Tagesordnungspunkt 22

Beratung

Aus dem Erfolg der Frauenfußball-EM Konsequenzen ziehen - den Frauen- und Mädchensport besser fördern!

Antrag Fraktion Die Linke - Drs. 8/6012


Einbringen wird diesen Antrag der Abg. Herr Lippmann. - Herr Lippmann, bitte schön. 


Thomas Lippmann (Die Linke): 

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Und liebe Freunde des Sports, würde ich anfügen. 

(Wolfgang Aldag, grüne: Freundinnen! - Cornelia Lüddemann, Grüne: Es geht um Frauenfußball!)

- Freundinnen und Freunde. 

Die deutsche Frauennationalmannschaft hat bei der Fußballeuropameisterschaft im Sommer dieses Jahres mit dem Erreichen des Halbfinals sportlich beeindruckt. Sie hat damit erneut ein Signal gesetzt, dass Frauen im Sport präsent und erfolgreich sind. Millionen Menschen haben mitgefiebert. Viele Mädchen und Frauen haben wieder gesehen, was im Sport für sie möglich ist, und das, obwohl die Bedingungen für die Leistungsentwicklung oft nicht optimal sind. 

Nicht zuletzt mit dem Blick auf den morgigen Weltmädchentag wollen wir mit unserem Antrag einen Impuls setzen, um die Bedingungen für sportliche Teilhabe und Erfolge von Mädchen und Frauen mit und ohne Handicap in Sachsen-Anhalt spürbar zu verbessern, im Breitensport ebenso wie im Leistungssport. Denn uns ist beides wichtig und alle Erfahrungen zeigen, dass internationale Spitzenleistungen vor allem dann erreicht werden können, wenn es eine breite sportliche Basis und eine kontinuierliche Sportförderung gibt.

Wir wollen mit unserem Antrag erreichen, dass Projekte in Vereinen gezielt gefördert werden, die mehr Mädchen und Frauen mit und ohne Handicap in den Breitensport bringen und dort auch halten. Vereine sollen unterstützt und motiviert werden, wenn sie unter anderem die Teilnahme von Mädchen und Frauen in männlich dominierten Sportarten verbessern oder zusätzliche Trainingsgruppen für den Frauenmannschaftssport einrichten, wenn sie für weibliche Ansprechpersonen im Verein sorgen und den Frauensport im Verein und in der Öffentlichkeit insgesamt sichtbarer machen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mädchen und Frauen mit und ohne Handicap stoßen im organisierten Sport noch immer auf Hürden, die Jungen und Männer so nicht kennen. Trotz ihrer Erfolge und begeisterter Zuschauer haben Mädchen und Frauen vielfach mit ungleichen Bedingungen im Sport zu kämpfen. Das betrifft vor allem die Anerkennung ihrer Leistungen, weil es zu wenige ihrer Wettkämpfe in die mediale Berichterstattung schaffen. Wer hat z. B. Kenntnis davon genommen, dass die U19-Nationalmannschaft der Frauen im Handball bei der Europameisterschaft im Juli dieses Jahres das Turnier gewonnen hat und Europameister ist?

(Zustimmung bei der Linken - Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Ich!)

- Wunderbar. - Die Wettkämpfe haben in Montenegro parallel zur Europameisterschaft im Frauenfußball stattgefunden. So wenig Resonanz erfahren immer noch zu viele Wettbewerben, wenn sie nur von Frauen ausgetragen werden. 

Doch nun steht Ende November mit der Handball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland und in den Niederlanden ein weiteres großes sportliches Highlight auf dem Veranstaltungsplan. Es bleibt zu hoffen, dass davon neue Impulse für die Wertschätzung und Aufmerksamkeit für den Frauensport ausgehen werden. Natürlich hängt das auch, wie es auch bei den Männern der Fall ist, vom Verlauf des Turniers ab, aber eben auch vom Umfang der Berichterstattung in den Medien. 

Trotz bemerkenswerter internationaler Erfolge sehen sich viele Sportlerinnen mit unzureichender finanzieller Unterstützung und kaum beruflicher Absicherung konfrontiert, obwohl Frauen im Spitzensport mindestens genauso viel leisten wie die Männer. 

(Zustimmung bei der Linken und bei den GRÜNEN)

Es gibt bisher viel zu wenige Möglichkeiten, damit sich Frauen ganz auf ihren Sport konzentrieren können. Zu wenige von ihnen können als Profisportlerin von ihrem Sport leben oder werden von ihrer beruflichen Tätigkeit teilweise oder ganz freigestellt. Wir wollen deshalb erreichen, dass das Land gemeinsam mit dem Landessportbund, dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Fachverbänden Konzepte entwickelt, um die Trainingsbedingungen und die Bezahlung von Sportlerinnen und Sportlern mit und ohne Handicap in den jeweiligen Sportarten schrittweise anzugleichen. Vor allem soll das Land dabei Sportlerinnen und Sportler aus Sachsen-Anhalt mit internationalen Spitzenleistungen verstärkt Ausbildungs- und Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst anbieten und dabei auf einen Ausgleich zwischen Männern und Frauen hinwirken.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist grundsätzlich ein besonderes gesellschaftliches Problem, egal wo es passiert und wer davon betroffen ist. Besonders in Bereichen, in denen sich Kinder regelmäßig aufhalten, können solche Gefährdungen entstehen. Deshalb sind alle, die im Umfeld von Kindern und Jugendlichen tätig sind, mit dafür verantwortlich, solche Vorgänge schnellstmöglich aufzudecken und nach Möglichkeit ganz zu verhindern. Auch im Sport werden immer wieder Fälle bekannt, in denen vor allem Mädchen und junge Frauen im Trainingskontext bedrängt oder missbraucht wurden. Deshalb müssen Sportvereine verpflichtend über wirksame Schutzkonzepte verfügen. Trainerinnen und Trainer müssen entsprechend fortgebildet werden und es muss eine unabhängige und gut erreichbare Anlaufstelle für Betroffene geben, die vom Land getragen und finanziert wird. Prävention gegen sexuellen Missbrauch darf nicht allein in der Verantwortung von Ehrenamtlichen liegen. 

(Zustimmung bei der Linken)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn sich mehr Mädchen und Frauen für den Sport begeistern sollen, dann muss es künftig mehr weibliche Vorbilder geben, und zwar nicht nur auf dem Platz, sondern vor allem auch im Training, an der Seitenlinie und in den Vereinsvorständen. Mädchen fühlen sich eher ermutigt, einer Sportart nachzugehen, wenn sie weibliche Vorbilder haben. Frauen können auf bestimmte körperliche Umstände von anderen Frauen besser achten. Deshalb soll mit einem speziellen Förderprogramm die Ausbildung von Trainerinnen und Schiedsrichterinnen gezielt unterstützt werden. Frauen brauchen auch mehr Förderung, Unterstützung und Ermutigung, um Verantwortung in den Vereinsvorständen, in Gremien und als Sportfunktionärinnen zu übernehmen. 

Mit unserer Präsidentin des Landessportbundes Silke Renk-Lange haben wir dafür ein wirklich leuchtendes Beispiel. Schaut man sich aber insgesamt die Vorstände, Präsidien und Gremien an, kommt man an der Einschätzung nicht vorbei, dass bei der Teilhabe und Repräsentanz von Frauen noch viel Luft nach oben ist. 

(Zustimmung bei der Linken)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Erfolg der Fußballnationalmannschaft der Frauen hat leider nicht nur zu ungeteilter Freude und Anerkennung geführt. Mit einem beschämenden rassistischen Kommentar auf einem „Facebook“-Post hat Herr Wald sehr deutlich gezeigt, dass es ihm bei einer Nationalmannschaft nicht auf den Erfolg ankommt, sondern vor allem darauf, dass bloß keine People of Color zum Erfolg beigetragen haben. 

(Beifall bei der Linken und bei den GRÜNEN - Zuruf von der AfD: People of Color!) 

Es ist die unterste Schublade menschlichen Anstandes, wenn man seine rassistischen Reflexe nicht einmal so weit im Griff hat, um rechte Hetze nicht auch noch auf dem Rücken von erfolgreichen Nationalspielerinnen auszubreiten. Wer Sportlerinnen und Sportler aufgrund ihrer Herkunft einstuft und beleidigt, hat den Boden des demokratischen Miteinanders längst verlassen. Die Vielfalt unter unseren Leistungskadern im Spitzensport ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und wir sind stolz auf alle Sportlerinnen und Sportler, die täglich für Fairness und Respekt einstehen, auf und neben dem Platz. 

(Zustimmung bei der Linken, bei der SPD und bei den GRÜNEN) 

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sport ist eben nicht nur Bewegung. Sport ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Im Sport liegt ein großes Potenzial, gesellschaftliche Entwicklungen positiv zu beeinflussen, wenn die Rahmenbedingungen dafür gegeben sind. Wir sind davon überzeugt, dass wir die Gesellschaft als Ganzes stärken, wenn es uns gelingt, Mädchen und Frauen im Sport besser zu fördern. 

Wir werben um die Unterstützung der Koalitionsfraktionen und der Landesregierung für mehr Teilhabe, mehr Gleichbehandlung und mehr Sicherheit für Mädchen und Frauen mit und ohne Handicap im Sport und bitten um eine konstruktive Behandlung unseres Antrages im Ausschuss für Inneres und Sport federführend und mitberatend im Ausschuss für Finanzen. - Vielen Dank.