämlich nicht die Grundlagenforschung betrifft, an dieser Stelle irgendwie beim Thema Exzellenz reüssiert hat.

Aber nehmen wir diesen Punkt auf und insbesondere den Hinweis des werten Kollegen Tullner, wir müssten beim Thema Lehramtsausbildung noch einmal auf die Praxisrelevanz und die Veränderung schauen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels   Sie selber haben es erwähnt, die achte Bevölkerungsprognose ist auch vom Minister erwähnt worden, und ich ahne, dass auch in der Regierungserklärung der Ministerin darauf noch einmal hingewiesen wird   an dieser Stelle darüber nachzudenken, eine weitere Hochschule zu schaffen oder eine bestehende Hochschule als pädagogische Hochschule auszuweisen, obwohl wir Mühe haben werden, die vorhandenen Studienplätze zu besetzen, das finde ich zukunftsweisend - Fragezeichen. Ich würde die aktuellen Strukturen gern so wie sie sind erhalten, wenngleich das Werben um Studierende sicherlich schwieriger werden wird.

(Zustimmung von Hendrik Lange, Die Linke)

Lassen Sie mich am Ende noch auf drei Punkte hinweisen, die tatsächlich etwas mit diesem großartigen Erfolg für Halle und für Sachsen-Anhalt zu tun hat. Wissenschaftspolitik braucht Zeit, sie braucht Zuverlässigkeit, auch hinsichtlich der Finanzierung und der Strukturzusagen.

Das, was Kollege Lange kritisiert hat in Bezug auf die Martin-Luther-Universität, bewerte ich inhaltlich ein bisschen anders. Dazu haben wir uns schon ausgetauscht. Aber es beweist gerade, dass Zeit und Struktursicherheit nicht zur Totenruhe führt, sondern dass an den Hochschulen auch jede Menge im Fluss ist.

(Guido Kosmehl, FDP: Na ja!)

Trotzdem bewahren wir die Möglichkeit, selber auch Entwicklungsschritte zu gehen und uns als Politik am grünen Tisch nicht einzumischen.

Exzellenz braucht Netzwerke. Und wir können alle unsere Hochschulen nur darin unterstützen, diese zu pflegen und aufzubauen.

Ein letzter Punkt, den ich dem Parlament gern auch insbesondere für die nächsten Jahre mitgeben möchte: Von nichts kommt nichts. Die Entscheidung dieser Koalition, in das Thema Exzellenzförderung noch einmal gezielt Mittel zu investieren, war richtig, sie war zielführend und wegweisend und deshalb sollten wir an diesem Weg auch gemeinsam festhalten. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD - Zustimmung bei den GRÜNEN und bei der FDP)


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger: 

Danke, Frau Dr. Pähle. Wie Sie sehen, hat sich Herr Tullner eigentlich für eine Frage gemeldet. - Ist es eine Frage oder ist es eine Intervention? - Eine Intervention. Bitte.


Marco Tullner (CDU): 

Frau Dr. Pähle, vielen Dank für Ihren Beitrag, den ich sehr gut gelungen fand. Das muss ich ausdrücklich sagen. Aber ich glaube, Sie haben zwei Dinge missverstanden. Das erste Missverständnis betrifft das Thema Exzellenz. Wir sollten das nicht kleinreden; das ist überhaupt nicht der Punkt. Aber schon der Blick in unsere benachbarten Bundesländer muss uns doch eher in unserem Ehrgeiz anstacheln. Die Uni Jena und die Uni Dresden arbeiten doch sozusagen unter ähnlichen Rahmenbedingungen. Und zumindest in Thüringen ist es doch gelungen, die Uni schon fast auf den Sprung zur Exzellenz-Uni zu schicken.

Unsere Erfolge sind gut, darüber sollten wir uns auch freuen und uns daran berauschen, aber wir sollten uns nicht darauf ausruhen   das war eigentlich mein Credo  , sondern wir sollten daraus mehr machen. Denn eines von 70 Clustern kann am Ende unserem Anspruch nicht genügen. Das kann nur ein mühsamer Anfang nach vielen Jahren der Enttäuschung sein.

Aber der eigentliche Punkt, weshalb ich mich für eine Intervention gemeldet habe, ist das Thema pädagogische Hochschule. Natürlich ist das für Sie ein Reizwort, deswegen habe ich ja auch an der Stelle gesagt.

(Dr. Katja Pähle, SPD: Das war mir klar!)

Ich möchte nochmal für alle, die diesem Hohen Hause zugeneigt sind, die an den Bildschirmen zuhören, und vor allen Dingen für Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, klarstellen: Der Begriff „pädagogische Hochschule“ ist eine Metapher. Er steht für eine neue Struktur der Lehrerbildung, die wir brauchen. Wo wir sie andocken, wie sie heißt und ob es eine Hochschule oder was auch immer ist, darüber können wir trefflich streiten. Wir leben ja in Zeiten, in denen wir einfache, klare Sprache anwenden wollen. Das kennt jeder, deswegen ist der Begriff pädagogische Hochschule keine neue Hochschule, sondern eine Metapher für eine neue Struktur.

(Guido Kosmehl, FDP: Na, na, na!)


Dr. Katja Pähle (SPD): 

Vielen Dank, Herr Tullner, für die Erläuterung. Nach der ersten Einschätzung war Ihr Redebeitrag vielleicht in meinen Ohren zu zugespitzt angekommen. Deswegen glaube ich tatsächlich, sagen zu können: Das ist ein guter Schritt, aber eigentlich wollen wir mehr. Und: Was können wir auch in der politischen Arbeit dafür tun, damit wir andere Früchte in der Wissenschaft erreichen können? Dabei haben Sie uns und, ich glaube, auch die gesamte Koalition an der Seite.

Das sollte der gemeinsame Anspruch sein, wenngleich man aufgrund unserer Hochschulstruktur in Sachsen-Anhalt, ohne das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen, nicht die Erwartung haben kann, dass man mit der Ludwig-Maximilian-Universität in München konkurrieren kann. Aber die Universitäten in Leipzig bzw. in Jena und in Dresden sollten schon unsere Zielmargen sein.

Lassen Sie mich noch einmal an das Thema „pädagogische Hochschule“ anknüpfen. Ich bin wahrscheinlich deshalb so überrascht gewesen, weil Sie tatsächlich die Hochschule Anhalt als Andockpunkt gewählt haben. Und an dieser Stelle erwähne ich auch noch einmal, dass es an dieser Hochschule tatsächlich eine neue Struktur wäre mit neuen Professuren, bei der es für den Aufbau und die Implementierung eines Lehramtsstudienganges Zeit braucht.

In dieser Zeit ist die aktuelle Lehramtsausbildung an der Martin-Luther-Universität eingeübt und vollzieht sich auch. Und ich weiß, auch durch die regelmäßigen Besuche des Herrn Ministerpräsidenten zum Thema Lehramt sind dort viele, viele Dinge im Gespräch.

Ich wiederhole die Aufforderung: Lassen Sie uns noch in dieser Legislaturperiode möglichst zeitnah die Modellprogramme im Studium der Lehrämter auf den Weg bringen, erstens die Integration der Förderschwerpunkte in das Grundschullehramt und zweitens einen Modellstudiengang, damit man als Student sich im Lehramt einschreiben kann, ohne gleich zu entscheiden, ob man an die Sekundarschule oder an das Gymnasium möchte.

(Zustimmung bei der SPD - Guido Kosmehl, FDP: Wir brauchen keinen Einheitslehrer an der Schule!)

Das würde zur Attraktivität und vor allen Dingen zum flexiblen Einsatz der Lehrkräfte viel, viel beitragen. Sie haben uns da nicht nur an Ihrer Seite, sondern gern vorn dran.

(Zustimmung bei der SPD und von Hendrik Lange, Die Linke)

Lassen Sie uns das gemeinsam tun.

(Zuruf von Marco Tullner, CDU - Hendrik Lange, Die Linke: Ich glaube, so hat sie das nicht gemeint!)


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger: 

Danke Frau Dr. Pähle. - Ich glaube, wir sind damit am Ende der Regierungserklärung und wir führen hier vorn einen Wechsel durch.