Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Anfang 2019, also vor meiner Zeit hier, wurde die damalige Landesregierung von dem damaligen Landtag mit dem Beschluss in der Drs. 7/3904 aufgefordert - ich zitiere - 

„[…] alle notwendigen Verwaltungsverfahren zur Umsetzung der Schulgeldfreiheit für Erzieher- und Gesundheitsberufe vorzubereiten, damit diese, beginnend zum Schuljahr 2020/2021, in Sachsen-Anhalt umgesetzt werden können. Dazu gehört“ 

- das Zitat geht weiter - 

„nach einer Ermittlung der möglichen Kosten auch die haushälterische Vorsorge.“ 

Jetzt stehen wir im Schuljahr 2023/2024 und warten noch immer auf die vollständige Umsetzung. Es ist bitter und fahrlässig, dass sich insbesondere ein Ministerium weiterhin weigert - nun schon in der zweiten Legislaturperiode  , die Verantwortung zu übernehmen und diesen Beschluss umzusetzen. Als bundesweit unrühmliche Ausnahme gibt es nach wie vor ein Schulgeld an Gesundheitsfachschulen in Sachsen-Anhalt. 

Es ist natürlich unattraktiv für junge Menschen und auch überhaupt nicht nachvollziehbar, für die eigene Ausbildung Geld zahlen zu müssen, während man gleichzeitig jeden Tag Klagen über den Fachkräftemangel gerade in diesem Bereich hört. Ich hoffe sehr darauf, dass sich die Landesregierung und die zuständigen Ministerien den heute zu fassenden Landtagsbeschluss mehr zu Herzen nehmen als den eben zitierten und ihn zügig umsetzen, damit wir im Schuljahr 2024/2025 endlich einen Haken an dieser Stelle machen können. 

Auch nach einem entsprechenden Beschluss längst nicht zu streichen von der politischen To-do-Liste - denn es steht nicht mehr darin - ist die weitere Akademisierung der Gesundheits- und Pflegeberufe. Ja, dabei sind wir inzwischen einige Schritte weiter, und ja, es gibt einige entsprechende Studiengänge hier im Land. Aber weder die Breite der Studiengänge noch die Zahl der Studienplätze reichen auch nur annähernd aus, um den Herausforderungen einer sich gerade rasant verändernden Gesundheitslandschaft gerecht zu werden. Wir haben einige Herausforderungen vor der Brust und denen werden wir nicht gerecht. 

Ebenso wichtig wie die Etablierung solcher Studiengänge ist natürlich die Entwicklung der nachfolgenden Berufsfelder und Karrierewege. Es liegt noch einiges brach, das zu tun wäre, damit die Absolventinnen und Absolventen nach ihrem Abschluss ihren Kompetenzen entsprechend arbeiten können und auch bezahlt werden. 

Sie erinnern sich sicherlich: Das Projekt Hebammenkreißsaal hat sich exakt dies auf die Fahnen geschrieben und wird seit der Kenia-Koalition vom Land erfolgreich gefördert - für starke Hebammen, für eine gesunde und natürliche Geburt. Augenhöhe und echte Multiprofessionalität, das gilt es zu erreichen, für gutes Arbeiten, für einen attraktiven Beruf, für das Wohl der Patientinnen und Patienten. 

Die vorliegende Beschlussempfehlung stupst die Entwicklung dahin etwas an - das erkenne ich durchaus an  , aber sie schöpft die Möglichkeiten unseres Landes nicht wirklich aus. Ich denke, eine Enthaltung wird der vorliegenden Beschlussempfehlung deshalb auch an dieser Stelle gerecht. - Vielen Dank. 

(Zustimmung von Olaf Meister, GRÜNE)