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Plenarsitzung

Ganz am Beginn einer möglichen Klinikfusion

Der Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung hatte sich im Januar 2021 darauf verständigt, auf Basis eines Antrags der SPD-Fraktion auf Selbstbefassung das Thema „Geplante Fusion des Universitätsklinikums Magdeburg mit dem Städtischen Klinikum Magdeburg“ im Rahmen eines Fachgesprächs zu behandeln. Dieses Fachgespräch wurde am Donnerstag, 25. Februar 2021, im Plenarsaal des Landtags geführt. Laut Presseberichterstattung des letzten Quartals 2020 streben das Universitätsklinikum Magdeburg und das Städtische Klinikum Magdeburg eine Fusion an. Voraussichtliche Probleme wurden daraufhin vom Dekan der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg aufgezeigt.

Blick auf den Eingangsbereich des Magdeburger Universitätsklinikums.

Blick auf den Eingangsbereich des Magdeburger Universitätsklinikums. Foto: Gregor Rom

Hinsichtlich des Fachgesprächs wurde der Klinikumsvorstand des Universitätsklinikums Magdeburg gebeten, im Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung zu den Zielen und Planungen sowie dem aktuellen Stand der Verhandlungen für eine Fusion mit dem Klinikum Magdeburg gGmbH zu berichten. Besonderer Schwerpunkt sollten dabei die Folgen für die Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern und die medizinische Forschung im Bundesland sowie für die seit 2019 verfolgten konzeptionellen und baulichen Veränderungen des Universitätsklinikums sein. Auch die Landesregierung wurde gebeten, eine Einschätzung zum Sachverhalt zu geben.

Blick auf das Städtische Klinikum Magdeburg.

Blick auf das Städtische Klinikum Magdeburg. Fusioniert es in absehbarer Zeit mit dem Uniklinikum Magdeburg? Foto: Klinikum Magdeburg gGmbH

Wortmeldungen der Klinikvertretungen

Umfangreiche Umbauarbeiten am Uniklinikum seien bereits vollendet, weitere Baumaßnahmen seien aber noch nötig, so Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Magdeburg. Mit der Uniklinik Magdeburg und dem Städtischen Klinikum gebe es zwei konkurrierende „Maximalversorger“ mit überlappenden Strukturen, Studien zufolge müsse dies geändert werden, um die klinische Versorgung in Magdeburg und Umgebung dauerhaft zu sichern – daher der Plan des „Zusammengehens“ beider Einrichtungen im Zuge der Baumaßnahmen, so Heinze. Ziel sei unter anderem die Einrichtung von sogenannten Departmentstrukturen ohne Dopplungen der Fachbereiche. Heinze warb für eine Fusion, denn generell wachse die Qualität einer medizinischen Einrichtung, wenn deren Größe zunehme. Er sprach sich für die Standorterhaltung von Krankenhäusern, aber auch für zwingend notwendige Strukturveränderungen aus. Die Details der Fusion müssten allerdings noch ausgearbeitet werden.

Prof. Dr. Daniela Dieterich, Dekanin der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, äußerte sich zur Ausbildung angehender Medizinerinnen undMediziner. Durch die Fusion erwartet sie eine „bessere Medizin und bessere Qualifizierung“. Letztere würde nach der Fusion dort angeboten, wo die höchste Expertise, die höchsten Fallzahlen seien, so Dieterich.

Qualitätssteigernde Kooperationen seien lokal und regional zunächst eine gute Therapie, erklärte Prof. Dr. Michael Gekle, Dekan der medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der medizinische Nachwuchs im Personalbereich müsse allerdings sichergestellt werden. Die sogenannten tagesbelegten Betten seien für die Zahl der Auszubildenden entscheidend, hier könne es nach der angestrebten Fusion schnell zu einem Missverhältnis kommen. Gingen die beiden Magdeburger Häuser zusammen, dann würde sich dies auf die Studienplatzzahl auswirken, es entstünde ein voraussichtlicher zusätzlicher Finanzbedarf für Lehre und Forschung von vielen Millionen Euro. Die Ausstattung der Studienplätze sei angemessen, 150 weitere könne sich das Land kaum leisten, so Gekle.

Es sei zu begrüßen, dass heute offen über Themen wie Kooperation, Fusion und Gemeinschaften zwischen Kliniken gesprochen werden könne, betonte Prof. Dr. Thomas Moesta, ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Halle. Sein Klinikum sei ein gutes Beispiel für langjährige Kooperationsentwicklungen. Eine „gestufte medizinische Versorgung im Land“ durch Einrichtungen mit unterschiedlicher Leistungsausgestaltung sei angeraten. Es sollten rechtlichen Grundlagen geschaffen werden, um der Anstalt öffentlichen Rechts (Städtisches Klinikum Magdeburg) mehr Möglichkeiten einer Kooperation zu gewähren.

Im Jahr 2008 sei das Klinikum zur gGmbH geworden, im positiven Sinne sei jeder Stein seitdem umgedreht worden, so Dr. Fred Draijer, ärztlicher Direktor Städtisches Klinikum Magdeburg. Die Rahmenbedingungen seien insgesamt schwieriger geworden. Kooperationen zwischen dem städtischen Klinikum und dem Uniklinikum gebe es seit vielen Jahren. Aus der bisherigen „Minikooperation“ soll nun etwas Größeres werden. „Bei den Gesprächen stehen wir noch ganz am Anfang“, betonte Draijer. Man strebe zunächst einen Grundlagenvertrag ein, auf dessen Basis dann weitere Verhandlungen geführt würden. Beide Standorte würden wohl erhalten bleiben, Doppelstrukturen könne man sich allerdings nicht mehr leisten.

Es bestünden im Ministerium keine Pläne für ein „Universitätsklinikum Sachsen-Anhalt“, aber die beiden Uni-Kliniken des Landes müssten sich dringend weiterentwickeln, so Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann. Beteiligungsmodelle – vor allem auf regionaler Ebene – aller Art könnten angestrebt werden. Willingmann zeigte sich gegenüber einem Grundlagenvertrag zwischen dem Uniklinikum Magdeburg und dem Städtischen Klinikum Magdeburg offen, die sich aus einer Fusion ergebenden Folgen müssten dann in einem zweiten Schritt abgeklärt werden.

Der Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung wird sich in seinen kommenden Sitzungen weiter mit dem Thema beschäftigen und den möglichen Fusionsprozess des Uniklinikums Magdeburg mit dem Städtischen Klinikum Magdeburg weiter begleiten.