Cookies helfen uns bei der Weiterentwicklung und Bereitstellung der Webseite. Durch die Bestätigung erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden.

Plenarsitzung

Ernste Situation der Apotheken im Land

Der Ausschuss für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung im Landtag von Sachsen-Anhalt hat sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 8. März 2023, mit der Situation der Apotheken in Sachsen-Anhalt auseinandergesetzt. Zu Wort meldeten sich Vertreter der Apothekerkammer und des Landesapothekerverbands von Sachsen-Anhalt.

Dem Fachgespräch lag ein Selbstbefassungsantrag der FDP-Fraktion zugrunde. Demzufolge befänden sich die Apotheken gegenwärtig in einer stark angespannten Situation. Besondere Problemlagen zeigten sich innerhalb der Bereiche der enorm gestiegenen Energiekosten, der Inflation sowie dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel, welche ebenfalls die Apotheken im Land beträfen. Diese Umstände sollten im Ausschussgespräch mit den Fachleuten besprochen werden.

Graphik mit Bild von Apothekerin und Stichworten aus dem Fachgespräch.

Die Situation in den Apotheken deutschlandweit ist angespannt, für Sachsen-Anhalt trifft dies ebenso zu.

Immer weniger Apotheken im Dienst

Die Apotheken hätten einen gesetzlichen Sicherstellungsauftrag für eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit, die zunehmend älter werdende Bevölkerung verstärke auch den Aufwand in den Apotheken, Schwierigkeiten verursachten auch Lieferengpässe, berichtete Dr. Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt.

Deutschlandweit gebe es 1 400 Apotheken weniger als im Jahr 1990, es gebe nur noch 22 Apotheken pro 100 000 Einwohner (EU-Durchschnitt liegt bei 32). Sachsen-Anhalt habe im Jahr 2022 fünf Apotheken verloren und verfüge nunmehr über noch 567 Apotheken, 50 Apotheken hätten in den letzten zehn Jahren ihren Betrieb aufgegeben.

„Die vielfältigen Dienste müssen folglich von immer weniger Apotheken geleistet werden“, so Münch, was angesichts des Personalmangels, der schlechten Finanzierung und der überbordenden Bürokratie immer schwieriger werde. Apotheken müssten ihre Öffnungszeiten verkürzen, mitunter werde am Samstag nicht mehr geöffnet. Die Uni Halle (Saale) bilde zwar jährlich 135 Absolventen im Fach Pharmazie aus, aber viele Absolventen wanderten aufgrund besserer ökonomischer Bedingungen in andere Bundesländer ab, monierte Münch. „Die Apothekerschaft fühlt sich momentan von der Politik missachtet und degradiert, dem muss jetzt entgegengewirkt werden!“

Quantitative und qualitative Verschlechterung

Lieferengpässe hätten im IV. Quartal 2022 extrem zugenommen, rund 26 Prozent der Medikamente hätten nicht laut Rezept geliefert werden können, es fehle an allen Ecken und Enden, auch Medikamente, die dringend und am laufenden Band gebraucht würden, kritisierte Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt e. V.

Die Problematik sei unter anderem auch in Deutschland hausgemacht. Die Marktattraktivität für die Herstellung von Medikamenten müsse in Deutschland wieder wettbewerbsfähig gestaltet werden. Hierfür müssten auch die Rabattregelungen mit den Herstellern breiter aufgestellt werden. Im vergangenen Jahr sei ein deutlicher Anstieg des Krankheitsgeschehens im Land zu beobachten gewesen, dies habe gezeigt, wie schnell man in Sachen Medikamente an die Kapazitätsgrenzen stoße.

Das coronabedingt erleichterte Ersatzlieferungsmanagement für verschreibungspflichtige Medikamente laufe am 7. April 2023 zunächst ersatzlos aus, monierte Arnold, dadurch sei erheblich mehr bürokratischer Aufwand in Apotheken und Arztpraxen zu erwarten. Neben der unheimlich hohen und zeitaufwendigen Bürokratie hätten die Apotheken ohnehin schon mit der Erhöhung der generellen Fixkosten bei Miete, Energie, Ausgleich von Lieferengpässen, Tarifgehältern und Beschaffungskosten zu kämpfen. Die momentane Situation im Pharmabereich in Deutschland führe absehbar zu einer quantitativen und qualitativen Verschlechterung der Versorgung der Menschen, Protestmaßnahmen seien da zu erwarten, schlussfolgerte Arnold.

Das Thema wird den Ausschuss und den Landtag vor dem Hintergrund der aktuellen Situation noch weiter beschäftigen. Da das Anliegen des Selbstbefassungsantrages der FDP-Fraktion zunächst als vollumfänglich erfüllt angesehen wurde, hat der Ausschuss für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung diesen nach kurzer anschließender Beratung für erledigt erklärt.