„Ernte? Aber sicher!“ – unter diesem Motto stand der zweite „Landtag im Dialog“ am Donnerstag, 20. November 2025. Der Bürgerdialog mit Abgeordneten fand dieses Mal auf dem Heide-Campus der Martin-Luther-Universität in Halle statt. Die Mitglieder des Ausschusses für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten des Landtags von Sachsen-Anhalt stellten sich den Fragen und Meinungen der Bürgerinnen und Bürger.
Das Gesprächsformat fand als sogenannte Fishbowl-Runde statt: In der Runde mit den Abgeordneten und Moderatorin Ilka Bickmann von der Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation e. V. (Halle/S.) gab es einen freien Platz, auf dem Gäste Platz nehmen und am Gespräch teilnehmen konnten.
Zunächst begrüßte Michael Scheffler als Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten die Anwesenden und verdeutlichte im Namen aller Ausschussmitglieder das Anliegen, zu diesem wichtigen Thema ein öffentliches Diskussionsforum gestalten zu wollen.
© ltlsa/kp© ltlsa/kpAnmerkung:Beim Landtag im Dialog am 20. November 2025 sprachen Abgeordnete mit Bürgern über Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft.
© ltlsa/kp© ltlsa/kpAnmerkung:Olaf Feuerborn (CDU)
© ltlsa/kp© ltlsa/kpAnmerkung:Elrid Pasbrig (SPD)
Anmerkung:Matthias Lieschke (l., AfD)
© ltlsa/kp© ltlsa/kpAnmerkung:Kathrin Tarricone (FDP)
© ltlsa/kp© ltlsa/kpAnmerkung:Kerstin Eisenreich (Die Linke)
© ltlsa/kp© ltlsa/kpAnmerkung:Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Zu Beginn der Diskussionsrunde stellten die teilnehmenden Abgeordneten kurz ihre Standpunkte dar. Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) erklärte, dass man eine offene Diskussion über die ausgebrachte Menge der Mittel brauche. Man müsse schauen, wie sich bei diesem Thema transparent kommunizieren ließe. Risiken und Chancen müssten gegenübergestellt und gemeinsam die Risiken gesenkt werden.
Wir brauchen die Pflanzenschutzmittel, wir müssen unsere Ernte schützen“, so Kathrin Tarricone (FDP). Es gebe heute mehr Schädlinge, auf diese müsse man reagieren. Dabei brauche es jedoch eine intelligentere Lösung, als mehr Mittel auszubringen. Stattdessen brachte sie neue Züchtungsmethoden ins Gespräch. Bei der Suche nach Lösungen brauche es keine pauschalen Verbote, sondern ein „Herauskitzeln“ wissenschaftsbasierter Lösungen.
„Wir sind sehr stolz auf unsere Wissenschaftslandschaft in Sachsen-Anhalt“, betonte Elrid Pasbrig (SPD). „Doch was nützt uns diese, wenn wir nicht in die Anwendung kommen?“. Pflanzenschutzmittel seien unverzichtbar, ihre Vorteile müssten besser kommuniziert werden. Mit Blick auf Resistenzen müsse man eine gute Balance halten. Auch sie zeigte sich als Befürworterin neuer Züchtungsmethoden.
„Wir haben schon recht gute Regularien“, befand Kerstin Eisenreich (Die Linke). Diese führten zu sicheren Lebensmitteln. Es gehe allerdings auch darum, Boden, Luft und Wasser gesund zu hinterlassen. Deshalb müsse man schauen, wie sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zurückfahren lasse. Auch stelle sich die Frage, inwieweit eine mangelnde pflanzliche Vielfalt möglicherweise Schädlinge begünstige.
Matthias Lieschke (AfD) betonte, dass Pflanzenschutzmittel für stabile Erträge sorgten. Landwirte als Fachleute hätten das nötige Wissen, welche Menge an Mitteln auszubringen sei. Allein aus ökonomischen Gesichtspunkten würden Landwirte nicht mehr Mittel einsetzen als nötig.
„Grundsätzlich ist die Landwirtschaft immer für Veränderungen bereit“, betonte Olaf Feuerborn (CDU), selbst Landwirt. „Wir brauchen Pflanzenschutzmittel, um unsere Ernten zu sichern.“ Allerdings sei die Zahl der zugelassenen Wirkstoffe zurückgegangen, deshalb habe man es heute mehr mit Resistenzen zu tun.
Das sagten die Bürger
Im folgenden Bürgerdialog meldete sich unter anderem ein Landwirt aus dem Salzlandkreis. Er erklärte am Beispiel der Kartoffelkäferbekämpfung, dass bei biologischer Schädlingsbekämpfung mitunter mehr Kollateralschäden entstünden als bei konventioneller – weil mitunter alle Insekten statt nur eines speziellen Schädlings getötet würden.
Ein Professor für Geobotanik der MLU war ebenfalls als Publikums-Teilnehmer an der Diskussion beteiligt und sprach zuvor sogenannte Offsite-Effekte von Pflanzenschutzmitteln an. Er forderte deshalb eine 100 Meter große Pufferzone zwischen konventionell bewirtschafteten Ackerflächen und Naturschutzgebieten.
Kurz vor Ende der Diskussionsrunde nahm ein Student auf dem Publikums-Stuhl Platz. Seiner Meinung nach sei zu wenig über ökologische Landwirtschaft gesprochen worden, erklärte er. Mehrere Abgeordnete griffen dies auf. „Es ist nicht wichtig wie es heißt, sondern wie es wirkt“, merkte etwa Kathrin Tarricone an. Ähnlich äußerte sich Elrid Pasbrig – auch konventionelle Landwirtschaft sei in der Lage, nachhaltig zu arbeiten. Matthias Lieschke bemerkte außerdem, dass die Märkte komplett ökologische Landwirtschaft nicht hergäben.
Nach zwei Stunden reger Diskussion endete die Dialogveranstaltung und Ilka Bickman machte darauf aufmerksam, dass die Sitzungen der Landtagsausschüsse wie auch die Plenarsitzungen öffentlich sind und jeder eingeladen sei, diesen beizuwohnen.

