Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte, Verbraucherschutz und die Kastenstandhaltung von Sauen – das sind nur einige Themen mit denen sich der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auf seiner Delegationsreise (16. bis 20. Oktober) nach Wien beschäftigt hat. Die 18-köpfige Delegation kam mit Experten aus Politik, Wissenschaft und Marketing ins Gespräch. Außerdem besuchten sie verschiedene landwirtschaftliche Betriebe in der Region, um sich direkt vor Ort ein Bild über den Stand der Entwicklung zu machen und Anregungen mit nach Sachsen-Anhalt zu nehmen.
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Der Ausschuss für Ernährung. Landwirtschaft und Forsten besuchte auf seiner Reise nach Wien auch den Musterhof Hütthaler in Oberösterreich, auf dem Lebensmittel für das FairHof-Programm eines großen Discounters hergestellt werden. Foto: Ulrike Brandt/Landtag
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Auf dem Musterhof wird nicht nur Fleisch produziert, sondern auch das Tierwohl und eine artgerechte Haltung stehen im Mittelpunkt. Foto: Ulrike Brandt/Landtag
Discounter müssen mitziehen
Ausschussvorsitzender Bernhard Daldrup (CDU) zog nach der Reise ein sehr positives Fazit: „Wir haben gelernt, dass es in Österreich durch alle Instanzen und Ebenen einen festen Willen gibt, Regionaldirektvermarktung zu fördern, zu betreiben und voranzubringen.“ Dies gelte sowohl für kleine Familienbetriebe als auch landwirtschaftliche Großunternehmen. „Wenn man die Fördergelder richtig einsetzt, kann man echte Effekte damit erzielen“, unterstrich Daldrup.
Im Vergleich zu Sachsen-Anhalt sei aufgefallen, dass die Österreicher nicht nur vom Landwirt her denken, sondern auch aus der Perspektive der Verbraucher. Außerdem werde die regionale Direktvermarktung vom Lebensmitteleinzelhandel angetrieben. Denn anders als in Sachsen-Anhalt würden die Bürger hochwertige gesunde Lebensmittel aus der Region im Discounter erwarten und seien im Gegenzug auch bereit, mehr dafür zu bezahlen.
So gebe es beispielsweise in Österreich einen Biomarktanteil von 20 bis 25 Prozent, auf politischer Ebene jedoch nur einen „grünen Anteil“ von aktuell weniger als 5 Prozent. Daran werde deutlich, dass die Forderungen nach regionalen biologisch angebauten Lebensmitteln aus allen Schichten der Bevölkerung stammten.
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Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu Besuch in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Wien. Foto: Ulrike Brandt/Landtag
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Zu Besuch im Waldlandhof Oberwaltenreith, einem Gemeinschaftsunternehmen von 700 Bauern mit breiter Produktpalette von Mohnspezialitäten, Kräuter & Gewürzen, Tees, Ölen & Essigen über Schokoladen, Karpfen und Forelle bis hin zu Geschenkideen und Pflanzenölkosmetik. Foto: Ulrike Brandt/Landtag
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Ebenfalls auf dem Programm stand ein Arbeitsgespräch im Bundesministerium für Gesundheit der Republik Österreich. Foto: Ulrike Brandt/Landtag
Nachfrage nach Bioprodukten wecken
Um in Sachsen-Anhalt beim Thema Bioprodukte voranzukommen, müsste man daher nicht nur den Anbau fördern, sondern auch überlegen, wie die Nachfrage gesteigert werden könnte. Ein Mittel könnten gezielte Werbe- und Marketingmaßnahmen sein, die neue regionale Produkte beim Markteinstieg unterstützen, erläuterte der CDU-Abgeordnete. Die Ausschussmitglieder hätten einige sehr interessante Vermarktungsstrategien auf ihrer Reise kennengelernt und diese auch fraktionsübergreifend als sinnvoll erachtet.
Daldrup nannte zum Beispiel das Konzept der österreichischen Genussregionen, welches für heimische Produkte nachahmenswert scheint. Vor diesem Hintergrund bewertete er es als positiv, dass der Geschäftsführer der Agrarmarketingesellschaft Sachsen-Anhalt (AMG), Dr. Jörg Bühnemann, den Landwirtschaftsausschuss nach Wien begleitet hatte. Denn die AMG sei schließlich für die Umsetzung neuer Marketingstrategien zuständig.
Praxiorientiert und ideologiefrei
Auch beim Thema „Kastenstandhaltung“ von Sauen seien die österreichischen Kollegen bereits einen Schritt voraus, verwies Daldrup auf ein weiteres wichtiges Thema. Der Besuch am Institut für Tierhaltung und Tierschutz, an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, habe gezeigt, dass dort schon seit Jahren „pragmatisch, praxisorientiert und völlig ideologiefrei“ zu dem Thema geforscht werde.
„Es ist möglich“, so der Ausschussvorsitzende, „allerdings kann eine Umstellung nicht von heute auf morgen erfolgen.“ Bei der Größe der Betriebe in Sachsen-Anhalt müssten unbedingt Möglichkeiten für Übergangsregelungen gefunden und Mehraufwendungen im Vergleich zur konventionellen Stallhaltung durch Fördermittel abgefedert werden. Am Ende sei jedoch von entscheidender Bedeutung, dass der Mehraufwand auch entsprechend vermarktet werden kann, schloss Daldrup.