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Plenarsitzung

Was tun gegen den Lehrermangel?

Neben Corona-Virus, Krieg in der Ukraine und Klimaschutz gehört auch der Fachkräftemangel zur großen Herausforderung der Gegenwart. Egal ob im Handwerk oder in der Schule, es wird dringend qualifizierter Nachwuchs in Sachsen-Anhalt gesucht. Auf Basis zweier Anträge diskutierten die Abgeordneten im Oktober-Plenum erneut über den Lehrkräftemangel an Schulen und wie dieser überwunden werden könne. DIE LINKE forderte, einen „Masterplan zur Sicherung der Schulbildung“ zu erarbeiten, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN betonte, die Landesregierung müsse bereit sein, auch neue Wege zu gehen und alle zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten und mehr Lehrkräfte zu gewinnen.

Schülerin kaut fragend und unwissend an ihrem Stift

Wie der Fachkräftemangel an Schulen beendet werden kann, war Thema einer Debatte im Landtag.

Zulassung zum Lehramt vereinfachen 

Gut 4 000 Lehramtsstudenten hätte es vor einem Jahr in Sachsen-Anhalt gegeben, stellte Thomas Lippmann (DIE LINKE) fest. Um den Bedarf zu decken, müssten es jedoch rund 2 000 Studenten mehr sein. Im Jahr 2020 hätten Lehramtsstudenten jedoch lediglich fünf Prozent aller Hochschulabsolventen ausgemacht. Zudem würden in jedem Jahr Hunderte potenzielle Studierende aufgrund von hohen Voraussetzungen an den Universitäten abgelehnt. Dies müsste sich ändern, so Lippmann.

„Die ergriffenen Maßnahmen sind nicht ausreichend oder nicht wirksam“, kritisierte der Linken-Abgeordnete. Er forderte, dass sich der Ministerpräsident ernsthaft und persönlich für die Verbesserung der Unterrichtsversorgung einsetze. Es brauche jetzt einen „Masterplan für die Schulbildung“, Vorschläge dazu habe seine Fraktion im vorliegenden Antrag gemacht.

Sonderzuschläge für bestimmte Lehrer

Die bisher gemachten Vorschläge der Landesregierung zur Lösung der Lage glichen einer Kapitulation, kritisierte Susan Sziborra-Seidlitz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Grundsätzlich müsse der Lehrberuf attraktiver werden. Die Grünen plädierten beispielsweise dafür, dass es „Sonderzuschläge in Höhe von zehn Prozent des Gehalts gibt, wenn sich Lehrer entscheiden, in bestimmten Mangelfächern, in bestimmten Regionen oder bestimmten Schulformen zu unterrichten“. Eine weitere Option könnte die Einführung von flexiblen Arbeitszeitkonten und ein Budget für Vertretungslehrkräfte sein. „An Bildung sparen, heißt, an Zukunft zu sparen“, erkärte die Grünen-Abgeordnete.

Stipendium für Lehramt geplant

Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) erklärte, es gebe weiterhin viele Lehrer, die in den Ruhestand gegangen seien, bei gleichzeitig wachsenden Schülerzahlen (u. a. aufgrund ukrainischer Flüchtlinge). Außerdem werde das Angebot an ausgebildeten Lehrkräften und Seiteneinsteigern immer geringer. Daher stimme die Landesregierung mit den beiden Antragstellern überein, dass der Lehrermangel derzeit die größte Herausforderung für das Bildungssystem sei.

Deshalb würden zum Schulhalbjahr ein Zeitkonto an Schulen eingeführt und Unterstützungspersonal für die Verwaltungsarbeiten eingestellt. Es gebe Zulagen für schwer besetzbare Stellen, Referendaren würde angeboten, nach den Prüfungen gegen Bezahlung mehr zu unterrichten. In Kürze soll des Weiteren ein Stipendium für Lehramtsstudenten eingeführt werden.

Image des Berufes verbessern

Allein mit mehr Geld werde das Problem nicht gelöst, meinte Dr. Katja Pähle (SPD); die Idee eines Lehramtsstipendiums begrüßte sie dagegen. Sie schlug zudem vor, die Stufenlehrerausbildung einzuführen. Damit könnten Lehrer übergreifend an Sekundarschulen und Gymnasien unterrichten. Ebenfalls sinnvoll sei es, die Grundschullehrer besser zu bezahlen. Eines der Grundprobleme bleibe jedoch das schlechte Image des Lehrberufs, hier müsste jeder selbst einmal überlegen, wie er oder sie auf diesen Beruf blicke.

Bildung und Schule komplett anders denken

Einfach mehr Lehrer würde nicht ausreichen, um den Unterricht in der Schule zu verbessern, kritisierte Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD). Die Vorschläge im Antrag der Fraktion DIE LINKE lehnte er kategorisch ab und nannte sie ein „Sammelsurium an stumpfen Schwertern“, welche die Bildungskrise nicht beenden würden. Sein Plan sähe in etwa so aus: „Eine konsequente Beschränkung auf Unterricht und Bildung, die Stärkung des Leistungsgedanken, der Rückgang zu homogenen Klassenverbänden, die Erziehung zu gesundem Nationalbewusstsein und der Stopp des Gender-Mainstreamings an Schulen.“ Unter diesen Umständen würden junge Menschen wieder mit Lust Lehrer werden, zeigte sich der AfD-Abgeordnete überzeugt.

Geld allein löst die Krise nicht

Jörg Bernstein (FDP) sah in beiden Anträgen den Kerngedanken, dass man alles mit mehr Geld lösen könne. Der Grund für den Lehrermangel sei jedoch vielgestaltig, im internationalen Vergleich würde Deutschland nämlich bereits Spitzengehälter zahlen. Außerdem sei es nicht besonders motivierend für junge Menschen, wenn die Schule als „Hölle auf Erden“ dargestellt werde. Es nütze auch nichts, mehr Studienplätze vorzuhalten, wenn es gar keine Interessenten gebe.

Schulen brauchen mehr Autonomie

Einen Masterplan Schule könne es nicht geben, denn jede Schule müsse möglichst autonom agieren können, sagte Carsten Borchert (CDU). Der Plan der Linken enthalte viele Maßnahmen, die es bereits gebe oder die nicht umgesetzt werden könnten. Was die Lehrer/innen in den vergangenen zwei Jahren geleistet hätten, sei schon „positiver Wahnsinn“. Die Zielstellung der beiden Anträge sei die Zielstellung aller Abgeordneten. Ähnlich wie DIE LINKE meinte Borchert: „Wir müssen die Lehrer ausbilden, die wir brauchen“, ein Seemann in der Wüste mache keinen Sinn.

Der Antrag der Fraktion DIE LINKE wurde in den Ausschuss für Bildung (federführend) und in den Ausschuss für Finanzen (mitberatend) überwiesen. Der Antrag der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wurde ebenfalls in den Ausschuss für Bildung (federführend) sowie in den Ausschuss für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt (mitberatend) überwiesen.