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Plenarsitzung

Gedenken an einen Umsturzversuch 1944

Sie wollten Hitler ermorden und den Zweiten Weltkrieg beenden: Mit einer Bombe versuchte eine Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944, Deutschlands Diktator auszuschalten. Der Umsturzversuch endete jedoch noch in derselben Nacht mit der Hinrichtung einiger der Verschwörer im Berliner Bendlerblock.

Das zentrale Gedenken in Sachsen-Anhalt, an dem Vertreterinnen und Vertretern der Stadt, der Bundeswehr, der Landesregierung und des Landtags teilnahmen, fand am Dienstag, 20. Juli 2021, an der Gedenkstele für den in Magdeburg geborenen Henning von Tresckow im Nordpark der Landeshauptstadt statt. Von Tresckow hatte maßgeblich zum Verschwörerkreis gehört und beging nach dem misslungenen Attentat und der Zerschlagung des Kreises am Folgetag Selbstmord an der Front im Osten.

Kranzniederlegung zu Ehren der Widerstandsgruppe um von Stauffenberg und von Tresckow.

Kranzniederlegung zu Ehren der Widerstandsgruppe um von Stauffenberg und von Tresckow. Foto: Stefan Müller

Landtagspräsident Schellenberger gedenkt der Opfer

„77 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler gedenken wir der Frauen und Männer des Widerstands vom 20. Juli 1944 mit größter Hochachtung“, betonte Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger am Gedenktag. „Sie handelten, als andere schwiegen. Sie folgten ihrem Gewissen und übernahmen Verantwortung für ihr und unser Land, als andere wegsahen. Sie stellten sich einem unmenschlichen System entgegen.“

An seiner statt hatte Anne-Marie Keding, die Vizepräsidentin des Landtags von Sachsen-Anhalt, an der Gedenkveranstaltung am Magdeburger Nordpark teilgenommen und stellvertretend für den Landtag einen Kranz niedergelegt. Die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-​Diktatur Birgit Neumann-Becker hielt die Gedenkrede. Weiterhin nahmen der Kommandeur des Landeskommandos Sachsen-Anhalt Oberst Bernd Albers, Magdeburgs Bürgermeister und Beigeordneter Klaus Zimmermann und Oberkirchenrat Albrecht Steinhäuser als Kirchenbeauftragter für das Land Sachsen-Anhalt bei Landtag und Landesregierung an der Veranstaltung teil und sprachen Worte des Gedenkens.

Hintergrund: Eine Bombe, die ihr Ziel verfehlte

Das Attentat und der anschließende politische Umsturz waren von langer Hand geplant: von einer Gruppe ziviler und militärischer Oppositioneller, unter ihnen Generäle, Offiziere sowie Verwaltungsbeamte. Als am 20. Juli 1944 in der Wolfsschanze, Hitlers Führerhauptquartier, die Bombe hochgeht, sterben vier der 24 Anwesenden, Hitler selbst überlebt leichtverletzt.

Treibende Kraft der Widerstandsgruppe des 20. Juli war Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Offizier der deutschen Wehrmacht. Stauffenberg war zunächst kein ausgesprochener Gegner des NS-Regimes. Doch sehr bald gehörte er zu den Kritikern Hitlers. Unter dem Eindruck der Massenmorde an Juden, der hohen Verluste der Wehrmacht in Russland und der brutalen Behandlung der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten wollte er zum Umsturz beitragen.

Hitler sollte getötet werden, die Verschwörer wollten die militärische Befehlsgewalt und die Regierungsverantwortung übernehmen. Für die Zeit danach existierte das „Unternehmen „Walküre“, mit dem man die Kontrolle über das Land und die besetzten Gebiete vom NS-Regime übernehmen wollte.

Die blutigen Folgen des Attentats

Das Attentat am 20. Juli 1944 schlug fehl. Noch in derselben Nacht wurden von Stauffenberg und weitere Hauptverantwortliche des Attentats im Hof des Bendlerblocks, der Berliner Zentrale des Umsturzversuches, erschossen. In den Tagen nach dem Attentatsversuch nahm die Gestapo Tausende von Regimegegnern fest. Anfang August begannen die Prozesse vor dem damaligen Volksgerichtshof, die bis zum Zusammenbruch des NS-Regimes im Mai 1945 andauerten. Hunderte wurden hingerichtet.

Die Zahl der Menschenleben, die durch dieses Attentat in dem noch verbleibenden Kriegsjahr hätten gerettet werden können, macht die Tragweite des Misslingens besonders bewusst: Denn nach dem 20. Juli 1944 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs starben fast ebenso viele Menschen wie in den ganzen Kriegsjahren zuvor.