Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):

Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Neue Ansätze für die ambulante medizinische Versorgung im ländlichen Raum - damit haben Sie mich ja, liebe Frau Anger, aber nicht nur mich: Zahlreiche politische Gremien, Fachgesellschaften, aber auch meine Kommilitonen an den Hochschulen denken gerade intensiv darüber nach, mit welchen Ideen wir uns in Deutschland der nicht von der Hand zu weisenden Tatsache stellen, dass die Gesundheitsversorgung in den etablierten Strukturen unter den Rahmenbedingungen des demografischen Wandels nicht zukunftsfähig ist. Ich selber habe übermorgen eine Posterpräsentation zu genau diesem Thema und bin schon wahnsinnig aufgeregt.

Es braucht neue Antworten. Es braucht differenzierte Antworten in Stadt und Land. Gerade im Bereich der Gesundheitsversorgung und der medizinischen Betreuung braucht es Leistungsangebote, die auf die Eigenheiten der ländlichen Regionen reagieren. Neue Ansätze sind gefragt. Es wird nicht reichen, Ärztinnen einfach aus der Praxis in die rollende Praxis umzusetzen; denn Ärztinnen haben wir nicht genug. Das ist ein Teil des Problems. Mitbedenken müssen wir also immer auch sektorenübergreifende und vor allem multiprofessionelle Ansätze. Die Kollegin hat dies gerade schon benannt.

(Zustimmung von Olaf Meister, GRÜNE, und von Dr. Anja Schneider, CDU)

Wie gut, dass es bei der Professionalisierung und auch der Akademisierung der anderen Gesundheitsberufe im Moment so viel Potenzial zu heben gibt. Mit der klassischen Arztzentrierung in Deutschland werden wir nicht weiterkommen. Das schmeckt der KV nicht, aber das muss eben trotzdem ein Teil der Antwort sein. 

Wir werden ebenso wenig weiterkommen mit der klassischen Trennung von Einzelarztpraxen und Krankenhäusern. Mit den Angeboten, die einzig auf das Kurieren einzelner Krankheiten und Leiden schauen und die Ansätze wie Public Health oder die Prävention ausblenden, werden wir ebenso wenig weiterkommen. 

DIE LINKEN machen dazu einen bedenkenswerten Vorschlag namens Medimobil. Der Medibus in Hessen - er ist gerade schon genannt worden  , ein Erfolgsprojekt des damaligen grünen Sozialministeriums, hat vorgemacht, dass der Ansatz mobiler Gesundheitsleistungen funktionieren kann. Mit dem Medibus 2.0 ist übrigens bereits ein fortgeschrittenes Konzept in Hessen auf der Straße. 

(Unruhe)

Wir schlagen vor, in Sachsen-Anhalt diese Weiterentwicklung gleich mitzudenken; nicht nur eine Unterstützung der haus- und fachärztlichen Betreuung vorzusehen, sondern die weitere Integration von Leistungen eben anderer Gesundheitsberufe. Das kann in Richtung Pflegeberatung gehen. Die Ministerin hat es gerade schon gesagt: Der Weg ist relativ einfach. Aber wenn wir über Pilotprojekte reden, dann kann das auch in Richtung Prävention, in Richtung Beratung zur Patientenverfügung und mit Community Health Nurses durchaus in eigene Behandlungskompetenzen gehen. 

Mir gefällt das Bild eines rollenden Gesundheitskiosks dafür sehr gut. Vor einer Weile war in aller Munde - in Hamburg konkret umgesetzt - ein Vorwurf bezüglich dieses Kioskkonzepts, nämlich die Fokussierung auf den städtischen Raum. Wenn wir dieses Angebot mobil gestalten und an unseren Defiziten ausrichten, dann ist das auch hierzulande anschlussfähig. 

(Unruhe)

An dieser Stelle können wir aus Hessen lernen. Das Land sollte das Konzept gleich breiter denken und sich auch an Akteure wenden, die über die Ärzteschaft hinausgehen. Lassen Sie uns auch in diesem Bereich modern denken. - Vielen Dank. 

(Beifall bei den GRÜNEN - Unruhe)