Wulf Gallert (Die Linke):
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bisher erfüllt diese Debatte wahrscheinlich die grundlegenden Erwartungen, die es an sie gegeben hat. Ich will trotzdem einen Blick zurück auf die Situation 2015 werfen, weil allein schon zu der Beschreibung der Situation dermaßen viele Fake News im Umlauf sind, dass man sich einfach noch einmal daran erinnern sollte, was damals wirklich passiert ist.
Die Situation begann nicht 2015, sondern die Situation begann natürlich sehr viel früher mit den kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien und im Irak nach dem arabischen Frühling. Sie hatte aber einen konkreten Auslöser. Dieser konkrete Auslöser fand in den Flüchtlingslagern in Jordanien, im Libanon und in der Türkei im Jahr 2014 und im Winter zu Beginn des Jahres 2015 statt. Dieser Auslöser war folgender: Eine Reihe von Staaten hat die Unterstützung von UN-Hilfsprogrammen eingestellt,
(Lothar Waehler, AfD: Stimmt!)
die für die Menschen verantwortlich waren, die dort in diesen Flüchtlingslagern waren. Vielleicht kennt jemand von Ihnen die Bilder dieser riesigen Flüchtlingslager in der jordanischen Wüste. Die Menschen, die dort gelebt haben - die hatten übrigens schon seit zwei bis drei Jahren dort gelebt , haben auf einmal nichts mehr zu essen bekommen, und zwar deswegen, weil eine Reihe von Ländern ihre Hilfslieferungen bzw. die Bezahlung dafür eingestellt hat. Das war der Auslöser, warum sich auf einmal bis zu eine Million Menschen auf den Weg gemacht haben, um nach Deutschland zu kommen. Es war nicht Frau Merkel, die sie gerufen hat, sondern es war der Hunger, der sie weggetrieben hat, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Zustimmung bei der Linken und bei den GRÜNEN - Zurufe von der AfD)
Jetzt schauen Sie sich bitte einmal einen Antrag der AfD-Fraktion an, die auch diese Aktuelle Debatte für heute beantragt hat, nämlich den Antrag zu den Autobahnen A 14 und A 143. Was ist darin der zweite Punkt? - Die Streichung aller Hilfsgelder.
(Zustimmung bei den GRÜNEN)
Die Streichung aller Hilfsgelder ist das, was das vor zehn Jahren das ausgelöst hat. Das will die AfD wiederholen und regt sich dann über Migration und Flüchtlinge auf. Das nenne ich verkommen, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Zustimmung bei der Linken, bei der SPD und bei den GRÜNEN - Christian Hecht, AfD: Das ist deutsches Steuergeld, das in Deutschland einzusetzen ist und nicht in die Welt zu verschenken!)
Nun kommen wir zum nächsten Punkt: Frau Merkel hätte die Grenzen schließen sollen. - Nein, das hätte sie nicht tun können.
(Lachen bei der AfD)
Denn bereits im Jahr 1995 ist das Schengener Abkommen in Kraft getreten. Es hätte überhaupt nicht die Möglichkeit gegeben, Grenzen zu schließen, weil sie faktisch nicht mehr vorhanden waren.
Dann kommen wir zur nächsten Lüge: Sie habe gegen das Grundgesetz verstoßen, nämlich gegen Artikel 16a Abs. 2 des Grundgesetzes. - Der regelt aber nicht die Genfer Flüchtlingskonvention. Der regelt das Asylrecht bei uns. Das Asylrecht ist für diesen Flüchtlingsstrom, der damals existiert hat, in fast keinem Fall relevant gewesen. Ja, da stimmen sogar die 0,5 %. Der Artikel 16a Abs. 2 des Grundgesetzes hebt nicht die Genfer Flüchtlingskonvention auf. Deswegen hat sie damals nicht widerrechtlich gehandelt, sondern hat nach Recht und Gesetz gehandelt. Dieser Lüge muss man erst einmal widerstehen.
(Zustimmung bei der Linken und bei den GRÜNEN - Christian Hecht, AfD: Und wenn die nächsten 2 Millionen kommen, was machen Sie dann? - Sebastian Striegel, GRÜNE: Lösen das Problem!)
Wir haben ein weiteres Problem: Dann kommt die Dublin-III-Verordnung. - Ja, die Dublin-III-Verordnung hat Deutschland organisiert, um keine Flüchtlinge zu bekommen. Dublin III besagt nämlich nichts anderes als „an den EU-Außengrenzen“. Dublin III besagt allerdings auch, dass man die Möglichkeit hat, ein Selbsteintrittsrecht wahrzunehmen. Das heißt, es verpflichtet Deutschland nicht dazu, alle zurückzuschicken, sondern Dublin III gibt die Möglichkeit dazu. Die Möglichkeit gibt es übrigens nur dann, wenn diese anderen Länder wiederum bereit sind, diese Flüchtlinge zurückzunehmen, was an vielen Stellen nicht der Fall ist. Es ist übrigens auch derzeit bei der Hälfte der ausreisepflichtigen Flüchtlinge der Fall, dass wir gar keine Chance haben, sie zurückzuschicken.
(Christian Hecht, AfD: Bleiben sie bei uns!)
Wissen Sie, was das eigentliche Problem ist? - Das eigentliche Problem, über das wir hier reden, ist, dass diese Form der Migration nicht 2015 begonnen hat und auch nicht 2015 geendet hat. Diese Migration ist eine grundlegende Bevölkerungsbewegung und Entwicklung, die wir in der Mitte Europas haben und immer hatten. Ich sage Ihnen mit aller Deutlichkeit: Wenn wir Migration in diesem Ausmaß nicht hätten, dann würden unsere sozialen Sicherungssysteme in zehn Jahren krachend zusammenbrechen.
(Zustimmung bei der Linken und bei den GRÜNEN - Nadine Koppehel, AfD: So ein Blödsinn! - Weitere Zurufe von der AfD)
Unsere sozialen Sicherungssysteme überleben nur dann, wenn Migranten massenhaft einwandern. Jetzt nenne ich Ihnen einmal eine Zahl. Wissen Sie, wie viele Schülerinnen und Schüler heute in der Bundesrepublik einen Migrationshintergrund haben? Es sind
(Christian Hecht, AfD: Zu viele! Eindeutig zu viele!)
- Ja, okay, zu viele. Wir haben eine extreme Unterrepräsentanz von Menschen, die in den nächsten Jahren in den Arbeitsmarkt kommen sollen. Wir haben einen gewaltigen Boomer-Übergang, der aus dem Arbeitsmarkt herausgeht. Ich gehöre auch dazu. Wir haben viel zu wenige junge Menschen. Von den jungen Menschen, die in den nächsten Jahren in den Arbeitsmarkt hineinkommen werden, haben bundesweit 43 % einen Migrationshintergrund. Wenn Sie diese nicht entwickeln wollen, wenn Sie diese loswerden wollen, dann machen Sie hier Tabula rasa. Dann ist die Wirtschaft in dieser Bundesrepublik am Ende, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall bei der Linken - Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN - Zurufe von der AfD)
Deswegen wird diese Bundesrepublik nur eine Perspektive haben, wenn sie diese extrem wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Migration löst. Das eigentliche Problem, das wir heute haben, ist nicht die Aktuelle Debatte der AfD. Sie redet ausschließlich über 5 % der Migranten, die straffällig geworden sind. Sie redet nie und nimmer über die 95 %, die laut der Statistik von 2024 nicht straffällig geworden sind.
(Zustimmung bei der Linken und bei den GRÜNEN - Zurufe von der AfD)
Das eigentliche Problem ist, dass für diese Landesregierung nicht die Sozialministerin gesprochen hat, die für Migration verantwortlich ist, sondern die Innenministerin. Was hat die Innenministerin gemacht? - Sie hat im Grunde genommen nichts anderes getan, als zu sagen: Wir als Landesregierung - oder vielleicht meinte sie auch nur „wir als CDU“; das muss die SPD beantworten - machen doch eigentlich schon alles, was ihr wollt. - Das ist das Problem in dieser Debatte. Das ist das Problem in dieser Debatte!
(Zustimmung bei der Linken und von Henriette Quade, fraktionslos)
Jetzt nenne ich noch ein zweites Beispiel. Der designierte Spitzenkandidat der CDU wurde im Deutschlandfunk interviewt. Es wurde gefragt: Wie will er denn jetzt hier die Dinge herumreißen? Was sind die zentralen Aufgaben in diesem Land?
(Sebastian Striegel, GRÜNE: Er will AfD-Politik machen! - Zuruf von der AfD)
Es kam als Erstes: kriminelle Ausländer; die Hälfte aller Insassen in unserem Gefängnis sind kriminelle Ausländer.
(Zuruf von der AfD: Jawohl!)
Fake News! Stimmt nicht! Völliger Quatsch! Wir haben bundesweit insgesamt 37 %. Für Sachsen-Anhalt sind die Zahlen nicht so einfach zu erfahren, sie sind aber unterhalb dessen. Wir haben sie nicht. Selbst wenn wir sie hätten: Ist das das zentrale Problem? - Nein, das zentrale Problem von kriminellen Ausländern ist natürlich, dass wir Rahmenbedingungen haben, die gerade unter Migranten Kriminalität nach oben ziehen.
(Zurufe von der CDU und von der AfD)
Natürlich erfolgen die meisten Straftaten von Migranten unter anderem in Flüchtlingsunterkünften. Dazu will ich einmal deutlich sagen: Unter den Bedingungen, wie dort manche Menschen ein Jahr, anderthalb Jahre oder zwei Jahre lang auf engstem Raum und ohne Perspektive leben, will ich einmal diesen Landtag ein Jahr lang zusammen sehen. Danach können wir uns über Kriminalitätsstatistiken unterhalten, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Zustimmung bei der Linken - Olaf Meister, GRÜNE, lacht - Christian Hecht, AfD: Nehmen Sie denen das Geld weg, dann gehen sie sowieso nach Hause! Die müssen doch gar nicht hier sein! - Weitere Zurufe von der AfD)
Jetzt komm ich zum nächsten Argument: die ganzen Ukrainer, die bei uns nicht arbeiten; bei uns sind es nur 30 %, in anderen Ländern sind es 80 %. - Lieber Herr Ministerpräsident in spe, der Sie ja sein wollen! Allein 30 % aller ukrainischen Flüchtlinge bei uns sind Kinder und Jugendliche. Da werden wir wohl keine 80 % erreichen. Es sei denn, wir wollen zur Kinderarbeit zurück.
Dann kommt die nächste Geschichte: Warum machen die das denn nicht? Ja, die kriegen zu viel Bürgergeld, und wer Bürgergeld hat, der braucht ja nicht mehr zu arbeiten, weil er mit Arbeiten auch nicht mehr bekommt. - Die Debatte hatten wir beim letzten Mal. Das ist Fake.
(Guido Heuer, CDU: Das ist kein Fake!)
Wenn das, Herr Schulze, die drei zentralen Punkte sind - das waren sie in diesem Interview , dann sind Sie ein super Wahlkämpfer - das sage ich Ihnen , und zwar für die AfD. Das ist das Problem.
(Zustimmung bei der Linken, bei den GRÜNEN und von Henriette Quade, fraktionslos)
Wo sind denn die Antworten auf die demografische Entwicklung? Wo sind denn die Antworten für den Arbeitsmarkt? - Dazu sage ich noch einmal sehr deutlich: Ja, möglicherweise gibt es auch für Migranten bessere Perspektiven, in Zukunft Arbeit zu bekommen. Aber das müssen wir am Arbeitsmarkt organisieren. Wenn die Möglichkeit existiert, dann sind die natürlich auch da. Wir haben inzwischen bei den vor zehn Jahren nach Deutschland gekommenen syrischen Flüchtlingen eine Sozialversicherungsbeschäftigungsquote, die fast identisch ist mit der von Deutschen. Dann kann man sagen: Ja, aber das hat zehn Jahre gedauert. - Dann sage ich jetzt einmal als Ökonom: Wissen Sie, wie lange es bei einem Deutschen dauert? - Von der Geburt bis zum Arbeitseintritt sind es 20 Jahre.
(Lachen bei den GRÜNEN)
Natürlich entwickelt sich das auch bei den Ukrainern erst langsam, aber jetzt mit deutlich höheren Zahlen. Das muss man zur Kenntnis nehmen, das muss man in die Debatte hineinbringen und nicht dieser AfD auch noch hinterherrennen. Versuchen Sie es, aber wundern Sie sich nicht, Herr Schulze, dass Sie dabei immer schwächer werden. - Danke.
(Zustimmung bei der Linken und von Olaf Meister, GRÜNE)
 Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Herr Gallert, es gibt eine Intervention, und zwar von Herrn Siegmund, und eine Nachfrage von Herrn Heuer.
 Wulf Gallert (Die Linke):
Hm.
 Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Zunächst Herr Siegmund, bitte.
 Ulrich Siegmund (AfD): 
Vielen Dank, Herr Kollege Gallert. Bei einer Sache kann ich Sie durchaus beruhigen. Dass der CDU unsere Positionen immer ein Jahr vor der Wahl in der Kommunikation auffallen, ist nichts Neues. Das durchschauen die Menschen; da bin ich völlig bei Ihnen. Das wird der CDU nichts nützen. Die Leute wählen das Original.
Ich möchte Sie aber auf einen Faktencheck einladen. Nach einer Quelle, nämlich den Justizministerien der Bundesländer, liegt der Anteil an nichtdeutschen Staatsbürgern in Gefängnissen bei 45 %. Dazu möchte ich noch einen interessanten Zusatz vorlesen:
„Doppelstaatler gelten als Deutsche. Häftlinge mit deutscher und ausländischer Staatsbürgerschaft gelten in der Statistik als Deutsche. Würde man sie zu den Ausländern hinzuzählen, stiege z. B. in Berlin die Ausländerquote in Gefängnissen von 56 auf 60 % und in NRW von 41 auf 48 %.“
Viele der Insassen haben zwei Staatsangehörigkeiten und ein Migrationshintergrund wird gar nicht erfasst. Das heißt, höchstwahrscheinlich ist die Dunkelziffer noch sehr viel höher. Ich wollte einfach Ihre falschen Zahlen nicht im Raum stehen lassen. Es ist ja sehr wichtig, dass wir hier faktenbasiert argumentieren. - Danke schön.
(Zustimmung bei der AfD)
 Wulf Gallert (Die Linke): 
Ich kenne die Zahlen und sie liegen mir vor. Bundesweit liegt der Anteil ausländischer Strafgefangener bei 37,4 % zum Stand März 2024. In Sachsen-Anhalt ist dieser Wert traditionell niedriger, weil wir unter anderem auch eine geringere Migrationsquote haben. Insofern, denke ich, ist das nicht so.
Ich sage Ihnen aber noch etwas ganz anderes, Herr Siegmund. Sie haben Herrn Gniffke hier noch einmal zitiert mit der Aussage: 80 %, alles junge Männer. Das war nicht das erste Mal. Sie haben den das fünfte oder sechste Mal zitiert. Das Problem ist nur, dass der Herr Gniffke Quatsch erzählt hat. Es war nicht so. Der Migrationsanteil im Jahr 2015 lag im Durchschnitt bei 37,5 % Frauen. Da wird es mit 80 % jungen Männern schon schwierig. Wir haben tatsächlich einen relativ hohen Anteil von Jüngeren in dieser Migrationsentwicklung, aber er lag nie bei 80 %. Das ist ein Fake, den Sie heute zum fünften Mal wiederholt haben, weil der Herr Gniffke Quatsch erzählt hat. Aber man muss Quatsch nicht nacherzählen, Herr Siegmund. Deswegen sage ich Ihnen auch an der Stelle: Fake. - Danke.
(Zustimmung)
 Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Aber nur noch einmal jetzt.
 Ulrich Siegmund (AfD):
Ja, ich reagiere kurz darauf. - Herr Gallert, ich habe gerade noch einmal hineingeschaut. Meine Quelle zu den Gefängnissen war von 2025 und Ihre vom letztem Jahr. Vielleicht ist einfach nur Ihre Quelle veraltet oder falsch. Vielleicht prüfen Sie das noch einmal im Nachgang.
Zu Herrn Gniffke. Es ist völlig unerheblich, ob es 80 % waren oder nicht.
(Zuruf: Aha! - Juliane Kleemann, SPD: Doch! Das ist total relevant! Immer, wenn man Sie widerlegt, ist es nicht relevant! - Zurufe von Stefan Gebhardt, Die Linke, und von Cornelia Lüddemann, GRÜNE)
Meine Kernaussage war Ja, das finden Sie witzig. Mensch, jetzt warten Sie doch einmal. Haben Sie doch einfach einmal Anstand. Meine Kernaussage, Frau Kleemann
(Zurufe- Unruhe)
- Leute! Wie im Kindergarten.
 Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Jetzt, Herr Siegmund.
 Ulrich Siegmund (AfD):
Meine Aussage, Frau Kleemann, auch wenn Sie das vielleicht nicht wahrhaben wollen, war: Es gab eine Beeinflussung durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und der damalige Chefredakteur hat zugegeben, dass ganz bewusst emotionale Bilder herausgesucht werden, die mit der Realität nichts zu tun haben. Das war die entscheidende Aussage, Frau Kleemann. Wenn Sie zugehört hätten, hätten Sie es auch verstanden. Aber für Sie habe ich das damit vielleicht noch einmal klargestellt. - Danke schön.
(Zustimmung bei der AfD)
 Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Die Intervention richtet sich an den Redner. - Herr Gallert.
 Wulf Gallert (Die Linke):
Herr Siegmund, das haben wir jetzt schon ein paar Mal gehabt. Sie zitieren Äußerungen von mir auf Demos, die ich so nie gesagt habe. Ich habe etwas völlig anderes gesagt. Wenn Sie dabei erwischt werden, dann sagen Sie: Aber eigentlich meinte ich ja ...
(Olaf Meister, GRÜNE: Peinlich!)
Dann reden Sie hier vorn von „Faktencheck“ und sagen dann: Ja, der Fakt stimmt vielleicht nicht, aber im Kern wollte ich doch Folgendes ausdrücken. - Ja, was ist denn mit Ihrem Faktencheck? Dann kommen Sie doch zu Ihrem Kern und versuchen Sie nicht, den Eindruck zu erwecken, dass Sie hier mit Fakten operieren.
(Olaf Meister, GRÜNE: Lügen! Sie lügen!)
Das ist doch das Problem. Das ist doch das, was Sie allen hier vorwerfen. Faktencheck, Faktencheck, sehr originelle Faktenchecks und was kommt nachher? - „Ja, aber im Kern meinte ich eigentlich das.“
 Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Herr Gallert, jetzt gibt es noch eine Nachfrage von Herrn Heuer.
 Wulf Gallert (Die Linke):
Das kann er machen, der Herr Heuer.
 Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Herr Heuer, bitte.
 Wulf Gallert (Die Linke):
Wenn er sich das gut überlegt hat, dann kann er das machen.
(Dr. Katja Pähle, SPD, lacht)
 Guido Heuer (CDU):
Ich überlege schon, was ich sage. Sehr geehrter Herr Gallert!
 Wulf Gallert (Die Linke):
Ja!
 Guido Heuer (CDU):
Erst einmal weise ich eines komplett zurück, nämlich dass unser designierter Spitzenkandidat Wahlkampf für die AfD macht. Das stelle ich erst einmal eindeutig fest.
(Zustimmung bei der CDU - Zuruf von der AfD: Doch! - Weitere Zurufe)
Sehr geehrter Herr Gallert, Sie haben gerade der AfD eine Steilvorlage geliefert. Das ist einfach so. Jetzt sage ich Ihnen eines. Wenn Herr Schulze sagt, 80 % Ich weiß gar nicht, wo er es gesagt hat. Sie haben nämlich gar nicht gesagt, wann er das gesagt haben soll. Dass aber in anderen europäischen Staaten doppelt so viele Ukrainer arbeiten wie bei uns,
(Ulrich Siegmund, AfD: Genau!)
liegt unter anderem auch an diesem Bürgergeld und der Debatte, die wir hier hatten. Jetzt mache ich einmal eine Rechnung auf. Nehmen wir an, das Bürgergeld liegt bei ca. 600 €. Das ist ja unterschiedlich. Irgendwo in dem Bereich liegt es. Dann können wir einen Mindestlohn von 14,60 € mal ca. 170 Monatsarbeitsstunden multiplizieren. Dann sind wir irgendwo bei 1 500 €.
Sie kommen immer mit dem Mindestlohn. Bei denjenigen, die die Hälfte davon geschenkt kriegen, muss ich doch eigentlich den Rest durch 170 teilen. Wo ist denn da der Mindestlohn?
Wir stehen dafür, denjenigen zu helfen, die Hilfe brauchen, wenn wir über Teilhabe reden, all diese Dinge. Wir haben 3 Millionen Arbeitslose. Aber Menschen, die arbeiten können, die müssen wir auch zur Arbeit bewegen. Das ist unsere Position. Das ist für uns soziale Gerechtigkeit.
Jetzt die Frage: Stimmen Sie mir zu, dass in Deutschland weniger ukrainische Zugereiste arbeiten als in den Nachbarländern Deutschlands?
(Ulrich Siegmund, AfD: Ja!)
Beantworten Sie die Frage.
 Wulf Gallert (Die Linke): 
Da stimme ich zu. Das sage ich Ihnen. Und das hat eine ganze Menge Ursachen, unter anderem Gucken wir uns das doch einmal an.
(Zurufe von der AfD)
67 % bis 70 % derjenigen, die aus der Ukraine zu uns kommen ich rede jetzt nur von Erwachsenen , sind Frauen.
(Guido Heuer, CDU: Niemals! Wer sagt das?)
- Ich sage das. Sie stellen mir eine Frage, Herr Heuer, und Sie müssen die Antwort aushalten.
(Zustimmung bei der SPD)
48 % derjenigen, also von den Erwachsenen, sind hier mit ihren Kindern. Das bedeutet, sie kamen in den Jahren 2022, 2023 oder 2024 in Deutschland an, müssen Kinder betreuen, müssen außerdem die Sprache lernen und müssen sich sozusagen um den Rest kümmern.
(Nadine Koppehel, AfD: Das müssen Deutsche auch!)
Dazu haben wir übrigens noch das Problem, dass viele Frauen aus der Ukraine mit relativ hohen Bildungsabschlüssen kommen. Und jetzt frage ich Sie einmal, Herr Heuer: Wissen Sie, wie lange es im Durchschnitt dauert, bis die anerkannt werden? Es ist möglicherweise so, dass eine Chemielaborantin oder eine Lehrerin nicht unbedingt ihre Perspektive hier darin sieht, Putzfrau zu sein, sondern sie will ihren Beruf anerkannt bekommen. Wenn das aber in der deutschen Bürokratie drei Jahre dauert, dann müssen wir uns nicht wundern, dass die Situation so ist.
(Guido Kosmehl, FDP: Das dauert doch nicht drei Jahre!)
Dann haben wir natürlich das Problem
(Unruhe bei der CDU)
Dann haben wir natürlich das Problem, dass wir bei der Betreuung gerade von Kindern und Jugendlichen, die zum Teil aus traumatisierenden Verhältnissen kommen, eine Situation haben, die es nicht jedem ermöglicht, jede Arbeit anzunehmen, wenn man sie betreut.
(Zurufe von der AfD)
Wenn wir das alles einmal in den Griff kriegen, dann werden wir übrigens, wie in den letzten sechs Monaten, eine radikale Steigerung erleben. Wir haben bei uns in Sachsen-Anhalt immer noch 30 %. Bundesweit ist die die Quote inzwischen bei 43 % angelangt. Wir sehen, dass wir eine gewaltige Erfolgskurve in diesem Bereich haben. Wissen Sie, was wir dann aber noch nicht hinkriegen? Und das ist das Problem. Gucken Sie sich einmal den Bildungsmonitor an, der jetzt herausgekommen ist.
 Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Aber Herr Gallert, nicht jetzt noch ganz in extenso. Bitte.
 Wulf Gallert (Die Linke):
Na, Mensch, wo Herr Heuer mich doch so anguckt.
(Zurufe von der CDU und von der AfD - Guido Kosmehl, FDP: Ja, ja, ja, ja, ja!)
- Ich höre auf. Aber das wäre ganz gut gewesen. Dann wissen wir übrigens, wo Sachsen-Anhalt bei der Migration wirklich versagt, wenn bei uns doppelt so viele Abgänger mit Migrationshintergrund ohne Schulabschluss abgehen als im Durchschnitt der Bundesrepublik. Das sind die Probleme,
(Zurufe von Guido Heuer, CDU)
über die wir reden müssen. Das sind die Probleme.