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Plenarsitzung

Die Menschen gegen den Staat

Bundesweit wird mit Gedenkveranstaltungen an den Jahrestag des DDR-Volksaufstandes am 17. Juni 1953 erinnert. Gedacht wird des Muts Hunderttausender Menschen vor nunmehr 70 Jahren. Damals ging rund eine Million Menschen in mehr als 700 Städten und Gemeinden in der DDR auf die Straße. Die Streiks und Demonstrationen wurden von politischen Forderungen nach Freiheit, Demokratie, Menschenrechten und der Wiedervereinigung Deutschlands bestimmt.

„Der 17. Juni 1953 gehört zweifellos zu den Schlüsseldaten der jüngeren deutschen Geschichte. Auch wenn er in seiner gesamtdeutschen und europäischen Bedeutung kaum angemessen wahrgenommen wird“, erklärt Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger. „Einer Diktatur ausgeliefert zu sein, haben viele Menschen in der DDR auch ganz persönlich erfahren müssen. Menschen mit diesen bewussten Erfahrungen reagieren daher sensibler, wenn die einer Diktatur nahekommenden Eigenschaften zu spüren sind. Für Freiheit und Selbstbestimmtheit aufzustehen, verdient jederzeit Respekt.“

Von der sowjetischen Besatzungsmacht eingesetzte Panzer zur Niederschlagung der Unruhen in der Berliner Schützenstraße am 17. Juni 1953.

Von der sowjetischen Besatzungsmacht eingesetzte Panzer zur Niederschlagung der Unruhen in der Berliner Schützenstraße am 17. Juni 1953.

Heute gilt der Volksaufstand als eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Deutschlands. In der alten Bundesrepublik wurde der 17. Juni von 1954 bis 1990 als Nationalfeiertag (Tag der Deutschen Einheit) begangen. Er war ein Symbol für die Zusammengehörigkeit der beiden deutschen Staaten. Die Gründe und Ziele des Volksaufstands gilt es zu bewahren, schärfen sie doch das Bewusstsein für Freiheit und Demokratie. Der Freiheitswille der Menschen in Mitteldeutschland zeigte sich in zwei Revolutionen: der blutig niedergeschlagenen im Juni 1953 und der unblutigen im Herbst 1989.

Magdeburg ein Zentrum des Aufstands

Rund 50 000 Menschen demonstrierten am 17. Juni 1953 allein in Magdeburg gegen Mangelwirtschaft und den „verschärften Aufbau des Sozialismus“. Als konkreter Auslöser gilt unter Historikern gemeinhin der Beschluss des ZK der SED vom Mai 1953, die Arbeitsnormen bei gleichbleibendem Lohn um mindestens zehn Prozent zu erhöhen. Daraufhin folgten in verschiedenen Städten kleinere Streiks, die zunehmend politischen Charakter entwickelten.

Als Zentrum des Schwermaschinenbaus entwickelte der Volkaufstand in Magdeburg eine besondere Intensität. Im Laufe des Tages besetzten Arbeiter aus den großen Werken zahlreiche staatliche Einrichtungen, zerstörten Bilder von SED-Repräsentanten, hinderten Züge im Hauptbahnhof an der Weiterfahrt und stürmten die Untersuchungshaftanstalt am Moritzplatz. Trauriger Höhepunkt der Demonstrationen war eine Schießerei rund um die Strafvollzugsanstalt Sudenburg, bei der sechs Menschen getötet und einige weitere verletzt wurden.

Wie im Rest der DDR verhängte die sowjetische Besatzungsmacht im Laufe des Tages den Ausnahmezustand und schlug den Aufstand nieder. Zwei angebliche Rädelsführer des Magdeburger Aufstands wurden einen Tag später standrechtlich erschossen, ein weiterer einige Monate später hingerichtet.

Der „17. Juni 1953“ zum Nachlesen

Ausführliche Hintergründe zum Volksaufstand mit vielen Bildern, Texten Video- und Tonaufnahmen finden Sie hier: