Andreas Silbersack (FDP): 

Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren! Also, aus meiner Sicht, lieber Herr Lippmann, ist es keine Petitesse. 

(Beifall bei der FDP)

Es geht letztlich um die Frage, wie wollen wir leben.

(Stefan Gebhardt, DIE LINKE: Oh! - Thomas Lippmann, DIE LINKE: Geht es auch zwei Etagen tiefer?)

Ich sage Ihnen auch, warum. Wenn Sie vielleicht einen Wettkampf - sie waren, glaube ich, schon einmal da - bei den Special Olympics besucht hätten, dann wüssten Sie, es gibt den Grundsatz - ich habe das in der letzten Debatte gesagt  , ich will gewinnen, aber wenn ich nicht gewinne, dann will ich mein Bestes geben. Wenn Sie das einmal inhaltlich auseinandernehmen, dann sehen Sie, es geht auf der einen Seite darum, ich will gewinnen, aber auf der anderen Seite auch um das Teilnehmen als solches; das ist entscheidend. 

Genau diese Frage ist die Kernfrage, die sich am Thema der Bundesjugendspiele festmacht. Es geht um die Diskussion, landen wir in ein paar Jahren bei einem Bewegungsunterricht oder bleibt es beim Sportunterricht.

(Beifall bei der FDP)

Diese Diskussion ist eine Diskussion, die seit Jahren in vielen Bundesländern geführt wird. Wir müssen uns bekennen. Wir müssen uns auch beim Thema der Bundesjugendspiele dazu bekennen, dass wir eben keinen Bewegungsunterricht wollen, sondern dass wir beides wollen, dass wir gewinnen wollen, dass aber auch die Teilnahme entscheidend ist. Das ist eine Frage, was wir unseren Kindern tatsächlich zumuten wollen.

Wenn ich Woche für Woche zum Handballspiel meiner Kinder gegangen bin, dann habe ich Sieg und Niederlage erlebt. Beides hat ihnen etwas gebracht. 

(Zustimmung bei der FDP, von Sandra Hietel-Heuer, CDU, und von Sven Rosomkiewicz, CDU)

Nur für sich selbst kann man doch merken, wie gehe ich damit um, wie gehe ich mit Sieg und Niederlage um. Wie will ich denn, wenn ich mich auf den Bewegungsunterricht verständigen würde, die Leute eigentlich noch zum Hundertmeterlauf antreten lassen, wie will ich sie weit werfen lassen? Das funktioniert dann nicht mehr, wenn wir uns darauf verständigen, wir wollen bewegen und alles andere ist eine Überreizung dessen, was die Kinder vertragen. Wir vergehen uns an unseren Kindern, wenn wir sie nicht Sieg und Niederlage erfahren lassen.

(Beifall bei der FDP - Zustimmung bei der CDU)

Das ist eine ganz klare Ansage. Ich würde mir wünschen, dass es der Landtag in dieser Klarheit auch so formulierte. Deshalb bin ich dankbar für die Einbringung, dafür, dass wir einfach einmal darüber reden. 

Dass die Bundesjugendspiele natürlich nicht das Weltheil bringen, darum geht es gar nicht, sondern es geht um die Frage, was wir Kindern mit auf den Weg geben. Wir sagen auf der einen Seite, wir wollen Spitzensport, wir wollen olympische Medaillen, wir wollen das Beste aus dem Land Sachsen-Anhalt herausholen. Auf der anderen Seite sagen wir, ob sie in dem Grundschulalter gegeneinander antreten sollen, das wissen wir nicht so richtig. Dort legen wir doch aber die Grundlagen. 

Gucken Sie sich die Sportschulen im Land an. Sie werden feststellen, wir haben Nachwuchsprobleme ohne Ende, weil genau dieser Wille, sich herauszufordern, an der Spitze mitzukämpfen, dabei zu sein, eben nicht mehr so wie früher ist. Gerade in den Individualsportarten ist es extrem schwierig, Nachwuchs zu finden. Deshalb ist es wichtig, dass wir als Bundesland sagen, natürlich ist es richtig, dabei zu sein, aber es muss auch möglich sein, bei Sieg und Niederlage mitzusprechen, das mitzuerleben, dafür einzustehen. Das ist wichtig für uns, für unsere Kinder und deshalb ist es keine Petitesse. Deshalb bin ich der CDU dankbar, für den Antrag der Koalitionsfraktionen. Deshalb stimmen wir als FDP-Fraktion dem zu. - Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP - Zustimmung bei der CDU)