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Plenarsitzung

9./10. November 1989

Die DDR-Führung berät seit Tagen über die neuen Reisebestimmungen für DDR-Bürger/innen ins Ausland. Der vorgelegte Gesetzentwurf war bei den Zehntausenden Demonstranten nicht auf Zustimmung gestoßen. So soll unter anderem der Gesamtreisezeitraum auf 30 Tage im Jahr begrenzt sein.

Reisefreiheit versus „ständige Ausreise“: beide Entscheidungen sollten möglich sein, so Experten vom Innenministerium und von der Staatssicherheit. Am Nachmittag informiert Egon Krenz das Zentralkomitee der SED von der getroffenen Entscheidung der Regierung über die neuen Reisebestimmungen. Am Abend soll die Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz über die Ergebnisse informiert werden.

Diese Pressekonferenz wird zum Schicksalsereignis der DDR.


Politbüromitglied Günter Schabowski teilt darin mit, dass ab sofort die Ausreise ins westliche Ausland ohne das Vorliegen besonderer Gründe möglich sei: „Und deshalb haben wir uns dazu entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen.

Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. […] Das tritt nach meiner Kenntnis, ist das sofort, unverzüglich.“ Kurz nach 19 Uhr wird die Agentur-Meldung verbreitet: „DDR öffnet Grenze“. So titelt um 20 Uhr auch die Tagesschau. Tausende Menschen strömen daraufhin zu den Berliner Grenzübergängen.


Moderator Hanns Joachim Friedrichs eröffnet die ARD-Tagesthemen mit folgenden Worten: „Guten Abend, meine Damen und Herren. Im Umgang mit Super­lativen ist Vor­sicht geboten, sie nutzen sich leicht ab, aber heute Abend darf man einen riskie­ren: Dieser neunte November ist ein historischer Tag: die DDR hat mitgeteilt, dass ihre Grenzen ab sofort für jedermann geöffnet sind, die Tore in der Mauer stehen weit offen.“

Eine Liveschaltung zum Grenzübergang Invalidenstraße zeigt das Gegenteil – er ist noch geschlossen. Doch nach den Tagesthemen setzt ein Massenansturm auf die Grenzübergänge ein. Eine von den Medien verbreitete Fiktion ergreift die Massen – und wird dadurch zur Realität. In den Folgetagen strömen die Menschen Richtung Westberlin.


Was in der Welt noch geschah:
Die Tagesschau vom 9. November 1989