Holger Hövelmann (SPD): 

Vielen herzlichen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst eine Richtigstellung: Wir wollen, dass unserem Alternativantrag zugestimmt wird, und nicht, dass die Überweisung in den Ausschuss erfolgt - nicht, dass es diesbezüglich ein Missverständnis gibt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Viele vermuten es nicht, aber Bibliotheken in unserem Land sind die heimlichen Stars, und das aus mehreren Gründen. Keine Kultureinrichtung erreicht Besucherzahlen wie die Bibliotheken. Trotz der Nachwirkungen der Coronapandemie stieg die Zahl der Entleihungen im Jahr 2022 um 665 000 und die Anzahl der Besuche auf sage und schreibe knapp 1,5 Millionen. Bei diesen Zahlen, liebe Kolleginnen und Kollegen, kann nicht einmal der Fußball ansatzweise mithalten. Keine Kultureinrichtung kann von sich behaupten, ein solch vielfältiges Publikum zu erreichen. 

Wer in letzter Zeit einmal eine Bibliothek besucht hat, der trifft auf sehr junge Leserinnen und Leser, die noch den Schulranzen tragen, oder er trifft auf Rentnerinnen und Rentner, die sich die neuesten Krimis oder Romane ausleihen, auf Jugendliche, die eine Veranstaltung zur kulturellen Bildung besuchen, oder auf Familien, die sich Bücher, Filme oder andere Medien über Garten, Reise oder Sprache ausleihen.

Ein Blick in den Veranstaltungskalender der Stadtbibliothek in Magdeburg sei mir erlaubt. Dort gibt es den Krimi-Samstag, den Stricktreff, die persische Lesestunde, das Sprachcafé Deutsch, die Magdeburger Lesebühne, die Schreibwerkstatt und weitere vielfältige Veranstaltungen zur Stadtgeschichte. 

Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Diese Vielfalt zeigt, unsere Bibliotheken sind längst keine Orte der reinen Buchausleihe mehr. Sie sind demokratische Orte der kulturellen Bildung für alle. Jeder ist willkommen, für jeden findet sich etwas. 

Sachsen-Anhalt war nach Thüringen das zweite Bundesland, das im Jahr 2010 ein eigenes Landesbibliotheksgesetz verabschiedet hat. Vorausgegangen war die Bibliothekskonferenz von 2004 bis 2007. Unser Gesetz hat sich bewährt. Es bietet für die Bibliotheken einen verlässlichen Rahmen, aber - auch das ist richtig - nach fast 14 Jahren lohnt es sich, zu schauen, ob es Dinge gibt, die wir aktualisieren und modernisieren können. Daher will ich mich ausdrücklich bei der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bedanken, dass sie den Fokus auf die Bibliotheken gelegt hat - ein wichtiges Thema.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wenn ich die Arbeit der Bibliotheken gelobt habe, so sollen sie auch weiterhin in die Lage versetzt werden, ihre Arbeit an die zukünftigen Herausforderungen anzupassen. Dabei unterstützen wir die Idee eines Landesbibliotheksentwicklungsplanes, der zusammen mit den Akteuren, den Kommunen, aber auch dem Bibliotheksverband und der Landesfachstelle partizipativ entwickelt werden kann und soll.

Was benötigen Bibliotheken an stabiler Finanzierung? Welche Herausforderungen haben sie? Zu nennen sind hier die Digitalisierung, ein verändertes Medienverhalten, infrastrukturelle Fragen, aber auch die Aufgabenverteilung der unterschiedlichen Bibliotheken. Es ist klar, eine Spezialbibliothek steht vor anderen Fragen als eine Stadtbibliothek oder eine Universitätsbibliothek. Und es geht auch um die Frage  : Wie können Bibliotheken als Arbeitgeber attraktiv für den eigenen Nachwuchs sein? Aber es stellt sich auch die Frage: Wie schaffen wir es - Frau Ministerin Feußner hat den Namen bereits erwähnt  , die Bibliotheken zu sogenannten Dritten Orten zu machen. „Dritte Orte“ - wem das nicht vertraut ist - sind neben dem Zuhause und der Arbeit ein identitätsstiftender Ort für die lokale Gemeinschaft. Gerade im ländlichen Raum bieten solche „Dritten Orte“ eine große Chance für die Struktur der Bibliotheken, um sie zu erhalten und mehr daraus zu machen. Bibliotheken sind schon längst viel mehr als nur ein Ort, an dem man Bücher ausleiht, sondern - das habe ich deutlich gemacht - sie bieten viel mehr. 

Eine Frage, über die wir vielleicht diskutieren sollten, lautet: Können und sollten Bibliotheken auch am Sonntag öffnen? - Selbstverständlich gehen wir am Sonntag in ein Museum, besuchen eine Sportveranstaltung oder gehen in das Schwimmbad. Bibliotheken könnten noch nutzerfreundlicher werden und sich den Bedürfnissen der Bevölkerung anpassen - eine Idee, über die wir diskutieren sollten.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie sehen an meinen Ausführungen, dass es eine Menge Fragen gibt, über die wir intensiver diskutieren sollten. Deshalb bitte ich um Zustimmung zu dem Alternativantrag der Koalition. - Herzlichen Dank.

(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU und bei der FDP)