Andreas Schumann (CDU):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! „Ohne Musik wäre das Leben ein Irr-tum“, das ist ein Zitat von Friedrich Nietzsche. Man könnte es auch durch die Worte „Ohne Kultur wäre das Leben ein Irrtum“ ersetzen; denn ohne Kultur kann der Mensch nicht sein.
Die Förderung der Kultur und insbesondere der eigenen Beteiligung junger Menschen am kulturellen Le-ben sind daher grundlegende Anliegen der Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt. Meine Vorredner von der Koalition haben eigentlich alles dazu gesagt. Aber das, was mir noch ein bisschen fehlt, möchte ich jetzt ergänzen.
Die eigene Begegnung mit der Kultur beginnt für mich zu Hause, und zwar mit ein, zwei, drei Jahren, wenn den Kindern von den Eltern vorgelesen wird. Das ist die erste Begegnung mit Kultur. Wir müssen darauf drängen, dass zu Hause wieder gelesen wird.
(Zustimmung bei der CDU)
Wir müssen darauf drängen, dass in den Kitas wieder gelesen und gesungen wird. Das sind die ersten Be-gegnungen mit Kultur. Nur so begegnen wird dem akulturellen Klima, das in unserer Gesellschaft teilwei-se wirklich herrscht. Ich muss es leider so sagen.
Dann geht es weiter: Junge Menschen kommen in Verbindung mit der Musikschule. Sie kommen in Ver-bindung mit Theatergruppen an den Schulen. Dort können sie selbst im eigenen Erleben Kultur produzie-ren.
(Zustimmung)
Für uns als Politiker ist das ganz wichtig. Das, was Herr Silbersack vorhin ganz deutlich gesagt hat, näm-lich Verlage zu schützen, will ich noch ergänzen. Wir haben einmal gesagt: Wir müssen Bibliotheken schützen.
(Zustimmung bei der FDP)
Das sind Begegnungsorte für Menschen, die Kultur erleben wollen. Nur so bekommen wir das hin, aber nicht mit den 100 € zum 18. Geburtstag. Wer nicht vorher gelesen hat, der geht auch nicht in eine Büche-rei und holt sich ein Buch. Entschuldigung.
(Zustimmung bei der FDP)
Wir wissen, dass 90 % derjenigen, die Bücher gekauft haben, Mädchen sind. Das ist aus meiner Sicht alarmierend, ein alarmierender Fakt. Wie bekommen wir die Jungen wieder an das Buch? Das ist ein echtes Thema in unserem Bildungssystem. Wir müssen da ran.
Die Zahlen belegen ja, dass der Kulturpass zu teuer ist. Er ist zu teuer und bedingt zu hohe Ausgaben für die Verwaltung. Das Geld kommt nur zu 30 % bei den Leuten an, die es benötigen, nämlich die Kulturbe-triebe. Das ist einfach zu dünn.
Friedrich Nietzsche hat in einer Zeit gelebt, in der Musik weniger als heute konsumiert, aber umso mehr selbst gemacht wurde. Mit der Kultur ist das genauso.
Das Erleben von Kultur und die kulturelle Eigenbeteiligung ist in jungen Jahren prägend. Wir müssen also die Kinder wieder anders prägen. Das ist eine erzieherische Aufgabe der Gesellschaft. Die Politik hat da-für die Grundlagen zu schaffen. Es ist verdammt noch einmal eine Verpflichtung der Politik, dies zu tun, damit der gesellschaftliche Zusammenhalt wieder größer wird.
(Zustimmung bei der FDP)
Es ist mein Petitum an Sie, dieses zu unterstützen. Wir bitten die Landesregierung, die kulturelle Teilhabe von jungen Menschen weiter zu fördern.
Ich selber bin Präsident des Chorverbandes. Wir haben ein Programm aufgelegt, womit wir wieder Schul- und Jugendchöre fördern wollen. Das wird glücklicherweise jetzt vom Land unterstützt. Wir haben stei-gende Zahlen an Kindern, die wieder singen.
(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE)
Das ist ein Erfolg, den wir in den letzten zwei Jahren erzielt haben. Wir kämpfen jetzt darum, dass der Chorverband irgendwann eine institutionelle Förderung erhält, damit wir dieses verstetigen können.
(Zustimmung von Stefan Gebhardt, Die Linke)
Das sind Programme, die uns weiterhelfen.
Noch ganz kurz: Wenn junge Menschen ein bisschen Geld verdienen wollen, als 18-jährige Menschen, um vielleicht Kino zu konsumieren, was ja auch Kultur ist, dann gibt es dafür eine gute Möglichkeit, nämlich den Praktikumsgutschein. Man geht hin, kann 120 € pro Woche verdienen in einem Unternehmen und noch etwas dabei lernen. Die 120 € kann man gut
(Stefan Ruland, CDU: Für Kultur ausgeben!)
dafür verwenden, um z. B. mit seinen Freunden ins Kino zu gehen. - Vielen Dank, meine Damen und Her-ren.
(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Vielen Dank, Herr Schumann.