Katrin Gensecke (SPD):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Anfrage hat eines ganz deutlich gemacht: Alleinerziehende Elternteile stehen jeden Tag vor enormen Herausforderungen, logistischen Meisterleistungen, die sie zu bewältigen haben. Alleinerziehende tragen nicht nur die Verantwortung für die Erziehung und das Wohl ihrer Kinder, sondern sie müssen auch tagtäglich den Spagat zwischen Berufsleben, Familienleben und der Fürsorgearbeit meistern.
Es gibt bei alleinerziehenden Familien eben nicht den Partner oder die Partnerin, der oder die genau diese Alltagsaufgaben übernehmen kann. Da wird jeden Tag nach dem Aufstehen und vor dem Zubettgehen zwischen Kita, Schule und dem Job jongliert. Hinzu kommen dann noch Verein, Sport, Musikschule, Hausaufgaben, Freunde und Familie. Später wartet dann noch der Einkauf, der Haushalt. All das muss bewältigt werden, ebenso wie die Planung der nächsten Tage.
Was Alleinerziehende mit einem oder mehreren Kindern - machen wir uns nichts vor: das sind zu zwei Drittel Frauen - jeden Tag leisten, davon kann sich so mancher Topmanager eine ganze Scheibe abschneiden.
(Zustimmung bei der SPD)
An dieser Stelle mein allerhöchster Respekt vor der Lebensleistung von alleinerziehenden und berufstätigen Frauen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wer sind Alleinerziehende in Sachsen-Anhalt? - Das sind - ich habe es bereits gesagt - zu zwei Drittel Frauen. 78 % von ihnen sind auch berufstätig; im Übrigen ist das ein höherer Wert als im Westen unserer Republik. Aufgrund der Umstände arbeiten aber viele von ihnen in Teilzeit und viele auch eher in gering qualifizierteren Jobs, und dann ist das Geld im Portmonee am Ende immer etwas knapper.
Die langfristigen Folgen von Teilzeitbeschäftigung und späterer Berufstätigkeit mit geringerer Qualifizierung hat nicht nur niedrigere Löhne zur Folge. Gerade am Ende des Berufslebens sind dann auch die Rentenansprüche viel geringer. Die Armutsquote für alleinerziehende Frauen ist daher höher als bei der Familienkonstellation von verheirateten Paaren.
Sehr geehrte Damen und Herren! Lieber Herr Präsident! Was tun Bund und Land für Alleinerziehende, um sie zu unterstützen? - Zunächst - auch ich möchte das anmerken - haben wir ein hervorragendes Kita-Netz im Land. Wir haben mit zehn Stunden einen hohen Betreuungsanspruch, was gerade die Vereinbarkeit mit einer Vollzeitberufstätigkeit verbessert.
(Zustimmung von Dr. Katja Pähle, SPD)
Gerade bei geringen und niedrigeren Einkommen gibt es Ermäßigungen und Zuschüsse, um das Familieneinkommen zu entlasten. Ich möchte auch die Geschwisterkindregelung nennen, weil sie auch dazu beiträgt, oder auf Bundesebene das Wohngeld-Plus, den Kindergeldzuschlag oder den Unterhaltsvorschuss. Daneben gibt es Hilfs- und Beratungsangebote wie die Schuldner-, die Erziehungsberatung, Ehe- und Familienberatung, Elterntelefone usw.
Auch die Familienzentren sollten an dieser Stelle nicht vergessen werden; denn gerade sie bieten als Anlaufstelle sehr häufig schnell und komplikationslos Unterstützung und Beratung für Alleinerziehende. Auch für junge Auszubildende das ist schon angesprochen worden , die noch keine abgeschlossene Ausbildung haben, gibt es Unterstützungsangebote: das Landesprogramm „Regio Aktiv“ usw.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Frau Gensecke, ganz schnell zum Ende kommen.
Katrin Gensecke (SPD):
Ich muss zum Ende kommen. - Ich will nur noch einen Punkt nennen: Auch die Flexibilität von Unternehmen sollte man an der Stelle nicht vergessen. Ein Beispiel - wenn ich es noch erwähnen darf?
Vizepräsident Wulf Gallert:
Nein, das ist jetzt wirklich ein bisschen drüber.
Katrin Gensecke (SPD):
Ich darf es nicht mehr erwähnen?
Vizepräsident Wulf Gallert:
Lassen wir es jetzt gut sein.
Katrin Gensecke (SPD):
Dann bitte ich um die Überweisung des Entschließungsantrags. - Vielen Dank.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Wir haben das schon mitgekriegt. Alles klar, Frau Gensecke.
Katrin Gensecke (SPD):
Okay.