Eva Feußner (Ministerin für Bildung):

Vielen Dank, Herr Präsident. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Bildungsministerium unternimmt erhebliche Anstrengungen, um die Unterrichtsversorgung in allen Schulformen, insbesondere aber in den besonders betroffenen Sekundar- und Gemeinschaftsschulen zu verbessern. Das habe ich sowohl hier im Plenum als auch in jeder Sitzung des Bildungsausschusses ausführlich vorgetragen, auch die Maßnahmen, die wir dazu unternehmen. Ich weiß, dass uns dieses Thema und die Unterrichtsversorgung an sich noch einige Zeit beschäftigen werden.

Im Zusammenhang mit allen unseren Bemühungen um mehr Einstellungen von Lehrkräften und Seiteneinsteigern werden bereits verschiedene unterrichtsorganisatorische Modelle erprobt. Wir wollen darüber hinaus für unterrichtsbegleitende und unterrichtsergänzende Angebote verstärkt Expertinnen und Honorarkräfte auch aus Einrichtungen der Erwachsenenbildung gewinnen. Darüber haben wir hier bereits diskutiert.

Was ist nun Neues oder Besonderes an dem Antrag der Koalitionsfraktionen? - Der Bildungsausschuss hat sich am 10. Februar 2022 im Rahmen einer Anhörung zu zwei Modellen für alternative unterrichtsorganisatorische Interpretationen des 45-Minuten-Unterrichtstundenmodells informieren lassen. Das betraf zum einen das Modell Unterrichtsorganisation 80 plus 10   so will ich es einmal bezeichnen   der Ganztags- und Gemeinschaftsschule Lessing in Salzwedel und zum anderen das 40-plus-5-Modell der Sekundarschule am Burgtor in Aken.

Sowohl in der Anhörung als auch in der nachfolgenden Diskussion sind zwei wesentliche Aspekte deutlich geworden.

Erstens. Das Modell 80/10 aus Salzwedel ist aus einem pädagogischen Konzept im Einvernehmen mit allen Beteiligten entstanden und bereits über Jahre gewachsen. Die Rhythmisierung des Unterrichts ist auch Bestandteil des Schulprofils. Dabei geht es neben den pädagogischen Aspekten auch darum, definierte Zeiträume für ein soziales Miteinander von Schülerinnen und Schülern, für das Vertiefen von Gelerntem, für das Fördern, für Bewegung und Ausgleich sowie für Interessen zu gewinnen.

Zweitens. Es gibt keine Überlegung, durch eine wie auch immer errechnete Kürzung von Unterrichtsstunden den Mangel an Lehrkräften zu verringern oder die Unterrichtsversorgung durch Mehrarbeit zu verbessern. Das möchte ich hier ausdrücklich betonen. Deshalb steht das auch ganz deutlich in dem Antrag der Koalitionsfraktionen.

(Zustimmung)

Auch das Modell 40+5 konzentriert sich in seinen Grundgedanken darauf, eine Beaufsichtigung von Schülerinnen und Schülern im selbst organisierten Lernen, eine Hausaufgabenbetreuung, eine Nutzung von Wartezeiten bis zur Abfahrt des Schulbusses sowie eine individuelle Förderung und Unterstützung einzelner Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen.

Es gibt darüber hinaus   das betonte ich am Anfang meiner Rede   weitere Modelle, die zum Teil auch aus dem coronabedingten Wechselunterricht abgeleitet wurden und erprobt werden. In der Praxis bedeutet dies z. B. eine feste Einbeziehung von Distanzunterricht an einem von der Schule festgelegten Tag. Auch darüber haben wir hier bereits diskutiert. Ich kann mich gut daran erinnern, dass sich einige wenige sehr intensiv dafür eingesetzt haben, dass wir dieses Modell möglich machen.

Alle Formen alternativer Unterrichtsmodelle müssen von einem pädagogisch-didaktischen Konzept getragen werden. Keineswegs sollte die Unterrichtsqualität leiden. Der Lehrplan ist zu erfüllen.

Wie diese Modelle genau ausgestaltet werden, wird vom LISA schulfachlich begleitet. Es sollen Fragestellungen entwickelt werden, bei denen es darum geht, unter welchen Grundannahmen und Voraussetzungen welche Modelle für eine Übertragung in das schulische Regelsystem geeignet oder vielleicht auch nicht geeignet sind. Das Bildungsministerium beabsichtigt, solche Unterrichtsmodelle an einigen Schulen bei freiwilliger Teilnahme zu erproben und durch das LISA wissenschaftlich evaluieren zu lassen, um in der Kürze der Zeit zu belastbaren Ergebnissen zu kommen.

Die Voraussetzung   das hat Herr Borchert auch gesagt   ist die Akzeptanz vor Ort; denn das Modell berührt die Interessen von Schülerinnen und Schülern, von Eltern, aber auch von Lehrkräften und deren Schulleitungen. Deshalb werde ich zu gegebener Zeit die Ergebnisse im Bildungsausschuss vorstellen, sodass wir sozusagen gemeinsam zu einem Ergebnis kommen können. - Ich bedanke mich.

(Beifall)