Nicole Anger (Die Linke): 

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich komme mir ein bisschen so vor wie bei: „Täglich grüßt das Murmeltier“. 

All die Argumente, die gerade angebracht wurden, haben wir hier schon mehrfach gehört. Auch bei diesem Thema gilt: Wir müssen endlich ins Handeln kommen. Wir unterstützen den vorliegenden Antrag der Fraktion der GRÜNEN ausdrücklich; denn er unterstreicht unsere Forderung nach einem Moratorium für das Personal. Das ist eine Forderung, die wir in diesem Plenum mit unserem Antrag zuletzt im September 2024 deutlich formuliert haben. 

Die Situation in den Kitas spitzt sich weiterhin von Tag zu Tag zu, die Fachkräfte brennen von Tag zu Tag mehr aus. Die Belastungsgrenzen sind längst überschritten. Was wir nun erleben, sind bereits die ersten Kündigungswellen. Gut ausgebildeten Erzieher*innen wird gekündigt. Nicht selten verlassen sie infolgedessen nicht nur die Kita, sondern auch das Bundesland. 

Dabei ist es besonders absurd, wenn man sich vor Augen führt, dass wir jedes Jahr ca. 1 100 Fachschüler*innen mit Landesgeldern ausbilden; viele davon, weil sie in die Kita wollen. Es sind 1 100 junge engagierte Menschen, die diesen Beruf lieben und für die Kinder brennen. Doch was passiert? Wir lassen sie einfach gehen. Die frisch ausgebildeten Fachkräfte erleben nämlich oftmals einen Praxisschock in den Einrichtungen. Wenn sie sich dann doch noch für die Kita entscheiden, finden sie momentan keine Stelle mehr. Das ist nicht nur ein sozialpolitisches Versagen, sondern das ist auch ein wirtschaftlicher Irrsinn, meine Damen und Herren.

Ich möchte eines klarstellen: Anders, als es das Sozialministerium immer wieder darstellt, haben wir keinen Fachkräftemangel. Was wir haben, ist ein Entscheidungsmangel in der Landesregierung; denn die Realität sieht folgendermaßen, wie mir jemand aus einer Kita jüngst berichtet hat. 

Auf eine einzige vakante ausgeschriebene Stelle gab es 35 Bewerbungen von aktuell entlassenen Fachkräften und von frisch ausgebildeten Erzieher*innen. Alle 35 Bewerber*innen haben momentan so gut wie keine Chance auf einen Job. Wie kann es sein, dass wir diesem gut ausgebildeten und momentan vorhandenen Personal, das dringend gebraucht wird, keine Stelle anbieten können?

Meine Damen und Herren! Ein Moratorium für das Personal wäre wirklich der erste richtige Schritt, um diesem Irrsinn entgegenzuwirken, aber vor allem auch, um unseren Jüngsten endlich das Personal an die Seite zu stellen, um ihre frühkindliche Bildung zu stärken. Wir müssen die Fachkräfte halten, die wir im System haben. Wir müssen ihnen Perspektiven bieten. Das ist unsere Verantwortung gegenüber den Kindern, den Eltern und den Erzieher*innen. Ein weiteres Aussitzen wird fatale Folgen für die frühkindliche Bildung haben. - Vielen Dank.

(Beifall bei der Linken)

Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Vielen Dank, Frau Anger.