Cookies helfen uns bei der Weiterentwicklung und Bereitstellung der Webseite. Durch die Bestätigung erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden.

Plenarsitzung

Wie die Bildungswende gelingen kann

Die tausendfache Erfolglosigkeit am Ende der allgemeinen und beruflichen Schulbildung könne sich kein Land in einer Wissensgesellschaft leisten, sagt die Fraktion DIE LINKE. „Wir brauchen Jede und Jeden“, konstatierte sie und forderte in einer Aktuellen Debatte eine „Bildungswende gegen den Fachkräftemangel“.

Zwei Azubis lassen sich vom Meister die Arbeit erklären. Das Handwerk ringt um beruflichen Nachwuchs.

Zwei Azubis lassen sich vom Meister die Arbeit erklären. Das Handwerk ringt um beruflichen Nachwuchs.

Thomas Lippmann (DIE LINKE) fürchtet, dass es demnächst einen weiteren „PISA-Bildungsschock“ geben werde. Er erinnerte an Finnland, das bereits früh verstanden habe, dass jede und jeder gebraucht werde. Der Bildungsgipfel zu Beginn des Jahres habe wenig gebracht. In den Gymnasien habe sich die Situation zwar etwas verbessert, in der Sekundarstufe I und den Grundschulen „herrscht noch immer Land unter“, so Lippmann. Real gebe es dort eine Unterrichtsversorgung von 75 Prozent – „das ist ein Desaster“.

Ministerium hat Maßnahmenplan entwickelt

Ihr Ministerium habe einige innovative Maßnahmen eingeführt, um die Versorgung kurzfristig zu verbessern, jetzt würden diese teilweise mit Unterstützung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft beklagt, das könne sie nicht verstehen, erklärte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU). Sie räumte ein, dass etwa zehn Prozent eines Schuljahrgangs keinen qualifizierten Abschluss erreichten. Die Gefahr, dass Schulabbrecher zu Empfängern von Transferleistungen würden, sei relativ groß. Daher habe das Bildungsministerium einen umfangreichen Maßnahmenplan entwickelt, um die Quote zu senken.

Jedem Kind Chance auf Abschluss ermöglichen

Dr. Katja Pähle (SPD) unterstrich: „Die Annahme, wenn wir alles für unsere Leute tun, wird es nicht so schlimm mit dem Fachkräftemangel, ist falsch.“ Ohne Zuwanderung werde es nicht gehen. Laut Pähle sei eine „zielgerichtete Berufsorientierung“ besonders wichtig, auch an den Gymnasien. Außerdem müsse man dafür sorgen, dass alle Kinder, die eine Chance auf einen Schulabschluss haben, diesen auch erwerben könnten. Gleichzeitig dürfe der Besuch der Förderschule nicht automatisch in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung führen.

Einwanderung löst Fachkräfteproblem nicht

„Ich muss den Antragstext der Fraktion DIE LINKE loben“, sagte Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD), denn zum einen werde darin Einwanderung als kurzfristige Lösung des Fachkräftemangels kritisiert und zum anderen das immer weiter sinkende Niveau an den Schulen. Erstmals werde das Thema Bildungskrise zusammen mit dem Thema Einwanderung diskutiert. Diese Erkenntnis sei immerhin ein großer Schritt für DIE LINKE, obgleich die AfD dies schon seit Jahren erkläre.

Fokus auf MINT-Fächer legen

Jörg Bernstein (FDP) legte den Fokus in seiner Rede auf die naturwissenschaftliche Bildung und beklagte, dass immer weniger junge Menschen MINT-Fächer studierten. Um naturwissenschaftliche Kenntnisse zu vermitteln, habe man sich im Koalitionsvertrag auch auf den Einsatz von Modellprojekten geeinigt, wie beispielsweise fachübergreifenden Unterricht. So gebe es in Wolfen zum Beispiel ein ganz tolles „Abi-Lab“, auch die „4-plus-1-Tage-Regelung“ sei eine gute Chance.

Ausbildung und Bedingungen für Lehrer verbessern

Um das Problem an der Wurzel zu packen, müssten die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte verbessert und die Ausbildung reformiert werden, meinte Susan Sziborra-Seidlitz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Außerdem sollte das „Zwei-Klassen-Bildungssystem“ abgeschafft werden, sie plädierte daher für Ganztags- und Gemeinschaftsschulen, mit guter Digitalisierung und Inklusion. „Wir müssen das frühe Sortieren nach der vierten Klasse beenden!“

Qualität und Leistung stärker in den Blick nehmen

Thomas Keindorf (CDU) betonte, die Defizite aus der Schulbildung könnten während der Ausbildung nicht ausgeglichen werden. Es könne nicht darum gehen, alle in eine Ausbildung zu bringen. Die Prinzipien Qualität und Leistung müssten wieder stärker in den Blick gerückt werden, zeigte sich der CDU-Abgeordnete überzeugt. Die Ausbildungsbetriebe hätten ein großes Interesse, junge Menschen zu gewinnen und langfristig an sich zu binden. Dennoch gebe es derzeit 800 unbesetzte Ausbildungsstellen in Sachsen-Anhalt.

Am Ende der Aktuellen Debatte wurden naturgemäß keine Beschlüsse zur Sache gefasst.