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Plenarsitzung

Transkript

Dr. Katja Pähle (SPD):

Vielen Dank, Herr Präsident. - Sehr geehrte Damen und Herren! Vor einiger Zeit bei einer anderen Debatte habe ich einmal gesagt, dass wir in der Bildungslandschaft Sachsen-Anhalts gerade in einer Phase sind, in der wir unglaublich viele Dinge ausprobieren müssen. Es ging z. B. um die Aufhebung des 45-Minuten-Unterrichts. Es ging darum, muss Unterricht tatsächlich fünf Tage lang in der Schule stattfinden. Damals haben wir schon gemerkt, Revolution in Deutschland hat immer Grenzen   es ist ja gut so  , insbesondere an Schulen.

(Ministerin Eva Feußner: Ja!)

Ganz ehrlich, etwas Ähnliches erlebe ich auch heute hier. Wir sind uns alle darin einig, dass die Lehramtsausbildung in Sachsen-Anhalt auf andere Füße gestellt werden muss. Deshalb haben wir die Idee des dualen Studiengangs entwickelt.

(Hendrik Lange, DIE LINKE: Das finden wir nicht schlecht! - Zuruf von der CDU: Wer? - Dr. Anja Schneider, CDU: Die CDU-Fraktion!)

Wir wollen ihn zusammen mit der Otto-von-Guericke-Universität zum Laufen bringen.

(Zuruf von der CDU: Ja!)

An anderer Stelle, an der es auch darum geht, etwas Neues zu wagen, funktioniert es aber nicht. Ich gebe zu, ich verstehe es nicht. Ich kann Ihnen auch gleich darlegen, warum ich es nicht nachvollziehen kann.

So neu, wie Kollegin Sziborra-Seidlitz gesagt hat oder wie man den Eindruck haben konnte, ist es gar nicht.

(Angela Gorr, CDU: Genau! - Siegfried Borgwardt, CDU: Genau so ist es! - Angela Gorr, CDU: Das ist der Punkt!)

Das Saarland bildet seit dem Jahr 2013   damals gab es übrigens noch eine CDU-Ministerpräsidentin   für das Lehramt Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II aus. Es gibt keine Einheitsschule im Saarland. Sie haben es hingekriegt, ohne dass es hinterher eine Einheitsschule gibt.

(Zuruf von der CDU)

Dann haben auch Berlin, Brandenburg, Bremen und Hamburg

(Marco Tullner, CDU: Aber nicht alles muss unbedingt richtig sein! Saarland ist ein schlechtes Beispiel!)

- wie man es möchte, Herr Tullner -

(Marco Tullner, CDU, lacht)

die Ausbildung für die Sekundarstufe I und Sekundarstufe II integriert. Ich habe noch nicht gehört, dass sich alle Studierenden in diesen Bundesländern in andere Bundesländer umorientiert hätten, weil sie dort die feste Struktur der Sekundarschule und des Gymnasiums hätten und sie ansonsten nicht wüssten, was sie dort eigentlich tun sollten.

(Zustimmung bei der SPD - Zuruf von Dr. Anja Schneider, CDU)

Man kann mich aber sicherlich auch von anderem überzeugen, wenn man dafür Fakten hat.

Zudem, unter dem Aspekt, wir wollen das Beste für unsere Kinder: Dann wollen wir doch auch die am besten ausgebildeten Lehrkräfte. Wir wollen doch keine Lehrer zweiter Klasse, die Kinder an einer bestimmten Schulform unterrichten. Gerade die Sekundarschule, die wir stärken wollen, braucht doch gut ausgebildete Lehrkräfte. Diesen Lehrkräften, die übrigens alle ein Abitur in der Tasche haben, die also alle Abiturstoff gelernt haben, trauen wir es dann nicht zu, diesen Stoff in einem integrierten Schulfach für die Sekundarstufe I und Sekundarstufe II an der Universität in ihrem Studium abzuarbeiten? Was trauen wir denn den jungen Menschen überhaupt noch zu?

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Ich sage Ihnen auch ganz deutlich   der nächste Punkt, der ganz elementar gegen viele Dinge spricht, die hier angeführt wurden  , die Martin-Luther-Universität tut das schon. Die Studierenden im Lehramt für die Sekundarschule und für das Gymnasium sitzen in ihren Fachwissenschaften im gleichen Seminar. Unglaublich!

(Juliane Kleemann, SPD: Nein!)

Die lernen den gleichen Stoff. Die machen die gleichen Modulprüfungen. Soll ich Ihnen sagen, warum: weil es effizient und richtig ist. Deshalb tut es die Martin-Luther-Universität.

Weil wir aber nicht dafür sorgen, dass sich die Studierenden in einem Studiengang einschreiben können, wird sie von den gleichen Menschen, die heute bemängeln, dass man das nicht tun soll, damit wir keinen Einheitslehrer schaffen, dafür gescholten, dass sie die Studierendenzahlen für das Lehramt nicht erfüllt. Schauen Sie sich die Zahlen für das Lehramt an der Sekundarschule an der Martin-Luther-Universität an und Sie sehen, wo das Problem liegt. Die Studierenden kennen nur das Gymnasium. Sie wählen die Schulform, die sie kennen. Sekundarschule erfüllt die Plätze nicht. Nachher im Studium wird gewechselt, auch vom Lehramt am Gymnasium zum Lehramt an der Sekundarschule. Das ist übrigens Teil der Abbrecherquote, über die wir auch immer kritisch diskutieren.

Die grundsätzliche Frage, die wir uns stellen müssen, ist, können wir an all diesen Sachen etwas ändern. Ich sage, ja, mit einem Modellversuch für 30 Studienplätze, um jungen Menschen einfach zu sagen, bleib hier, studiere hier das Lehramt, wir geben dir die Möglichkeit, dich im Studium zu organisieren und zu orientieren und hinterher auch eine Schule zu finden, an der du gebraucht und herzlich willkommen geheißen wirst, egal wie der Statusname vor dem eigentlichen Schulnamen aussieht. Ich glaube, wir sind reif für diesen Modellversuch, für diese Veränderung. Ich hoffe, dass wir darüber ambitioniert und engagiert in den Ausschüssen diskutieren werden. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD)