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Plenarsitzung

Gedenken am authentischen Ort

Gedanken und Erinnerungen am Holocaust-Gedenktag werden auch in der Gedenkstätte Lichtenburg geteilt. Fast 70 Jahre nach dem Krieg trägt dieser authentische Ort der Nazi-Verbrechen zur deutschen Erinnerungskultur bei. 

Ein zum Sprechen gebrachter authentischer Gedenkort ist die Lichtenburg. Schon 1965 war hier eine kleine Gedenkstätte eingerichtet worden. In der Nachwendezeit hatte es kontroverse Diskussionen über den Erhalt der Gedenkstätte gegeben, Bund und Land hatten das alte Renaissanceschloss gar zum Verkauf angeboten. 2004 wurde die Ausstellung offiziell geschlossen, die Kleinstadt Prettin kümmerte sich eigenverantwortlich um die Stätte, erhielt ihr Angebot mit ABM und Ein-Euro-Jobs aufrecht. Bis das Land sich der Bedeutung der Gedenkstätte bewusst wurde und sich für deren Erhalt einzusetzen begann.

Untersetzt durch Forschungsergebnisse stellte der Landtag fest, dass die KZ-Gedenkstätte Lichtenburg in Prettin (Landkreis Wittenberg) von überregionaler Bedeutung sei. Zeitgleich sprachen sich die Abgeordneten für den Erhalt und den Ausbau der Gedenkstätte aus. Im Oktober 2007 wurde ein Überlassungsvertrag unterzeichnet, der die kostenfreie Nutzung von Teilen des Schlosses Lichtenburg und die Errichtung einer Gedenkstätte ermöglichte. Im Dezember 2011 erfolgte die Eröffnung der Lichtenburg als eine in Trägerschaft des Landes befindliche Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus.

Die Lichtenburg in Prettin. Foto: Stefan Müller

Die Lichtenburg in der NS-Zeit

Am 13. Juni 1933 wurde das Sammellager Lichtenburg offiziell eröffnet, nachdem der Torgauer Landrat geprüft hatte, wann und wie viele Gefangene der nach der Machtübernahme hoffnungslos überfüllten Gefängnisse Deutschlands dort aufgenommen werden könnten. Der schlechte bauliche Zustand und die fehlenden sanitären Anlagen und Heizkörper konnte die Einrichtung des Konzentrationslagers nicht verhindern. Die Lichtenburg wurde somit zum ersten offiziellen Konzentrationslager Deutschlands für Männer.

Aus Merseburg hatten zuvor 50 Häftlinge mit handwerklichen Tätigkeiten das zukünftige Lager „bezugsfertig“ gemacht. Zunächst sollten 500, später bis zu 800 Häftlinge dort untergebracht werden. Im September 1933 waren bereits 1675 Männer vor Ort inhaftiert – die Planzahlen waren also bei Weitem überschritten worden. Theodor Eicke, Lagerkommandant in Dachau, erhielt im Mai 1934 von Heinrich Himmler den Auftrag, die Lichtenburg nach dem Dachauer Modell umzustrukturieren. Unter den Gefangenen des größten preußischen Männerlagers jener Zeit befanden sich berühmte Namen: Ernst Reuter (Bürgermeister Magdeburgs), Friedrich Ebert jr. (Sohn des ersten Reichspräsidenten) und Lotti Huber (Schauspielerin).

1936 reichten die Kapazitäten des ohnehin hoffnungslos überfüllten Männerlagers nicht mehr aus. Ein Großteil der Häftlinge wurde im Herbst desselben Jahres in das KZ Sachsenhausen verlagert, ein Jahr später wurden alle jüdischen Häftlinge nach Dachau deportiert. Im August 1937 kamen die restlichen etwa 1330 männlichen Gefangenen in das neu errichtete KZ Buchenwald. Die Nutzung der Lichtenburg als Konzentrationslager war damit aber nicht beendet, sondern ging in eine neue Runde: Es wurde beschlossen, ein zentrales Frauen-KZ für das gesamte Deutsche Reich an gleicher Stelle zu installieren. Auch hier wurden die personellen Planungen deutlich überschritten. Als das Konzentrationslager Ravensbrück entstanden war, kamen die ersten weiblichen Häftlinge aus der Lichtenburg, auch alle restlichen circa 1000 weiblichen Häftlinge gingen diesen Weg, als das Frauen-KZ Lichtenburg im Mai 1939 aufgelöst wurde.

Weiterführende Informationen zur Gedenkstätte Lichtenburg und anderen Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt finden Sie hier:

Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt