Elrid Pasbrig (SPD): 

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, das ist ein sehr dankbares und zum Ende dieser Plenartage ein sehr versöhnliches Thema. Ich schicke schon einmal voraus: Wir werden beantragen, diesen Antrag zur federführenden Beratung in den Landwirtschaftsausschuss und zur Mitberatung in den AID und den Finanzausschuss zu überweisen.

Wir sprechen heute über ein Thema, das nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern in ganz Deutschland und insbesondere in den östlichen Bundesländern eine wichtige Rolle spielt.

(Zuruf von der CDU: Auch in Europa!)

- Auch, ja.

(Lachen)

Denn: Kleingärten sind viel mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Sie erfüllen mehrere Funktionen. Beginnen wir mit der sozialen Dimension: Kleingärten bieten eine einzigartige Möglichkeit für Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, miteinander in Kontakt zu treten. Sie fördern den Gemeinschaftssinn und die soziale Integration. In einer Zeit, in der Isolation und Einsamkeit zunehmend zu einem gesellschaftlichen Problem werden, bieten Kleingärten einen wertvollen Treffpunkt für Austausch und Gemeinschaft.

Ökologisch gesehen leisten Kleingärten einen unverzichtbaren Beitrag zur urbanen Biodiversität. Sie dienen als grüne Oasen in unseren Städten und bieten Lebensräume für viele Arten, die in urbanen Gebieten sonst kaum überleben könnten. Darüber hinaus tragen sie zur Verbesserung der Luftqualität bei und helfen, die Temperaturen in den Städten zu regulieren.

Wirtschaftlich betrachtet ermöglichen Kleingärten vielen Menschen den Zugang zu frischem, selbst angebautem Obst und Gemüse. Eine Perspektive ist mir als landwirtschaftpolitischer Sprecherin besonders wichtig: Hier können Kinder lernen, wie Obst und Gemüse angebaut werden, wachsen, gepflegt werden müssen und geerntet werden - jenseits von „Im Supermarkt gibt es doch alles“. Ich denke, viele hier im Plenum wissen, wovon ich rede.

Das Kleingartenwesen ist somit nicht nur eine private Freizeitbeschäftigung; es geht weit über das bloße Gärtnern hinaus. Es kann wichtige soziale, ökologische und wirtschaftliche Funktionen für unsere Gesellschaft erfüllen. 

So weit, so gut, könnte man meinen. Aber viele Kleingartenvereine stehen vor großen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf demografische Entwicklungen und die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Räumen. Das Bild insbesondere im ländlichen Raum kennen wir aus eigener Anschauung: leere, teilweise verwilderte Parzellen. Dies führt insbesondere im ländlichen Raum zu einer geringeren Anzahl an aktiven Gartenbewirtschaftern und die Aufgabenlast wird auf die verbliebenen Vereinsmitglieder verlagert.

Stichwort Überkapazität: Laut MDR hat der Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt im Moment rund 78 000 Mitglieder. Das sind knapp 10 000 weniger als im Vorjahr. Das Strategiepapier „Zukunftsfähiges Kleingartenwesen - Handlungsansätze zum kontrollierten Abbau von Überkapazitäten der ostdeutschen Kleingartenlandesverbände“ weist darauf deutlich hin.

In Anbetracht der Zeit muss ich mir die Ursachen für diese Situation sparen, aber wir werden im Ausschuss ausgiebig darüber reden. Ich bin auch dankbar, dass die SPD-Bundestagsfraktion dieses Thema aufgegriffen hat und in ihrem Kleingartenkongress, der im letzten Jahr anlässlich des 40. Geburtstages des Bundeskleingartengesetzes stattfand,


Vizepräsident Wulf Gallert:

Frau Pasbrig.


Elrid Pasbrig (SPD): 

festgestellt hat, dass das auch ein städtebauliches Problem ist.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Danke für Ihren Redebeitrag.


Elrid Pasbrig (SPD): 

Ich bedanke mich und wir werden das Thema wieder aufgreifen.