Eva von Angern (Die Linke):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Ich sage ganz klar: Endlich, endlich, liebe Koalition, haben Sie sich dazu durchgerungen, hier einen solchen Antrag einzubringen. Ich weiß, es gab, nachdem der Landessportbund erneut den Versuch gewagt hatte und wir als Fraktion im Jahr 2017 hier einen entsprechenden Antrag eingebracht haben, noch eine ganz andere Diskussion. Auf diese will ich heute aber ausdrücklich nicht eingehen. Wir sind tatsächlich nicht eitel, wir werden dem Antrag heute selbstverständlich zustimmen.
Ich sage Ihnen ganz, ganz herzlichen Dank und richte auch herzlichen Dank an den Ministerpräsidenten dafür, dass er in seinen letzten Monaten als Ministerpräsident gemeinsam mit der Jury tatsächlich die Entscheidung getroffen hat,
(Zuruf von Sven Rosomkiewicz, CDU)
Täve Schur den Landesverdienstorden von Sachsen-Anhalt zu verleihen. Ich finde, das ist ein angemessenes Zeichen, im Übrigen nicht nur für Täve, sondern für viele, viele Ostdeutsche. Das will ich ausdrücklich sagen.
(Beifall bei der Linken - Zustimmung von Guido Heuer, CDU)
Apropos eitel: Heute wurde schon viel über Täve gesagt. Er war auch Politiker. Es gibt viele eitle Politiker und Politikerinnen. Er ist es ausdrücklich nicht, in keiner seiner Rollen. Er ist genau das, was genannt wurde: bescheiden und bodenständig, und zwar bis zum heutigen Tag.
Ich habe vorgestern noch einmal mit ihm telefoniert und habe gesagt: „Mensch, Täve, hast du einen Wunsch? Ich rede heute zu deinem Antrag; ich habe die Ehre, das tun zu dürfen.“ So etwas hört man von mir selten, aber ich zitiere: „Endlich hat mal jemand den Arsch in der Hose und trifft diese Entscheidung.“ Das gebe ich jetzt einmal an Sie als Koalitionäre weiter.
Ich danke Ihnen sehr, dass Sie den Rahmen heute sprengen. Und ja, es ist eine politische Entscheidung, weil es der Sport leider nicht geschafft hat, obwohl er es wollte mit aller Kraft und aller Macht. Das muss man erst einmal schaffen, alle 16 LSB zu diesem Thema miteinander zu verbinden. Auch dafür noch einen herzlichen Dank an die Präsidentin des Landessportbundes.
(Beifall bei der Linken - Zustimmung von Guido Heuer, CDU)
Das ist nicht nichts. Aber auch das heute ist ein wertvoller Schritt, und ich hoffe, dass es funktioniert.
Es wurde viel gesagt zu den Ehren, die Täve Schur im Laufe seines Sportlerlebens eingesammelt hat. Ich selbst war nicht dabei, weil ich 1960 noch nicht geboren war,
(Alexander Räuscher, CDU: Was? Echt nicht?)
aber selbstverständlich war das auch in meiner Familie ein großes Thema, als er Eckstein vorgelassen hat. Er hat das nicht nur getan, damit Eckstein gewinnt, sondern weil die Mannschaft damit gewonnen hat. Das ist eben auch Täve Schur: Er lebt diese Kameradschaftlichkeit. Der Sportsgeist ist etwas, das ihm wirklich inne ist, noch vor dem Leistungsgedanken. Auch deshalb sage ich, ist es heute die richtige Entscheidung, die wir hier gemeinsam treffen.
(Beifall bei der Linken - Zustimmung von Dr. Falko Grube, SPD)
Es wurde auch schon gesagt: Neunmal war er in der DDR Sportler des Jahres. Das ist übrigens keine SED-Entscheidung gewesen, auch nicht die vom MfS. Das haben Leserinnen und Leser entschieden und das ist von ihm hart erkämpft gewesen. Auch das wollte ich noch einmal sagen.
Ich sage aber auch, ohne ins Detail zu gehen: Sportlerinnen und Sportler sind keine Superhelden. Das hat Täve übrigens für sich auch immer in Anspruch genommen. Auf dem Podest zu stehen war ihm eigentlich immer zuwider. Deswegen weiß ich gar nicht so richtig, ob er sich freuen wird, wenn er es in die Hall of Fame schafft. Ich sage aber auch: Ich hoffe, er erlebt es noch. Unser aller Ziel muss sein, dass er es wirklich noch erleben kann.
Er ist kein Superheld, er ist ein Idol, auch meiner Kindheit. Er ist nicht unfehlbar. Er hat Macken und Fehler, wie wir alle im Übrigen Macken und Fehler haben. Aber ich sage auch ganz deutlich: Erst wenn die Hall of Fame Täve Schur aufnimmt, dann ist es wirklich eine gesamtdeutsche Hall of Fame. Bis dahin ist es eine der Westdeutschen.

