Wolfgang Aldag (GRÜNE): 

Vielen Dank. Frau Präsidentin. - Mit dem uns vorliegenden Antrag

(Unruhe bei der AfD)

soll also die Marke „#moderndenken“ ersetzt werden.

Meine Damen und Herren! Wenn Sie meiner Rede lauschen und vielleicht multitaskingfähig sind, können Sie gerne parallel dazu die Seite „deutsch-denken.de“ aufrufen. Es ist eine wirklich interessante und aufschlussreiche Seite, die wunderbar zu diesem Antrag passt.

(Zustimmung bei den GRÜNEN)

Abgesehen davon, dass diese vermeintlich identitätsstiftenden Slogans längt die besten Jahre hinter sich haben, hat sich gezeigt, dass nur wenige dieser Slogans wirklich richtig gut sind und auch funktionieren. Und ich nehme es vorweg: Dieser Slogan tut es nicht.

Der einzige Slogan, der aus meiner Sicht wirklich funktioniert hat - Frau Ministerin hat es erwähnt - wurde bereits im Jahr 1999 kreiert und hat sich zum Jahr 2021 gehalten. Etwas Vergleichbares hat es bisher nicht wieder gegeben: Mit dem Slogan „Mir kennet älles außer Hochdeutsch“ hat Baden-Württemberg weit über alle Landesgrenzen hinweg für Aufmerksamkeit gesorgt. Warum war das so?

Der Slogan kokettierte mit einem Augenzwinkern auf die sprachlichen Eigenarten und verband in unvergleichbarer Art und Weise in Imagefilmen den Slogan mit den Menschen im Land, mit dem, was diese geschaffen haben und mit dem was, was das Land ausmacht, dies in all seinem Facettenreichtum und in all seiner Vielfalt. Dieser Ansatz verband die Menschen, sorgte für die Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Bundesland und machte Lust, dieses Land zu besuchen.

All das schafft dieser Antrag nicht. Im Gegenteil: Mit diesem Slogan wird einseitig auf einen Bruchteil dessen fokussiert, was dieses wunderbare Bundesland zu bieten hat. Es ist vielmehr und ich möchte einiges davon hier erwähnen.

Natürlich ist es die Geschichte. Es ist Martin Luther, es ist Otto der Große, es sind die UNESCO-Weltkulturerbestätten, ja. Und dazu gehört neben den Luther-Gedenkstätten in Wittenberg und Eisleben, der Naumburger Dom, die Altstadt von Quedlinburg, das Gartenreich Dessau-Wörlitz und natürlich auch das vom Antragsteller so gehasste Bauhaus in Dessau.

(Zustimmung bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Es gehören die Bräuche und die Feste dazu, die immateriellen Kulturerben, das Finkenmanöver im Harz, die Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle, die Schachtradition in Ströbeck, die Spergauer Lichtmeß, der Grasedanz im Harz und das Bad Dürrenberger Brunnenfest. Und ganz neu im immateriellen Kulturerbe ist das Gebrauchshundewesen.

Es gehören unsere wunderbare Landschaft und die Natur dazu, der Harz als sagenumwobenes Mittelgebirge, die Saale-Unstrut-Region als älteste Qualitätsweinregion Ostdeutschlands, der Fläming, die Altmark, die Dübener Heide und die Elbauen als prägende Landschaftsräume.

Dazu gehören auch die Sprache und Dialekte wie das Ostmitteldeutsche, unsere Wirtschaft mit den Chemiestandorten Leuna und Bitterfeld, die Landwirtschaft, der Maschinenbau und ja, auch der Sport gehört dazu. Für die einen ist das Idol der FC Magdeburg, für die anderen der Hallesche FC, für viele der SC Magdeburg und für einige auch Einzelsportler wie Lukas Mertens, Paul Biedermann oder Thorsten Markens.

Sie sehen dieses Land hat so viel zu bieten.

(Marco Tullner, CDU: Der MEC auch!)

Und das verkürzt auf die Geschichte zu reduzieren, ist völlig unzureichend. Und ich sage es klar und deutlich: Der Antrag, mit dem dieser Slogan und all die Maßnahmen, die damit verbunden sein sollen, eingeführt werden sollen, ist kompletter Schwachsinn. Und mal ehrlich und mit Verlaub: Da haben doch bei irgendjemandem, der sich das alles ausgedenkt hat, alle Ritter mittlerweile die Burg verlassen.

(Zustimmung bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Meine Damen und Herren! Der Antrag verfolgt eine ideologische Instrumentalisierung der Landesidentität. Das lehnen wir als Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ab. Das Sachsen-Anhalt-Image muss dafür stehen, alle hier lebenden Menschen einzubeziehen und es muss dem demokratischen Werden gerecht werden. Das tun dieser Antrag und dieser Slogan nicht. Und deswegen lehnen wir ihn ab.

Ich möchte wie folgt schließen, auch gerade weil Sie Nietzsche in Ihrem Antrag erwähnt haben. Ich bin der Kulturstiftung und dem Kunstmuseum Moritzburg sehr dankbar dafür, dass Sie auch dieses Zitat aufgenommen, weit verbreitet haben und hier eine klare Position beziehen. Ich zitiere: 

„Deutsch denken, deutsch fühlen - ich kann alles, aber das geht über meine Kräfte.“ 

Herzlichen Dank.