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Plenarsitzung

Gedenken an die Reichspogromnacht

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen in Deutschland. Es war die Nacht, in der organisierte Schlägertrupps unzählige jüdische Geschäfte und Gotteshäuser in Brand setzten, Tausende Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden. Im sechsten Jahr an der Macht demonstrierten die Nationalsozialisten ganz unübersehbar, dass Antisemitismus und Rassismus bis hin zum Mord Teil der staatlichen Politik geworden waren.

„Der 9. November hat wie kaum ein anderer Tag eine bedeutende Rolle in der deutschen Geschichte. Er erinnert uns daran, wie schnell sich politische, gesellschaftliche und kulturelle Verhältnisse ändern können. Er lehrt uns die Bedeutung von Freiheit, Einheit und Demokratie, aber auch die Gefahr von Trennung, Unterdrückung, Verfolgung und ideologischer Spaltung. Er ermutigt uns, die Vergangenheit zu reflektieren, die Gegenwart zu schätzen und sich in Zukunft auch weiterhin dafür einzusetzen, Demokratie, Toleranz, Freiheit und Bürgerrechte hochzuhalten“, erklärt Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger anlässlich des Gedenktags.


Die verharmlosende Bezeichnung „Reichskristallnacht“ für die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, deren Herkunft nicht definitiv geklärt ist, bezieht sich auf die überall verstreuten Glasscherben vor den zerstörten Wohnungen, Läden und Büros, Synagogen und öffentlichen jüdischen Einrichtungen.

Das Pogrom wurde am Abend des alljährlichen Treffens der NSDAP-Führerschaft anlässlich des gescheiterten Hitler-Putsches am 9. November 1923 nach Zustimmung Hitlers von Propagandaminister Joseph Goebbels durch eine Hetzrede ausgelöst. Goebbels verwies auf die bereits stattgefundenen Pogrome in den NSDAP-Gauen Kurhessen und Madgeburg-Anhalt und machte die Bemerkung, dass die Partei antijüdische Aktionen zwar nicht organisieren, aber auch nicht behindern werde.

Dokumentation über die Reichspogromnacht in Magdeburg (Material: Offener Kanal). Youtube


Hintergrund: Ein Attentat als Rechtfertigung

Das Attentat am 7. November 1938 auf den Legationsrat der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, durch den 17-jährigen polnischen Juden Herschel Grynszpan wurde zum Anlass für ein gegen die Juden gerichtetes und angeordnetes Pogrom genommen – eine Mord-, Brandstiftungs- und Plünderungs-, in letzter Konsequenz auch Raub- und Vertreibungsaktion bisher nicht gekannten Ausmaßes.

SS und Gestapo organisierten die Verschleppung von bis zu 30 000 jüdischen Jugendlichen und Männern in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen. Viele von ihnen kamen dort infolge von körperlichen und psychischen Schikanen, von Medikamentenentzug und anderen Umständen ums Leben. Vielen wurde der Verzicht auf Eigentum abgezwungen. Im Anschluss an die Pogromnacht wurden fast alle jüdischen Organisationen aufgelöst und die jüdische Presse verboten. Zudem hatte der jüdische Teil der Bevölkerung die sogenannte Judenvermögensabgabe von mehr als einer Milliarde Reichsmark als „Sühneleistung“ für an sie selbst verübte Verbrechen zu leisten.