Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):
Vielen Dank. - Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Erst in der vorigen Sitzung eingebracht, heute beschließen wir, so schnell kann es gehen und so schnell musste es in diesem Fall auch gehen, damit die Schulgeldfreiheit zum nächsten Schuljahr auch wirklich greifen kann. Es freut mich, dass wir hier als Landtag quasi geschlossen auftreten und den jungen Menschen im Land zeigen, dass wir uns um eine faire Ausbildung kümmern. Wir werten endlich auch die fachschulische Ausbildung auf. Wir mindern die eklatante Ungleichbehandlung von dualer und schulischer Ausbildung. Zumindest haben wir das bereits für die Pflege- und die Erzieherinnenausbildung getan und heute im nächsten Schritt auch für die Podologinnen.
Es fehlt weiterhin die Ausbildungsvergütung und es fehlt die umfassende Schulgeldfreiheit für Physiotherapeutinnen und Ergotherapeutinnen, also all die schulischen Ausbildungen, für die die Verantwortlichkeiten im Bildungsministerium liegen. Und es lässt tief blicken, verehrte CDU, dass Sie bei der Streichung von Skifreizeiten auf die Barrikade gehen, Sie aber die jahrelange Verschleppung der Schulgeldfreiheit - Frau Hohmann hat auf die Historie hingewiesen - in essenziellen Ausbildungsberufen anscheinend nicht so groß juckt.
(Zustimmung bei den GRÜNEN)
Der vorgelegte Entschließungsantrag lässt zwar Rückschlüsse auf eine gewisse Aufmerksamkeit zu, ein eindeutiges Bekenntnis zur Schulgeldfreiheit lässt dieser Entschließungsantrag allerdings vermissen. Aber warum auch? - Es sind ja nur Frauenberufe, also eh nur so als Zweiterwerb für eine Familie relevant, eh nur Care-Jobs, die Frauen doch sowieso gerne machen aus Herzensgüte und so. Dafür braucht es auch nicht viel mehr für als ein bisschen Helfersyndrom.
(Zuruf von Andreas Schumann, CDU)
Hier einmal Händchen halten, dort einmal nett lächeln, ein bisschen massieren, ein bisschen Essen reichen - das sind wohl die Vorstellungen mancher Herren gerade in der CDU von Gesundheits- und Pflegeberufen.
Wenn Herr Merz z. B. davon spricht, dass wir alle mehr arbeiten müssten, dann unterstelle ich einmal, dass er dabei gar nicht an Gesundheitsberufe denkt mit oft mehr als zehn Tagen Werktätigkeit ohne freie Tage am Stück mit Einspringen und Überstunden als Regelfall, wo Work-Life-Balance bedeutet, dass man alle zwei Jahre Weihnachten frei hat. Vielmehr denkt er entweder an Werksbänder oder an Männer in Anzügen. Es ist zu hoffen, dass es sich so verhält, denn sollte sich sein Appell auch an Gesundheits- und Pflegeberufe in der Bundesrepublik richten, dann wäre das schlicht unverschämt.
Sie sehen, bei diesem meinem Herzensthema sind mir gerade ein bisschen die Pferde durchgegangen.
(Guido Kosmehl, FDP: Ja!)
Daher Zügel anziehen, zurück zum eigentlichen Thema und die positive Botschaft: Wir kümmern uns um eine faire Ausbildung der angehenden Podologen und Podologinnen. Das ist gut so und längst überfällig; und dann bitte endlich für alle Gesundheitsberufe. - Vielen Dank.