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Plenarsitzung

Der Herbst ‘89 und seine Folgen

Für Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen von heute sind die Ereignisse im Herbst 1989 ein Teil der deutschen Geschichte. Sie kehren als Lernstoff im Unterricht wieder oder in Erzählungen der Eltern und Großeltern. Dass die Menschen im Osten seinerzeit Woche für Woche zu Zehntausenden auf die Straßen gegangen sind, um für Freiheit, Demokratie und ehrliche Politik zu demonstrieren, ist für junge Menschen, für die diese Werte selbstverständliche Teile des Lebens sind, nur mehr schwer vorstellbar. Leere Verkaufsregale, Mangelware, Schlange stehen – das kann man nur noch auf Fotos sehen oder Berichten aus der Familie entnehmen.

Junge Menschen im Magdeburger Plenarsaal: Am 19. und 20. Oktober kommen vier Klassen aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ins politische Gespräch. Foto: Landtag.

Junge Menschen aus West und Ost, Nord und Süd der Bundesrepublik – sie eint ihr Lebensalter und die Tatsache, dass sie in einem wiedervereinigten Deutschland geboren wurden und aufgewachsen sind. Sie haben keine eigenen Erinnerungen an ein „Früher, bevor alles anders wurde“, bevor Montagsdemonstrationen, Runde Tische und „Wir sind das Volk!“ den Weg für politische Umwälzungen freimachten, die selbst die erfahrensten Politiker nicht in Gänze hatten absehen können. 1989 schlug die Stunde der Zukunft für Deutschland und Europa.

Doch wie setzt man sich mit einem solch komplexen Thema auseinander, wenn eigene Erfahrungen oder Menschen im persönlichen Umfeld fehlen, die Auskünfte über den damaligen Ist-Zustand des verschwundenen Landes DDR geben könnten? Unter dem Motto „25 Jahre Herbst 1989“ kommen auf Einladung der Landtage von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen am 19. und 20. Oktober Elftklässlerinnen und Elftklässler zu einem Jugendforum in Magdeburg zusammen, um die Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf des Leben heute und in Zukunft greifbar zu machen.

Neben dem Besuch historischer Orte des Herbstes ’89 treffen die Jugendlichen aus Jessen, Wernigerode, Celle und Meinersen während ihres zweitägigen Aufenthalts in der Landeshauptstadt auf Zeitzeugen, die in einer Gesprächsrunde ihre positiven und negativen Erlebnisse jener entscheidenden Monate ihres Lebens und das ihres Landes darstellen. Sie werfen Fragen auf und beantworten sie und vermitteln dabei das Gefühl, das die Menschen seinerzeit gegen alle Gefahren auf die Straße trieb, um endlich für Recht und Freiheit einzustehen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind am zweiten Veranstaltungstag aber auch selbst gefordert: In Diskussionsforen mit den Titeln „Bürgerbeteiligung und Bürgerprotest in der Demokratie“, „Transparenz und Meinungsbildung im digitalen Zeitalter“, „Zukunft Europa – Europas junge Generation“ und „Migration und Integration in Deutschland“ debattieren die jungen Damen und Herren gemeinsam mit Experten über Themen, an die vor 25 Jahren noch kaum zu denken gewesen, für die damals aber bereits der Grundstein gelegt worden ist.