Dr. Anja Schneider (CDU):

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Damen und Herren Abgeordnete! Zur Versorgungssituation hat Frau Anger schon einiges gesagt. Das ist bereits dargestellt worden.

Ich möchte auf einen anderen Punkt zu sprechen kommen. Sie erinnern sich bestimmt noch an das Terminservice- und Versorgungsgesetz aus dem Jahr 2019. Das besagt, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen in unterversorgten Gebieten künftig eigene Praxen eröffnen oder mobile und telemedizinische Versorgungsalternativen anbieten müssen, wenn es zu wenige Ärzte gibt. Das ist richtig. 

Das Medimobil oder auch generell mobile Teams sind prinzipiell ein guter Ansatz, um kurzfristig Spitzen und Engpässe abzufangen. Mit diesem Background ist der Antrag der Fraktion DIE LINKE durchaus nachvollziehbar.

Es gab zu diesem Thema auch vor fünf, sechs Jahren schon erste Versuche. Diese sind auch wissenschaftlich begleitet worden. Aber diese Begleitungen haben eindeutig gezeigt, dass das weder wirtschaftlich noch sinnvoll darstellbar ist. Es ist außerdem, wie die Ministerin es gerade gesagt hat, nicht ausfinanziert. Es war also nicht machbar und ist wieder eingestampft worden. Aber seit 2019 haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Also warum soll es nicht auch neue Versuche geben?

Generell müssen wir aber sagen, dass wir für eine sichere Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum eine sichere Netzwerkstruktur brauchen. Das ist ganz entscheidend; denn mobile Teams, die für eine Allgemein- und eine Facharztversorgung zu den Patienten fahren, können keine Dauerlösung sein. Das kann es deshalb nicht sein, weil die Arbeitszeiten des Fachpersonals nicht bereits durch Wege- und Vorbereitungszeiten gebunden werden dürfen. Dieses Thema habe ich bei der Thematisierung Ihres Antrages auch vermisst.

Wir brauchen die Schaffung und den Ausbau von Netzwerktätigkeiten. Es ist gerade schon das Thema Gesundheitskioske, Gesundheitszentren angesprochen worden. Diese haben natürlich auch ihren Trick, keine Frage, aber es können regionale Ansprechpartner, es können Schnittstellen sein, gerade in der Entwicklung hin zum sektorenübergreifenden Gesundheitswesen. 

Auch brauchen wir die Einbindung nichtärztlichen Personals in die medizinische Versorgung.

(Zustimmung von Susan Sziborra-Seidlitz, GRÜNE)

- Vielen Dank. - Mich treibt auch um, dass junge Ärzte für die Praxis auf dem Land begeistert werden müssen. Dazu möchte ich vorsichtig sagen: Die Hausarztquote schreckt mitunter ziemlich ab. Wer weiß schon zu Beginn eines Studiums, welche Fachrichtung er wählen wird und wo er zwölf Jahre später leben möchte?

Zum Fazit. Für ein sinnvolles Mobilitätskonzept ist die Netzwerkarbeit entscheidend. Entscheidend ist nicht zuletzt auch, wo sich Hausärzte irgendwann einmal niederlassen werden. Denn junge Menschen arbeiten zunehmend lieber im Team, sind keine Einzelkämpfer mehr.

Ich komme gleich zum Ende. Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.

(Guido Kosmehl, FDP: Und wenn man eine 360-Grad-Drehung macht?)

Wir brauchen neue Spielräume für innovative Versorgungsarrangements. Denn eines muss man sagen: Mobile Teams sind bei Engpässen gut, aber sie können einen Hausarzt, der eine Vertrauensperson ist, nicht ersetzen. Deshalb plädiere ich für eine Überweisung in den Sozialausschuss. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der CDU, bei der SPD und bei den GRÜNEN)