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Plenarsitzung

Wie das Bildungsniveau zu verbessern ist

Schon seit Jahren verfalle in Sachsen‐Anhalt das Bildungsniveau, meint die AfD-Fraktion. Die Universitäten und Ausbildungsbetriebe beklagten, „dass Schulabsolventen immer weniger können“. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, böten sich als erster Ansatzpunkt die Versetzung und der Übergang in weiterführende Schulen an. „Strengere Maßstäbe bei den Voraussetzungen für den Besuch weiterführender Schularten setzen schließlich auch Leistungsanreize“, so die AfD-Fraktion. Die anderen fünf Fraktionen haben da andere Vorstellungen.

Junge zeigt sein schlechtes Zeugnis in die Kamera und versteckt sich hinter den Papier.

Ui, das war nichts: Schlechte Zensuren auf dem Zeugnis: Konsequenzen für den weiteren Bildungsweg?

Nichts gegen Defizite getan

Das Bildungsniveau im Land leide an einem schleichenden Langzeitabwärtstrend, meinte Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD). Zu viele Schüler würden die Hochschulreife auf dem Papier ausgestellt bekommen, doch sie würden das notwendige Niveau für ein Studium gar nicht erreichen. Er machte die in den letzten Jahren zuständigen Bildungspolitiker für diese Situation verantwortlich. Mitunter würden Defizite zwar erkannt, aber nichts gegen sie getan. Wer in den Kernfächern ungenügende Noten vorweise, müsse in die Klassenwiederholung, forderte Tillschneider, der sich gegen einen Notenausgleich aussprach. Man müsse die Trägheit im Bildungssektor überwinden, Kompetenz müsse punktuell geprüft werden. Ein Abschlusszeugnis ohne eine Prüfung dürfe es nicht geben.

Populistisch und nicht umsetzbar

Der Antrag der AfD hätte Auswirkungen auf die Versetzungsverordnung und die Oberstufenverordnung des Landes, erklärte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU). Einige der Anliegen seien populistisch und nicht umsetzbar. Die Möglichkeit, schlechte Noten auszugleichen und so das Klassenziel zu erreichen, wirke ermunternd, aber es könne im schlechten Fall auch zu einem bösen Erwachen in der Sekundarstufe führen, wenn die Noten  nicht haben stabilisiert bzw. verbessert werden können, räumte Feußner ein. Ein Wechsel zwischen den Schulformen sei auf Basis der Leistungsentwicklung immer möglich, sodass man den Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler gerecht werden könne.

„Ohne Kenntnis von Schule“

Der Antrag sei „typisch AfD“ und der Abgeordnete Tillschneider habe wieder einmal gezeigt, dass er „ohne Kenntnis von Schule“ sei. Der Antrag sei die Debatte nicht wert und auch nicht einer Ausschussüberweisung, sagte Thomas Lippmann (DIE LINKE). Tatsächlich sei es so, dass Sachsen-Anhalt die niedrigste Zahl an Hochschulzugangsberechtigungen vorweise, stattdessen aber die höchste Schulabbrecherquote. Lippmann wies darauf hin, dass wohl bestimmte Fähigkeiten verlorengegangen seien, aber „die Jugendlichen von heute können Dinge, die wir nicht können“.

Koalition mit drei zentralen Ansätzen

Ein erstrebenswertes Ziel sei, die Bildungsqualität an die Herausforderungen der Arbeitswelt von morgen anzupassen, betonte Jörg Bernstein (FDP), der auch für die Koalitionspartner CDU und SPD sprach. Freilich gebe es noch großes Optimierungspotenzial. Dieses werde aber nicht ausgeschöpft, indem man eine Versetzungsordnung ändere. In der AfD sei man anscheinend wenig an ernsthaften, zielorientierten Lösungen interessiert, mutmaßte Bernstein. Das Erschweren von Übergängen zwischen den Schulformen sei jedenfalls kein geeignetes Instrument. Die Koalition sei an Lösungsansätzen interessiert, die Kindern wirklich hülfen, Bildungslücken zu schließen. Sie verfolge dreizentrale Ansätze, so Bernstein: die Stärkung der Bildungschancen in einem durchlässigen gegliederten Schulsystem, die Schaffung von Erfolgserlebnissen durch moderne Lehr- und Lernkonzepte und die positive Sicht auf den Leistungsgedanken, sich Wissen und Fertigkeiten zu erarbeiten.

Bildungsgerechtigkeit auch nach Klasse 4

Die AfD verfolge mit ihrem Antrag einen Rollback in die Vergangenheit, die Schulen wolle sie in preußische Lehranstalten zurückverwandeln, kritisierte Susan Sziborra-Seidlitz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Die AfD blende dabei aus, dass seinerzeit eine Vielzahl von Kindern chancenlos auf der Strecke geblieben seien. Tillschneider habe seine „ekelhaft verzerrte Sicht auf die Schülerinnen und Schüler von heute“ dargestellt. Die Grünen sprechen sich für ein längeres gemeinsames Lernen aller Kinder und Jugendlichen aus. Bildungsungerechtigkeit beginne am Ende der Grundschule nach der vierten Klasse, wenn sich Bildungswege jetzt bereits zu trennen begännen. Gerade in dieser Altersgruppe aber entwickelten sich Kinder mitunter rasant, so Sziborra-Seidlitz. Leistungsdruck und die pauschale Einteilung in „Elite und Normale“ seien kontraproduktiv.

Im Anschluss an die Debatte wurde der Antrag der AfD-Fraktion abgelehnt.