Cookies helfen uns bei der Weiterentwicklung und Bereitstellung der Webseite. Durch die Bestätigung erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden.

Plenarsitzung

Mehr Qualität und mehr Personal für Kitas

Der Fachkräftemangel macht auch vor Kindertageseinrichtungen nicht halt. Die Fraktion DIE LINKE spricht sich daher in ihrem Antrag für eine umfangreiche Strategie aus, die möglichst viele bürokratische Hürden für interessierte Personen aus dem Weg räumt. So soll die Landesregierung beispielsweise aufgefordert werden, die Verfahrenszeit bei der Anerkennung von ausländischen Fachkräften deutlich zu verkürzen und zu prüfen, inwieweit ein duales Studium für Quereinsteiger/innen sinnvoll wäre. Ziel müsse es sein, einen Fachkräftekollaps in der Kindertagesbetreuung zu vermeiden.

Parallel dazu wurde auch über einen weiteren Antrag der Fraktion DIE LINKE beraten, der bereits im September 2022 in den Landtag eingebracht wurde und zwischenzeitlich im Ausschuss für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung diskutiert wurde. In dem Antrag geht es darum, dass der Fokus bei der Kindertagesbetreuung zukünftig vor allem darauf gerichtet werden soll, die Qualität kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dazu gehöre vor allem der verstärkte Fokus auf die pädagogischen Fachkräfte. Sie seien es, die tagtäglich die wichtigsten Aufgaben im System Kita übernehmen würden, so die Fraktion DIE LINKE. In ihrem Antrag setzte sie sich daher für eine Anpassung des Personalschlüssels ein. Sachsen-Anhalt sollte sich dabei an den vom Bund gemachten Vorschlägen orientieren. Der Ausschuss für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung empfahl dem Landtag mit 10:2:1 Stimmen, den Antrag in geänderter Fassung anzunehmen.

Eine pädagogische Mitarbeiterin liest Kindern in der Kita aus einem Buch vor.

Eine pädagogische Mitarbeiterin liest Kindern in der Kita aus einem Buch vor.

Warum arbeiten so wenig Absolventen in den Kitas?

Laut einer Studie der Gewerkschaft ver.di gebe es im Schnitt drei vakante Vollzeitstellen je Kindertageseinrichtung in Sachsen-Anhalt, erklärte Nicole Anger (DIE LINKE). Außerdem fühlten sich viele dauerhaft gestresst und schätzen ein, dass sie vermutlich nicht bis zum Rentenalter in diesem Beruf arbeiten würden. Etwa 1 100 Fachschüler würden zudem jährlich ihren Abschluss machen, aber viel weniger danach tatsächlich in der Kita arbeiten. Die Arbeitsbedingungen würden von vielen als unzureichend beschrieben. Daher schlägt ihre Fraktion vor, noch während der Ausbildung eine Absolventinnenbefragung durchzuführen. Außerdem dürfte die soziale Grundhaltung von Auszubildenden nicht länger ausgenutzt werden.

Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann(SPD) erklärte für Sozialministerin Petra Grimm-Benne, dass das Anliegen der Fraktion DIE LINKE zur Qualitätsverbesserung grundsätzlich das Ansinnen des Sozialministeriums unterstütze. Dies gelte insbesondere für eine erweiterte Kostenbeitragsbefreiung für Geschwisterkinder sowie die Fachkräfteoffensive. Auch Sprachkitas sollen weiter über das  „Gute-Kita-Gesetz“ unterstützt werden. Alle geplanten Vorhaben des Sozialministeriums dienten der Fachkräftegewinnung und -bindung, um den erhöhten Bedarf abdecken zu können.

Eigentliche Ursache: Demographischer Wandel

Die Lage in den Kitas sei deutlich angespannt, räumte Tim Teßmann (CDU) ein, auch wenn die Koalition aus CDU, SPD und FDP bereits viel in diesem Bereich getan hätte. Er stellte fest, dass tatsächlich nicht alle ausgebildeten Fachkräfte in den Kitas ankommen würden. Verwundert sei er über die Wünsche der Fraktion DIE LINKE, dass es immer mehr Qualität und Personal geben solle, ohne zu erklären, wie das bezahlt werden könne.

Gordon Köhler (AfD) konstatierte, der Fachkräftemangel sei ein stetiger Begleiter in den Plenardebatten, die eigentliche Ursache (der demographische Wandel) werde jedoch zu wenig beleuchtet. Und zur Wahrheit gehöre in dem Zusammenhang auch: „Mit dem Schlauchboot werden keine neuen Fachkräfte kommen.“ Den Vorschlag, Fachkräfte aus anderen Bereichen „abzuwerben“, halte er für wenig sinnvoll, weil sie dann dort wieder fehlten. Die eigentliche Lösung für den Fachkräftemangel liege in einem deutlichen Bevölkerungszuwachs.

„Gute-Kita-Gesetz“ hat schon vieles bewegt

Konstantin Pott (FDP) betonte, wie wichtig die frühkindliche Bildung für Kinder und die Eltern sei. Seiner Meinung nach müssten die Rahmenbedingungen für junge Fachkräfte verbessert werden, damit sie im Land blieben. Programme für Quereinsteiger und die Schulgeldfreiheit seien beispielsweise zwei wichtige Bausteine, um die Attraktivität der Ausbildung zu steigern.

Wenn knappe Personalressourcen und Ausstattung den Arbeitsalltag auf Dauer bestimmten, führe dies zu Stress und Unzufriedenheit. Denn junge Fachkräfte könnten dadurch ihren eigenen Ansprüchen und den in der Ausbildung erlernten hohen Qualitätsansprüchen nicht gerecht werden, erläuterte Susan Sziborra-Seidlitz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Die praxisorientiertere Ausbildung auszubauen, unterstütze ihre Fraktion ausdrücklich. So könnten junge Menschen frühzeitig an die Einrichtungen gebunden werden.

Dr. Heide Richter-Airijoki (SPD) erinnerte daran, dass es bereits großartige Kitas und Erzieherinnen in Sachsen-Anhalt gebe, die teilweise auch preisgekrönt seien. Wer in Sachsen-Anhalt einen Kita-Platz suche, finde ihn relativ schnell, aber natürliche gebe es große Herausforderungen für die Zukunft. Auf Basis des „Gute-Kita-Gesetzes“ seien jedoch auch schon einige Maßnahmen und Initiativen auf den Weg gebracht worden. Zukünftig werde sich der Fokus stärker auf die Qualität in den Kitas richten, dies funktioniere jedoch nur mit einem verbesserten Personalschlüssel.

Ergebnisse der Debatte:

Der Antrag 8/2806 der Fraktion DIE LINKE „Pädagogische Fachkräfte für die Kindertagesbetreuung ausbilden, gewinnen und halten“ wurde abgelehnt. Der Alternativantrag der Koalitionsfraktionen (8/2840) dazu wurde mit den Änderungen der Fraktion DIE LINKE (8/2846) angenommen. Der Beschlussempfehlung „Die hohe Qualität der Kindertagesbetreuung in Sachsen-Anhalt weiterentwickeln und nachhaltig sichern!“ des Ausschusses für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (8/2800) wurde zugestimmt.